Auf einen Blick
- Waschbären: die Wildtiere sind eine invasive Art in der Schweiz
- Waschbären sind Allesfresser, geschickt und können Schäden in Häusern verursachen
- 2023 wurden in der Schweiz 44 Waschbären erlegt, davon 35 in Basel-Landschaft
Der berühmteste Waschbär der Welt heisst Pumpkin. Er war ein Monat alt, als er auf den Bahamas vom Baum fiel und sich ein Bein brach. Er landete im Garten von Laura Young. Sie pflegte ihn mithilfe des Tierarzts wieder gesund und behielt ihn schliesslich bei sich. Der kleine Waschbär freundete sich mit ihren beiden Hunden an: Er dachte wohl, er sei selbst einer.
Die süssen Bilder vom kleinen Waschbären, wie er auf dem Sofa lümmelt, mit den Hunden schmust oder im Pool badet, gingen viral: 1,5 Millionen folgen Pumpkin auf Social Media. Mit vier Jahren verstarb Pumpkin – sein Profil ist aber noch immer aktiv. Und die Beliebtheit der Bären ist weiterhin ungebrochen: Unter dem Hashtag #raccoon (Waschbär) gibt es allein auf Instagram 1,7 Millionen Einträge.
Putziger Räuber mit Maske
Aber so putzig der Kleinbär mit seiner Fellmaske rund um seine Knopfaugen ist, so problematisch kann er auch sein: Waschbären sind Wildtiere, und selbst in den USA und Kanada, wo die Kleinbären herkommen, ist die Haltung reglementiert. In der Schweiz ist der pelzige Amerikaner nicht willkommen: Als invasive Art gefährdet er unsere einheimische Tierwelt – ein Bundesgesetz erlaubt ganzjährig die Jagd.
Lange Zeit kam es kaum zu einem Abschuss. 2016 und 2017 wurde je ein Waschbär in der Schweiz erlegt, inzwischen ist die Zahl laut der eidgenössischen Jagdstatistik rapide angestiegen. 2023 waren es 44 Waschbären, 35 davon allein im Kanton Basel-Landschaft. Laut dem Amt für Wald und Wild beider Basel waren es 2024 etwa gleich viele, offizielle Zahlen stehen noch aus. «In Basel-Landschaft wurde 2021 das erste Mal Nachwuchs bei den Waschbären bestätigt, seither wurden jedes Jahr Jungtiere gesichtet», sagt Holger Stockhaus, Jagd- und Fischereiverwalter beider Basel. Eine genaue Aussage über die Anzahl Waschbären, die in der Schweiz unterwegs sind, sei nicht möglich. «Wir gehen davon aus, dass die beiden Basel am meisten Waschbären zu verzeichnen haben, wegen der Grenze zu Deutschland. Aber auch andere Kantone sind betroffen.»
Aus der Pelzzucht entkommen
In Deutschland ist der Allesfresser weit verbreitet. Wie der nordamerikanische Bär nach Deutschland gekommen ist, dazu gibt es zwei Versionen: Vor 100 Jahren war das Fell von Waschbären für Pelzmäntel beliebt, darum wurde der Waschbär 1927 für die Zucht nach Deutschland importiert. Am Ende des Zweiten Weltkriegs entkamen einige Dutzend Tiere aus einer Pelzfarm östlich von Berlin. Und die zweite Version: Ein Forstmeister setzte zwei Waschbärpaare am hessischen Edersee aus, damit sie sich für die Jagd vermehren.
Heute hat Deutschland eine Population von 1,5 Millionen Waschbären. «In den vergangenen Jahren haben sie sich in bestimmten Regionen exponentiell vermehrt. In der Schweiz ist das ein neueres Phänomen», so Stockhaus. Ganz verhindern lasse sich die Ausbreitung mit der Jagd nicht: «Realistisch ist, das Populationswachstum zu verlangsamen und die Verbreitung einzudämmen.» Weil sich die Waschbären vorwiegend nachts in Siedlungsgebieten aufhalten, werden sie meist mit speziellen Lebendfallen gefangen und dann getötet.
Auch beim WWF beobachtet man die Entwicklung der Waschbären. Die Jagd könne für den heimischen Artenschutz sinnvoll sein, sei aber nicht zwingend, denn: «Wenn Waschbären geschossen werden, vermehren sich die verbleibenden Tiere eher schneller, weil sie weniger Konkurrenz haben», sagt Thomas Wirth, Projektleiter Biodiversität beim WWF. «Ausschlaggebend sind das Nahrungsangebot und geeignete Plätze für die Jungenaufzucht.»
Angepasster Allesfresser
Und davon profitiert der pelzige Allesfresser dank seiner Fähigkeit, sich anzupassen. Er ist ein sogenannter Kulturfolger, wie auch der Fuchs. «Inzwischen leben bei uns mehr Füchse in der Stadt als im Wald, weil sie in der menschlichen Umwelt gut zurechtkommen», erklärt Wirth. Auch Waschbären finden hier Unterschlupf und Nahrung; ein Komposthaufen ist ein Festessen für sie.
Der Waschbär ist auch eine Gefahr für bedrohte Arten, etwa Bodenbrüter, er räumt die Nester der Vögel aus, klettert aber auch Bäume hoch. Zugleich fehlen ihm natürliche Feinde. Wirth: «Ihm werden höchstens grosse Greifvögel, ein Uhu, Fuchs oder ein Luchs zum Verhängnis. Aber ein ausgewachsener Waschbär ist durchaus wehrhaft.»
Waschbären sind opportunistisch, sie fressen alles, was ihnen in die langen «Fingerchen» kommt. Ihre Pfoten haben besonders lange Krallen, und sie verfügen über einen sehr feinen Tastsinn. Wenn sie entlang von Gewässern Muscheln und Schnecken zum Fressen finden, dann sieht es fast so aus, als ob sie ihre Nahrung waschen. «Von daher der Name», sagt Wirth. «Wegen dieses Verhaltens und des herzigen Gesichts wird der Waschbär so oft vermenschlicht.»
Aufdringliche Waschbärenbande
Das kann böse enden, so wie in Kitsap County (Washington, USA) im vergangenen Herbst. Jahrzehntelang fütterte dort eine Frau eine Waschbärenfamilie – das ist in den USA nicht verboten. Dann nahm die Zahl der Tiere plötzlich rasant zu. Aus der herzigen Bärenfamilie wurde eine aggressive Bande aus fast 100 Tieren. Sie bedrängten die Frau rund um ihr Haus, folgten ihr sogar zum Auto und zerkratzten es – bis sie flüchten musste. Szenen, die an den Hitchcock-Thriller «Die Vögel» erinnern. Erst als sie auf Anraten der Behörden mit dem Füttern aufhörte, zerstreuten sich die Tiere wieder.
Damit ist in der Schweiz nicht zu rechnen. Dennoch wird der Bär wegen seines herzigen Aussehens oft unterschätzt. Laut Jagdverwalter Stockhaus fehlt hierzulande noch das Verständnis, dass die Jagd notwendig ist. Das ändere sich oft erst, wenn es zu Schäden kommt: «Waschbären sind geschickt. Sie können Fenster und Türen öffnen und steigen auch durch Katzenklappen ein.» Auf der Futtersuche im Haus können sie grosse Unordnung und Verschmutzung verursachen. Zudem nisten sie sich im Dach ein, zerstören die Dämmung und legen stinkende Latrinen. Und zu guter Letzt können sie Krankheiten auf Wild- und Haustiere sowie auf Menschen übertragen.
Grösster Feind ist der Mensch
Was also kann man gegen den herzigen, aber invasiven Allesfresser tun? Laut Wirth vom WWF ist es wichtig, das Nahrungsangebot in Siedlungsgebieten einzuschränken. Und die Population seiner natürlichen Gegner zu stärken, also des Luchses und des Uhus, beides gefährdete Arten. «Es ist grundsätzlich wichtig, dass wir unseren bedrohten Tierarten mehr Lebensräume bieten, insbesondere den bedrohten. Denn ihr grösster Feind ist nicht der Waschbär, sondern wir Menschen.»
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