René Murbach ist einer von vielen: 245'000 Menschen in der Schweiz besitzen privat ein Waldgrundstück. Obwohl für private Wälder keine Bewirtschaftungspflicht besteht, verbringt Murbach fast jeden Samstag in seinem Wald, um diesen zu pflegen. Der Wald ist für ihn weit mehr als Arbeit – er ist ein Ort der Ruhe und Gemütlichkeit, des Genusses und der familiären Gemeinschaft. So verbringt er nicht nur viele Sonntage mit seiner Familie im Wald, sondern feierte letztes Jahr auch «Waldweihnachten» mit anderen Waldbesitzern in Glattfelden. Dafür wurde eine hohe Weisstanne bis oben mit Lichtern geschmückt, es gab Glühwein, Würste und gemütliche Geselligkeit.
Den oberen Teil seines 1,75 Hektar grossen Waldgrundstücks kaufte René Murbach seinem Vater 2010 ab, 2020 fand eine Waldzusammenlegung statt und es kam noch ein weiteres Stück dazu, das vom Waldweg aus nach unten führt. Seit dem Jahr 2000 hat Murbach seinem Vater im Wald geholfen. «Zehn Jahre vor der Pension hat mein Vater sein erstes Stück Wald gekauft – mit dem Hintergedanken, dass er etwas zu tun hat, wenn er pensioniert ist.» Doch heute ist er 86 Jahre alt – da komme er im Wald körperlich an seine Grenzen. Doch die Liebe zum Wald hat er seinem Sohn vererbt. Wenn er durch den Wald gehe, fühle er sich gut und zufrieden, sagt René Murbach. Ausser wenn es stürme, dann «gehe ich im Wald schauen, ob noch alle Bäume stehen».
Ein bisschen Cheminéeholz an den finanziellen Schaden
Die Arbeit, die der Wald mit sich bringt, empfindet der 58-Jährige nicht als belastend: «Ich bin gern im Wald. Ich arbeite auch gern. Es fasziniert mich, einen Baum zu fällen.» Nach dem Fällen eines Baums müsse dieser weiterverarbeitet werden. Zuerst werden dabei die Äste und Zweige entfernt, und der Stamm wird zurechtgeschnitten. Der Stamm wird von seiner Rinde befreit und schliesslich gespalten und in kleinere Teile zerlegt.
Im Optimalfall lässt sich ein wenig Cheminée-Holz verkaufen. «Das ist deshalb interessant, weil man ein bisschen was an den Schaden hat.» Mit dem Schaden meint Murbach die finanziellen Herausforderungen, die mit einem privaten Waldbesitz verbunden sind. Für die Waldarbeit sind verschiedene und teilweise sehr teure Maschinen notwendig wie Seilwinden, Spaltmaschinen und Holzschredder. Auch hat sich Murbach einen Occasion-Traktor angeschafft: «Der kostet ziemlich viel Geld.»
Beruflich ist er in einem 100-Prozent-Pensum als Betonmaschinist tätig. Für die Samstage stellt er sich immer ein «Programm» zusammen, was er bis zum jeweiligen Abend erreichen möchte. Manchmal gelingt es ihm nicht und manchmal schafft er auch mehr. Vor allem geniesst der 58-Jährige das Miteinander, denn es sei gefährlich, allein im Wald zu arbeiten: «Ich habe einen Kollegen, dem ich helfen kann, und er hilft mir dafür an einem anderen Samstag.» Das sei das Schöne an der Arbeit im Wald, dass man sich untereinander helfen könne. «Wir haben ja alle das gleiche Denken und die gleiche Freude, wenn wir hier sind.»
Besondere Tiererlebnisse und Zukunftspläne
Wichtig für eine gute Waldbewirtschaftung ist für René Murbach eine Durchmischung der Bäume: «Die alten Bäume machen da oben dunkel. Dann hast du zu wenig Licht am Boden, und die jungen können nicht kommen.» Um sich richtig um seinen Wald kümmern zu können, war es Murbach wichtig, sich Wissen anzueignen. «Ich habe zwei Holzkurse gemacht, und das war eine gute Sache.» Nun weiss er vieles über die zum Wald gehörende Pflanzen- und Tierwelt. «Die Bodenvernetzung mit den Pilzen, wenn sie miteinander kommunizieren, ist für mich ein genialer Wahnsinn.»
Schöne Momente, die Murbach in Erinnerung bleiben werden, sind die Begegnungen mit Tieren im Wald. Beispielsweise wenn er eine Stelle finde, wo davor ein Reh geschlafen habe. Eindrücklich sei auch gewesen, als eine Wildschweinfamilie sich ihm und seiner Familie im Wald bis auf wenige Meter näherte: «Sie hatten ein ganz Kleines hinten dran, das war uu herzig», so der Waldbesitzer. «Ziemlich sicher war der Wind günstig, sodass sie uns nicht gerochen haben und stehen blieben.» Doch auf einmal habe der Wind gedreht und die sechs Wildschweine seien weggerannt.
Die Tradition mit «seinem» Wald-Weihnachtsbaum wolle René Murbach in Zukunft weiterführen – dieses Jahr soll nun auch dank neuer Maschine auf den Spitz der Tanne ein Weihnachtsstern kommen. Auch will er den Wald einfach so gut pflegen, dass er ihn einmal dem «Junior» übergeben und selbst so lange wie möglich im Wald sein kann: «Ich bin ein anderer Mensch hier. Ja, ich bin einfach zufrieden.»
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