Schneesportlager boomen
Schneesportlager boomen – Organisatoren feiern Teilnehmerrekord

Der Erhalt des Schweizer Kulturguts Schneesport scheint zu klappen: Organisationen vermelden Rekordzahlen bei den Lagern. Das Beisammensein ohne Eltern ist für Kinder und Jugendliche bereichernd. Die Tradition der Skilager entstand aber aus ganz anderen Motiven.
Publiziert: 17.01.2024 um 12:32 Uhr
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Aktualisiert: 18.01.2024 um 09:13 Uhr
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Teilnehmende eines via GoSnow.ch organisierten Lagers in Davos im Winter 2023.
Foto: Nina Mattli (GoSnow)
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Karen SchärerTeamlead Gesellschaft

Die detaillierte Packliste ist da, die Zimmereinteilung gemacht, das Programm für die Lagerwoche in den winterlichen Bergen verkündet. Bei vielen Kindern wächst schon die Vorfreude aufs Lager, bei anderen die Nervosität. 

In den kommenden Wochen fahren Hunderte Klassen ins Schneesportlager. Von einem Teilnehmendenrekord für die Saison 2023/2024 spricht Ole Rauch (50), Geschäftsführer Schneesportinitiative Schweiz.

Mit wenigen Klicks ist alles organisiert

Der Verein ermöglicht es Schulen seit 2015, über die Vermittlungsplattform GoSnow.ch mit wenigen Klicks komplette Schneesportlager zu buchen. Er nimmt den Schulen damit den Aufwand ab, Unterkünfte, Verpflegung, Mietmaterial, Skitickets und so weiter zu organisieren. 

Das Angebot kommt an: Mit rund 17’000 Teilnehmenden in etwa 400 Lagern ist ein neuer Höchststand in der Geschichte der Schneesportinitiative erreicht. Natürlich buchen auch Schulen und Lehrpersonen ihre Lager via GoSnow.ch, die vorher die Organisation eigenständig gestemmt haben. «Unsere Befragungen zeigen aber, dass es etwa 50 Prozent unserer Lager vorher nicht gab», sagt Ole Rauch. 

Französisch reden im Lager

Die Schneesportinitiative bemüht sich ständig darum, weitere Klassen in die Berge zu bringen und Unterkünfte auch abseits der klassischen Lagerwochen zu füllen. So fanden im Dezember 2023 vier Lager aus dem Kanton Bern statt. Absolute Hochsaison für Skilager ist aber die letzte Januarwoche und die erste Märzwoche. 

Eine neue Zielgruppe unter den Lehrpersonen spricht das Angebot «Deux im Schnee» an: Mit den Sprachlehrkräften fahren hier je eine französisch- und eine deutschsprachige Klasse zusammen ins Lager. 18 solche Tandems verbinden diese Saison Schneesport mit Sprachaustausch. 

Den positiven Trend bei den Wintersportlagern bestätigen auch die Zahlen deutlich, die das Bundesamt für Sport seit 2005 national erhebt. Im ersten Statistikjahr waren es 2585 Wintersportlager, danach sank die Zahl bis auf 2244 im Jahr 2012. Seither wuchs die Zahl nahezu wieder jedes Jahr um ein bis zwei Prozent – bis zur Pandemie. Das Jahr 2023 mit 2403 Schneesportlagern und fast 112’000 teilnehmenden Kindern markierte einen neuen Höchststand. 

Ursprünge in den Kriegsjahren

Jugendskilager gibt es in der Schweiz seit den 1940er-Jahren. Heute sind die Lager ein Mittel dazu, das Kulturgut Schneesport zu erhalten. Damals war die Motivation eine ganz andere. Die Ursprünge der Skilager hätten wirtschaftliche und politische Gründe gehabt, nicht etwa sportliche, schreibt Historiker Andrej Abplanalp (54) auf dem Blog des Schweizerischen Nationalmuseums. Einheimische sollten die aufgrund des Krieges ausbleibenden ausländischen Gäste in den Bergen ersetzen und die heimische Tourismusindustrie stärken. 

Für General Henri Guisan (1874–1960) wiederum waren Skifahren und Wintersport Sinnbild für den eidgenössischen Widerstand: «Der General erklärte den Schneesport zur idealen Tätigkeit, um physische und moralische Kräfte für die Landesverteidigung zu tanken», schreibt Abplanalp. Ab den 1940er-Jahren führten erste Kantone Sportferien ein, die fürs Skifahren genutzt werden sollten. Politik, Wirtschaft und Militär arbeiteten gemeinsam darauf hin, die Schweiz zu einer Skination zu machen. 

Aus dem Skilager ist längst ein Schneesportlager geworden. Je nach Angebot fährt man Ski und Snowboard, geht auf Ski- oder Schneeschuhtour, probiert das Langlaufen aus. Die Schweiz ist von der Ski- zur Schneesportnation geworden.

Im Kontext eines Lagers spielt das aber keine entscheidende Rolle. Andreas Steinegger (53), Ausbildungsleiter und stv. Leiter Jugend+Sport sieht Vorzüge im Lagerleben und in der Aktivität in einmaliger Bergkulisse: Die gemeinsamen Erlebnisse und das Zusammensein ohne Eltern bewirkten «unvorstellbar wichtige soziale Benefits», sagt Steinegger. «Durch herausfordernde, Spass orientierte Aktivitäten feiern die Kinder und Jugendlichen gemeinsame Erlebnisse.»

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