Das ist der Trailer zu «Adolescence»
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Neue Netflix-Serie:Das ist der Trailer zu «Adolescence»

Radikalisierung im Netz
Warum «Adolescence» die wichtigste Netflixserie des Jahres ist

Die Netflixserie «Adolescence» zeigt schonungslos den 13-jährigen Jamie, der des Mordes verdächtigt wird. Ohne Schnitte gefilmt, beleuchtet sie soziale Medien, toxische Männlichkeit und die Radikalisierung Jugendlicher – und stellt unbequeme Fragen an die Gesellschaft.
Publiziert: 21.03.2025 um 17:22 Uhr
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Aktualisiert: 21.03.2025 um 17:30 Uhr
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Die Polizei nimmt Jamie Miller in seinem Kinderzimmer fest. Der Vorwurf: Er soll seine Mitschülerin Katie ermordet haben. Filmstill aus «Adolescence», Episode 1 (2025).
Foto: Courtesy of Netflix

Darum gehts

  • Netflixserie «Adolescence» zeigt Auswirkungen der digitalen Welt auf Jugendliche
  • Serie deckt Gefahren von Online-Radikalisierung und Incel-Ideologie auf
  • Diese Serie sollten alle sehen
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Ramona RosatiRedaktorin Gesellschaft

Die neue Netflixserie «Adolescence» ist nichts für schwache Nerven – und genau das macht sie so besonders. Seit ihrer Erscheinung am 13. März hält sich die Miniserie auf Platz eins der Schweizer Netflix-Charts. Die Serie sorgt für hitzige Diskussionen, denn sie wirft unbequeme Fragen über unsere Gesellschaft auf – ein Faktor, der den Hype zusätzlich antreibt. Vier Folgen, jeweils rund sechzig Minuten, aber ohne einen einzigen Schnitt. Jede Folge spielt an einem anderen Schauplatz, wodurch sich die Geschichte immer wieder neu entfaltet. Die Kamera bleibt gnadenlos dran, als wäre man live dabei, wenn Jamie Miller, 13 Jahre alt, von der Polizei abgeführt wird – verdächtigt, eine Mitschülerin ermordet zu haben.

Die Serie beginnt mit Jamies Verhaftung – doch schnell wird klar, dass es um mehr geht als diesen Kriminalfall. «Adolescence» nutzt das persönliche Schicksal eines Jugendlichen, um tief in gesellschaftliche Strukturen einzutauchen. Die Serie zeigt, wie sich toxische Männlichkeit, der Einfluss sozialer Medien und fehlgeleitete Vorbilder auf junge Menschen auswirken können. Jamies Geschichte ist keine Ausnahme, sondern eine Warnung: Wie formt das digitale Umfeld unsere Jugend? Welche Verantwortung tragen Eltern, Schulen und die Gesellschaft? Und inwiefern führen veränderte Rollenbilder zu toxischer Männlichkeit? 

Die unsichtbare Radikalisierung

Die Serie zeigt, wie leicht Jugendliche in Berührung mit frauenfeindlichen Online-Communitys und der Incel-Ideologie kommen können. Jamie selbst erscheint zu Beginn der Serie nicht als gefährliche Figur – doch durch soziale Isolation und Frustration entwickelt er eine bedenkliche Ideologie. Die Serie zeigt ungeschönt, wie sich Abgrenzung von Gleichaltrigen und mangelnde emotionale Unterstützung zu einer gefährlichen Mischung verdichten können. Statt simpler Täter-Opfer-Narrative stellt «Adolescence» die unbequeme Frage: Wer trägt die Schuld, wenn ein Kind zum Täter wird?

Ein weiterer Schwerpunkt der Serie liegt auf den innerfamiliären Dynamiken. Stephen Graham (51) brilliert nicht nur als Jamies Vater, sondern war auch als Produzent an der Serie beteiligt. Seine Darstellung eines Vaters, der zwischen Überforderung, Wut und Schuldgefühlen schwankt, verleiht der Serie eine erschütternde Authentizität. Die Elternfigur steht exemplarisch für viele Erziehungsberechtigte, die sich der digitalen Lebenswelt ihrer Kinder nicht bewusst sind.

Filmische Innovation mit emotionaler Wucht

Die Entscheidung, die gesamte Serie ohne einen einzigen Schnitt zu drehen, verstärkt das Gefühl der Unmittelbarkeit. Die Kamera bleibt unerbittlich nahe an den Figuren, wodurch das Publikum tief in Jamies Welt eintaucht. Owen Cooper (15), der den 13-jährigen Jamie verkörpert, hatte zuvor keinerlei Schauspielerfahrung. Gerade seine rohe, ungeschliffene Darstellung macht die Erzählung umso beklemmender.

Die Serie trifft den Nerv der Zeit, weil sie mehr ist als ein Krimi-Drama. Sie hält unserer Gesellschaft einen Spiegel vor und zwingt uns, über die Gefahren der digitalen Welt, elterliche Verantwortung und die psychologischen Mechanismen hinter Radikalisierung nachzudenken. «Adolescence» ist ein schonungsloses, aber notwendiges Porträt einer Generation, die mit Herausforderungen kämpft, die viele Erwachsene noch nicht einmal ansatzweise verstehen.

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