Passiv, fügsam, sparsam, wortkarg, stets beschäftigt, diszipliniert und keusch. So beschreibt Soziologin Franziska Schutzbach die Erwartungen an die ideale Frau gegen Ende des 17. Jahrhunderts in ihrem Buch «Die Erschöpfung der Frauen».
Diese Rollen-Zuschreibungen sind auch 300 Jahre später nicht ganz überwunden. Rechtsanwältin Claudia Novak (44) coacht mit ihrem Unternehmen «Women on Stage!» Speakerinnen und sagt: «Das ist meine Rolle im Daily Business: das brave Mädchen aus der Businessfrau wieder rauszubringen. Damit sie vorne stehen kann und sich nicht zurücknimmt.» Das Bravsein wird Mädchen antrainiert, auch im 21. Jahrhundert noch.
Die Folge: Viele Frauen tun sich schwer damit, für sich Raum einzunehmen. Sichtbar zu sein. Öffentlich zu sprechen. Sei dies an einer Konferenz, einem Fest, an Sitzungen oder am Elternabend.
Lampenfieber kennen Männer auch
Angst und Lampenfieber vor öffentlichen Auftritten kennen viele, Frauen wie Männer. Doch bei den Frauen ist das Sprechen vor Publikum mehr als eine individuelle Herausforderung. «Es ist ein kollektives gesellschaftliches Thema», sagt die Österreicherin Claudia Novak. Der Wandel zu einer Gesellschaft, in der Frauen auf Bühnen eine Selbstverständlichkeit sind, sei noch nicht vollzogen.
Tipps von Auftritts-Coachin Claudia Novak für erste Schritte auf dem Weg zu mehr Entspanntheit in Rampenlicht-Situationen:
- Auf körperliche Präsenz achten: An Sitzungen falten Frauen ihre Körper auf dem Stuhl häufig zusammen. «Sie sollten sich lieber zurücklehnen und eine Grundentspannung einnehmen wie Männer, das gibt eine tiefere Stimme und mehr körperliche Präsenz.»
- Ein Jahr lang Ja sagen: Einen Pakt mit sich selbst abschliessen, ein Jahr lang zu jeder Anfrage für einen öffentlichen Auftritt – Grussworte für das Verabschieden der Lehrperson, eine Keynote auf einer Konferenz – Ja zu sagen.
- Sich klar werden, was fehlen würde, wenn die eigene Stimme fehlt. Wofür steht man, welche Perspektive bringt man ein? «Kurbeln Sie die Heldin in sich an, sprechen Sie sich Mut zu. Sie haben eine Persönlichkeit, einen Blickwinkel, den nur Sie beitragen können», sagt Claudia Novak.
- Austauschen mit anderen: «Suchen Sie sich andere Rampenfrauen», rät Novak. «Sprechen Sie über Unsicherheiten; Sie sind damit nicht allein.»
- Sich zeigen: Eine Frau im Rampenlicht muss sich nicht inszenieren oder ein Image hochhalten. «Lassen Sie sich einfach sehen mit dem, was Sie haben.»
Tipps von Auftritts-Coachin Claudia Novak für erste Schritte auf dem Weg zu mehr Entspanntheit in Rampenlicht-Situationen:
- Auf körperliche Präsenz achten: An Sitzungen falten Frauen ihre Körper auf dem Stuhl häufig zusammen. «Sie sollten sich lieber zurücklehnen und eine Grundentspannung einnehmen wie Männer, das gibt eine tiefere Stimme und mehr körperliche Präsenz.»
- Ein Jahr lang Ja sagen: Einen Pakt mit sich selbst abschliessen, ein Jahr lang zu jeder Anfrage für einen öffentlichen Auftritt – Grussworte für das Verabschieden der Lehrperson, eine Keynote auf einer Konferenz – Ja zu sagen.
- Sich klar werden, was fehlen würde, wenn die eigene Stimme fehlt. Wofür steht man, welche Perspektive bringt man ein? «Kurbeln Sie die Heldin in sich an, sprechen Sie sich Mut zu. Sie haben eine Persönlichkeit, einen Blickwinkel, den nur Sie beitragen können», sagt Claudia Novak.
- Austauschen mit anderen: «Suchen Sie sich andere Rampenfrauen», rät Novak. «Sprechen Sie über Unsicherheiten; Sie sind damit nicht allein.»
- Sich zeigen: Eine Frau im Rampenlicht muss sich nicht inszenieren oder ein Image hochhalten. «Lassen Sie sich einfach sehen mit dem, was Sie haben.»
Dies bestätigt Historikerin Fabienne Amlinger (47) vom Interdisziplinären Zentrum für Geschlechterforschung an der Universität Bern. Der Blick in die Geschichte zeige, dass Frauen sehr lang gar nicht in der Position waren, in der sie im öffentlichen Raum – in Kultur, Wirtschaft, Politik – hätten auftreten können. «Es wurde ihnen nicht zugeschrieben, dass sie das können.»
Frauen hielten sich im Privatraum auf, waren sozusagen unsichtbar. Der öffentliche Raum, die Sichtbarkeit, war den Männern vorbehalten. Mit Nachwehen bis heute. «Die sozialen Zuschreibungen und Rollen sind ein sehr zäh lebendes System», sagt Amlinger. Noch heute limitieren sie Frauen darin, Raum einzunehmen.
Vielleicht doch lieber absagen?
Frauen haben somit eine andere Ausgangslage als Männer, wenn sie eine Bühne betreten – sei dies eine tatsächliche Bühne oder schlicht der Moment, in dem sie die Stimme erheben und so im Rampenlicht stehen. Tun sie dies, exponieren sie sich in einem anderen Mass als Männer; das Rampenlicht scheint noch greller auf die Frau als auf den Mann. «Frauen kämpfen gegen ihre Sozialisierung, gegen Chauvinismus und toxische Stimmen», sagt Claudia Novak.
Ein Beispiel: Viele Frauen – Expertinnen, Politikerinnen, Wirtschaftsfrauen – erleben nach Auftritten in den Medien, dass sie persönlich und sexistisch angegangen werden. «Die Frau muss gegen ein konservatives Kollektiv arbeiten, während der Mann im Narrativ des Kollektivs schwimmt», sagt Novak. Unter diesen Vorzeichen ist auch nachvollziehbar, dass Frauen mehr an sich zweifeln, an sich einen hohen Anspruch haben – und im Zweifelsfall lieber absagen, als den Auftritt zu wagen. «So stehen sich die Frauen wiederum selbst im Weg, sichtbar zu sein.»
Die Rhetorik-Trainerin hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Frauen auf «die Bühnen ihres Lebens» zu bringen. Vor kurzem ist ihr Ratgeberbuch «Die Geburt der Rampenfrau» erschienen. Novaks Ziel, das sie auch in Workshops und Einzelcoachings vermittelt: «Frauen sollen bei Auftritten eine authentische Präsenz haben. Sie sollten sich getrauen, sich in die Situation fallen zu lassen, statt alles bis ins Letzte kontrollieren zu wollen.»
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