Das hat damit zu tun, was die Menschen in ihrer Wohnumgebung erleben und was nicht. Was ihnen also nahe ist und was fern. Es ist kein Wunder, dass jene Kantone mit dem geringsten Anteil an Ausländerinnen und Ausländern am ausländerfeindlichsten sind – schliesslich sehen sie kaum welche und können ihnen daher in ihren Köpfen die schlimmsten Dinge andichten. Menschen in der Stadt hingegen sind von verschiedensten Kulturen und Subkulturen umgeben und haben dadurch ein viel realistischeres und grosszügigeres Bild von ihnen. Es ärgern sich ja über den Parkplatzabbau in den Städten nicht die Leute auf, die da leben, sondern jene, die gern dort hinfahren.
Nun könnte man umgekehrt fragen, warum Menschen auf dem Land, die von viel mehr Natur umgeben sind, politisch kaum je grün sind. Da müsste die Wohnumgebung ja auch prägend sein im Sinn der erlebten und als schützenswert erachteten Natur. Aber sämtliche Umweltinitiativen der letzten Jahre wurden an der Urne versenkt, und zwar von den Kantonen, in denen die Landwirtschaft eine wichtige Rolle spielt. Offenbar herrscht da trotz aller
Naturverbundenheit – oder vielleicht gerade deswegen – ein geradezu imperialistisches Denken gegenüber der Umwelt vor, die sich dem Menschen untertan zu machen hat.
Es ist schwierig, allgemeingültige Aussagen zu dieser Frage zu machen, weil es eine komplexe Frage ist und auch auf dem Land viele Menschen mit einer umweltbewussten Gesinnung leben und es auch in Zürich eine SVP gibt, die munter gegen Ausländer und Ausländerinnen, Gendersprache und 30er-Zonen hetzt. Auf jeden Fall geht es bei Politik nicht um Fakten, wie etwa dass Glyphosat nachweislich krebserregend ist, sondern um Emotionen. Und die haben die Angewohnheit, schnell hochzukochen – man braucht ja nur mal diese Kolumne zu lesen.