In den Schweizer Alpen gibt es ein Abfall-Problem, genauer gesagt: ein Kot-Problem. Bergsteigerin Evelyn Binsack (56) sagt zu Blick: «An vielen Aufstiegsorten liegt neben dem Pfad immer mal wieder Kot. Und noch schlimmer: WC-Papier, das es je nach Wind überall hinträgt..»
Kot-Problem zum Trotz: Unsere Alpen sind viel weniger vermüllt als der Mount Everest. Und das, obwohl noch nie so viele Menschen zu Berg gingen. Wieso? Im europäischen Alpinismus ist wegen den geringeren Gipfelhöhen keine Akklimatisation nötig, deshalb fällt viel weniger Abfall an. Dazu kommt das dichte Netz von über 150 Hütten. Sie spielen im Abfallmanagement der Hochalpen eine entscheidende Rolle.
Edith Lehner (57) ist Hüttenwartin auf der Hörnlihütte, einer der grösseren Hütten der Schweizer Berge. Sie sieht noch einen weiteren Grund: «Die Verbindung zwischen den Berggängern und der Natur ist in der Schweiz viel grösser als im Himalaya, wo sich jeder mit Geld eine Gipfelbesteigung kaufen kann – und danach wieder abreist.»
Die Hörnlihütte beim Matterhorn ist eine der bekanntesten im Land. Lehner hält ihre Gäste dazu an, möglichst wenig Abfall zu generieren. Doch sie sagt auch: «Wir haben in der Hochsaison 150 Leute, die bei uns übernachten. Plus viele Wanderer, die auf die Terrasse kommen. Das generiert Abfall.»
Der Abtransport ist aufwendig. In der Hochsaison fliegt deshalb alle ein bis zwei Tage ein Helikopter die Hörnlihütte an. Er bringt Material hoch, auch Trinkwasser – und fliegt Abfall aus, inklusive Kot.
Gemäss SAC fallen in den Hütten im Mittel pro Jahr 850 Kilo Abfall an. Ziel sei es, diesen weiter zu reduzieren. Dabei setzt der SAC auf drei Punkte:
- Abfall vermeiden, in dem die Berggänger wiederverwendbare Nahrungsmittelbehälter und Wachstücher brauchen.
- Den eigenen Abfall wieder mitnehmen: So soll die Müllmenge auf den Hütten möglichst gering bleiben.
- Abfall in der freien Wildbahn einsammeln: Kletterer und Wander sollen Abfall entsorgen, wenn sie welchen finden. Dafür hängen in den meisten SAC-Hütten 10-Liter-Plastiksäcke, die die Berggänger mitnehmen können.