Neue Love-Life-Kampagne – der Bund will Wissenslücken rund um sexuelle Gesundheit schliessen
Parat für Sex? Mach den Check!

Den Schutz vor HIV hat die Bevölkerung weitgehend im Griff. Nun zeigt eine Umfrage Wissenslücken in der Schweiz über andere sexuell übertragbare Erreger auf. Die neue Love-Life-Kampagne «Ready!» fördert umfassenden Safer Sex.
Publiziert: 25.04.2024 um 14:00 Uhr
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Aktualisiert: 25.04.2024 um 15:10 Uhr
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Anne Levy, Direktorin des Bundesamts für Gesundheit, präsentiert die neue «Love Life»-Kampagne.
Foto: keystone-sda.ch
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Karen SchärerTeamlead Gesellschaft

Gonorrhoe, Chlamydien, Syphilis: Die Bezeichnungen für sexuell übertragbare Infektionen (STI) sind sperrig – und die Bevölkerung in der Schweiz tut sich damit schwer, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Diesen Schluss legen jedenfalls die Ergebnisse einer neuen repräsentativen Umfrage zum Wissen über Safer Sex nahe.

Fälschlicherweise glaubt demnach ein grosser Teil der über 1000 Befragten ab 15 Jahren, dass Kondome nicht nur zuverlässig vor HIV schützen, sondern auch vor Syphilis (72 Prozent Zustimmung), Gonorrhoe (60 Prozent), Chlamydien (60 Prozent), viraler Hepatitis (54 Prozent) und HPV (51 Prozent).

Syphilis und Co. im Fokus eines nationalen Programms

Dieses Unwissen steht im Kontrast zum Ziel des Bundesrats, dass es bis 2030 in der Schweiz zu keinen neuen Übertragungen von HIV, Hepatitis-B- und Hepatitis-C-Viren mehr kommen soll sowie die Ansteckungen mit anderen sexuell übertragenen Krankheitserregern sinken sollen. So steht es in einem nationalen Programm, das der Bundesrat im vergangenen November verabschiedet hat.

Trotz mangelhaften Wissens fühlen sich mehr als drei Viertel der Befragten sehr gut oder eher gut über sexuell übertragbare Infektionen informiert; gleichzeitig hat das Thema sexuelle Gesundheit für sie keine grosse Bedeutung: So erachten nur 25 Prozent der Befragten in der Westschweiz das Thema als sehr wichtig. In der Deutschschweiz sind es 34 Prozent, im Tessin 47 Prozent.

Ein individueller Safer-Sex-Check

Die neue Love-Life-Kampagne des Bundesamts für Gesundheit, die heute vorgestellt wurde, setzt hier an. Safer Sex meint nicht mehr nur den Schutz vor HIV, sondern auch vor anderen sexuell übertragbaren Infektionen. Darauf fokussiert die Kampagne «Ready!».

Bereit zum Sex ist man demnach – und dies ist die Hauptbotschaft der Kampagne – erst nach einem persönlichen Safer-Sex-Check. Wer auf lovelife.ch den kurzen Online-Check macht, bekommt auf die eigene Situation zugeschnittene Schutz- und Testempfehlungen. Zum Beispiel solle man sich zu Beginn einer sexuell exklusiven Partnerschaft auf HIV, Syphilis, Chlamydien und Gonorrhoe testen lassen. Einem jungen Mann, der wechselnde Sexualpartnerinnen hat und sich für die Zukunft auch Sex mit Männern vorstellen kann, rät der Check, sich über Impfungen zu informieren, mit Kondom zu verhüten und sich alle sechs Monate auf STI testen zu lassen.

Wer Sex hat, kann sich anstecken

Gegen Hepatitis A und B, HPV und Affenpocken bietet eine Impfung Schutz. Für andere sexuell übertragbaren Erreger gibt es keine Impfung.

Gonorrhoe (Tripper), Syphilis oder Chlamydien übertragen sich leicht beim Sex: Die Bakterien befinden sich auf infizierten Schleimhäuten. Kondome sind – ausser bei HIV – kein verlässlicher Schutz, denn diese Erreger werden auch beim Küssen, Berühren und beim Oralsex übertragen. Viele Infektionen verlaufen ohne spürbare Symptome.

Ein Bluttest oder Abstriche in Rachen, Anus und an Genitalien geben Aufschluss über eine Infektion. Diese lässt sich mit Antibiotika behandeln. Mit einer frühen Erkennung und Behandlung lassen sich Langzeitschäden vermeiden.

STI-Zahlen steigen

Während die HIV-Diagnosen seit den 1990er-Jahren markant rückläufig sind, verläuft die Kurve anderer STI gegenläufig. Am häufigsten werden Chlamydien nachgewiesen. Die Inzidenz lag 2022 bei 148,8 pro 100’000 Menschen (rund 13’000 Diagnosen). Die häufigsten Diagnosen betreffen Frauen im Alter von 15 bis 24 Jahren. Auch Gonorrhoe-Diagnosen (Inzidenz: 58,2) werden zunehmend gemeldet. Hier sind grossmehrheitlich Männer betroffen, insbesondere nach sexuellen Kontakten zwischen Männern. Die Erklärung für den Anstieg der entsprechenden Diagnosen liegt laut Bundesamt für Gesundheit in der Ausweitung des Testens.

Zum Vergleich: Wurden in den 1990er-Jahren durchschnittlich 1300 neue HIV-Fälle pro Jahr gemeldet, lag diese Zahl 2022 noch bei 371. Dies entspricht einer Inzidenz von 4,2 pro 100’000 Menschen.

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