Auf einen Blick
- 2760 Betriebe haben sich dem Swisstainable-Programm angeschlossen
- Basel Tourismus will bis 2037 Netto-Null-Emissionen erreichen
- Internationale Delegationen zeigen Interesse an Swisstainable
Was haben Tourismus und Nachhaltigkeit miteinander zu tun? Ziemlich viel, denn sie beeinflussen sich gegenseitig. Der Tourismus hat an vielen Orten der Welt negative Auswirkungen auf Landschaft und Umwelt und begünstigt durch die CO2-Emissionen den Klimawandel. Dies hat Folgen wie Schneearmut in den Bergen und im Flachland sowie den Rückgang von Gletschern. In der Schweiz sind genau diese Naturschönheiten wie verschneite Berge oder unberührte Landschaften ein Magnet für Gäste aus dem In- und Ausland.
Was viele nicht wissen: Schon heute fahren die Züge der SBB mit 90 Prozent Energie aus einheimischer Wasserkraft. Auch viele Bergbahnen fahren mit Strom aus nachhaltigen Quellen: Die Standseilbahn Neuveville-Saint-Pierre in Fribourg beispielsweise wird ausschliesslich durch die Schwerkraft von mitgeführtem Abwasser angetrieben.
Die Staubernbahn im St. Galler Rheintal fährt dank Elektrizität aus der bahneigenen Solaranlage und der Bremsenergie. Die Seilbahnen und Skilifte der Brunnibahnen Engelberg verlassen sich auf die selbst produzierte Solarenergie. Autofreie Orte wie Mürren, Saas Fee, Verbier, Wengen, Zermatt oder die Aletsch Arena setzen schon seit vielen Jahren den Fokus auf die Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Verkehr.
Nachhaltigkeit sichtbar machen
Vor drei Jahren hat Schweiz Tourismus das Thema Nachhaltigkeit aufgegriffen und fördert seither gezielt konkreten Nachhaltigkeitsmassnahmen in der Branche. Zusammen mit der Hochschule Luzern und dem gesamten Sektor hat Schweiz Tourismus das Nachhaltigkeitsprogramm «Swisstainable» ins Leben gerufen. Das Programm unterstützt Akteure im Tourismus dabei, die bereits gelebte Nachhaltigkeit für die Gäste besser sichtbar zu machen.
Das Label Swisstainable soll als Metaprogramm mehr Orientierung geben und funktioniert so: Tourismusbetriebe erhalten die Möglichkeit, ihr nachhaltiges Engagement klassifizieren zu lassen. Je nach Ausgangslage steigen sie auf einem der drei Levels ein: Level I – committed, Level II – engaged oder Level III – leading. Die Kriterien sind vielseitig und betreffen neben Umweltthemen wie Energie, Wasser, Abfall oder CO2-Ausstoss auch Themen in der sozialen Verantwortung und der Wirtschaftlichkeit.
Das Programm stösst auf viel Interesse: Seit dem Start haben sich der Bewegung über 2760 Betriebe angeschlossen. Auch ganze Tourismusregionen können mitmachen. Bereits in der Testphase beteiligten sich die vier Stadt- und Bergdestinationen Basel, Lenzerheide, Luzern sowie die Region Engadin Scuol Samnaun Val Müstair.
Aktuell setzen sich bereits sechs Destinationen unter dem Label mit der gesamten Region für einen nachhaltigeren Tourismus ein. Weitere 26 Destinationen befinden sich im Anmeldeprozess und erarbeiten eine Nachhaltigkeitsstrategie, Massnahmen und Initiative. Basel Tourismus hat sich beispielsweise die Reduzierung von CO2-Emissionen vorgenommen und will bis 2037 das Netto-Null-Ziel erreichen. Neu lancierte Stadtführungen sensibilisieren zum Thema Nachhaltigkeit. Dort werden nachhaltige Trinkflaschen zur Vermeidung von Einwegplastik verteilt.
Internationales Interesse geweckt
Schon im September 2023 wurde die Ferienregion Engadin Scuol Zernez und Val Müstair als Swisstainable Destination auf Level III – leading ausgezeichnet. Das ist die höchstmögliche Einstufung beim Nachhaltigkeitsprogramm. Das The Lab Hotel in Thun setzt mit seinem Zero-Waste-Leitfaden auf Abfallminimierung und achtet bei der Ausstattung der Zimmer auf Kreislaufwirtschaft. Auch die Schweizer Jugendherbergen sind bei Swisstainable klassiert. Bei ihnen gehören Nachhaltigkeit und verantwortliches Handeln bereits seit 1994 zur Geschäftsphilosophie.
Gemäss der Swisstainable-Geschäftsstelle sind auch Marketingpartner auf den Zug aufgesprungen: «Es gibt immer mehr Kooperationen auf Basis von Swisstainable: Zum Beispiel die Sommeraktion von Raiffeisen, Angebote von Rail Away oder Reiseveranstalter wie Kuoni Tumlare, die nur noch Swisstainable-Betriebe buchen.» Das Programm und der gewählte Ansatz erhalte viel Anerkennung: «Wir werden oft von ausländischen Delegationen und Behörden kontaktiert, da sie interessiert sind, wie wir die Nachhaltigkeit im Tourismussektor verankern.» So wird es künftig vielleicht auch Nachahmer geben, die diese gute Idee in die ganze Welt hinaustragen.