Telefonbücher von 1880 bis 1950 jetzt für alle zugänglich
Historischer Anschluss unter dieser Nummer

Kaum ein Dokument spiegelt die Schweizer Bevölkerung besser wider als das Telefonbuch. Jetzt gibt es über eine Suchplattform erstmals öffentlichen Zugang zu digitalisierten Telefonbüchern der Jahre 1880 bis 1950. Unser Autor erklärt dir, was du dort entdecken kannst.
Publiziert: 02.07.2024 um 09:03 Uhr
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Aktualisiert: 02.07.2024 um 11:31 Uhr
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Die Suchplattform historic.localsearch.ch bietet Zugang zu digitalisierten Telefonbüchern der Jahre 1880 bis 1950.
Foto: Screenshot historic.localsearch.ch
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Daniel ArnetRedaktor Gesellschaft / Magazin

2 24 66: So lautet die Telefonnummer meines Grossvaters mütterlicherseits, der von der «Ruflisbergstr. 6» aus ein Geschäft für «Spirituosen u. Spezereien» betreibt. Dieser Eintrag steht auf Seite 88 des Telefonbuchs «Luzern 041» von 1950.

Den Fund ermöglicht eine neue Dienstleistung, die seit heute allen zur Verfügung steht: Die Suchplattform historic.localsearch.ch schafft erstmals den Zugang zu digitalisierten Telefonbüchern der Schweiz aus den Jahren 1880 bis 1950.

Lanciert hat das neue Angebot Localsearch, eine Firma mit Wurzeln im gedruckten Telefonbuch, zusammen mit dem PTT-Archiv in Köniz BE, wo 7500 Meter Dokumente aus der Geschichte der Schweizer Post lagern, und der Universität Bern.

99 Einträge im ersten Telefonbuch

«Dieses Projekt spiegelt unseren Einsatz für die digitale Förderung der Schweizer KMU wider», sagt Localsearch-CEO Stefano Santinelli. «Seit über 140 stehen wir KMU zur Seite – früher mit dem Telefonbuch, heute mit digitalen Lösungen.»

Das Telefonbuch ist mehr als eine blosse Auflistung von Namen, Berufen, Adressen und Anschlussnummern. Es ist in seiner historischen Abfolge ein wertvolles Dokument zu wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen.

«Liste der Sprech-Stationen der Zürcher Telephon-Gesellschaft» heisst das schweizweit erste Telefonbuch von 1880. Es umfasst sechs Seiten und 99 Einträge – mehrheitlich von Unternehmen, da sich Privatpersonen damals kaum einen Telefonanschluss leisten konnten.

Einige eingetragene Firmen aus dem ersten Telefonbuch existieren heute noch. So beispielsweise die «Neue Zürcher Zeitung», das Druckerei- und Verlagshaus Orell Füssli, die Confiserie Sprüngli oder die Uetlibergbahn.

Bis 1992 war Telefonbucheintrag obligatorisch

Anders sieht es bei den angegebenen Berufen aus, die heute entweder selten oder gar ausgestorben sind – etwa der «Lohnkutscher» (Pferdefuhrwerk-Führer), der «Sensal» (Kunstmakler) oder «Dessinateur» (Musterzeichner im Textilgewerbe).

Interessant ist auch der Vergleich über die Jahre, der demografische Veränderungen aufzeigt: Waren in den Jahren 1900 bis 1925 die häufigsten Berufsbezeichnungen Metzger und Ärzte, so waren es 1950 Landwirte.

Ab 1959 bietet das Telefonbuch ein fast flächendeckendes Abbild der Schweizer Bevölkerung, da fortan bis 1992 für jeden Festnetzanschluss ein Eintrag obligatorisch ist. In den 1990er-Jahren gibt es jährlich 25 dicke Bände mit rund sechs Millionen Einträgen.

Gemäss Localsearch befindet sich die Digitalisierung der Daten von 1950 bis 1997 in Bearbeitung. Zu einem späteren Zeitpunkt stehen diese Daten ebenfalls auf historic.localsearch.ch zur Verfügung.

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