Herr Hurrelmann, wie schlecht geht es der Generation Z wirklich?
Klaus Hurrelmann: Junge Menschen leben in einer einzigartigen Ausgangslage. Einerseits stellen existenzbedrohende Krisen wie Kriege, wirtschaftliche Unsicherheit oder Klimasorgen eine starke Bedrohung für ihre Zukunft dar. Andererseits hat die grosse Mehrheit hervorragende Aussichten in Ausbildung und Beruf. Ausserdem ist sie im Gegensatz zu älteren Generationen sensibilisierter auf das Thema mentale Gesundheit. Das ist durchaus positiv.
Es ist also keine pessimistische und hoffnungslose Generation.
Die Zahl der ernsthaften psychischen Störungen hat seit der Pandemie zwar zugenommen, trotzdem würde ich nicht sagen, dass es jungen Menschen grundsätzlich schlecht geht. Die junge Generation ist nicht pessimistisch, sondern eher vorsichtig in Bezug auf ihre Zukunft. Sie erinnert etwas an die skeptische Generation der deutschen Nachkriegszeit. Viele gestalten aktiv ihr Leben, achten besonders auf ihre mentale Gesundheit, sind sich aber bewusst, dass morgen eine neue Krise auftreten könnte.
Was treibt junge Menschen an?
Sie legen grossen Wert auf den Sinn und Wert der Arbeit. Im Vergleich zu den Babyboomern ist hier ein deutlicher Unterschied erkennbar: Geld ist wichtig, aber nicht um jeden Preis. Im Zweifelsfall hat das Privatleben Vorrang vor dem Berufsleben. Was auch auffällig ist: Die junge Generation formuliert ihre Vorstellungen sehr selbstbewusst.
Viele engagieren sich politisch – trotz Krisen wollen sie also etwas verändern.
Die unter 30-Jährigen zeigen im historischen Vergleich ein starkes politisches Interesse und Engagement. Ein zentrales Thema ist die Klimakrise und ihre Auswirkungen. Die jungen Menschen kritisieren zwar die Älteren und die Machthabenden, aber sie laden sie ein und fordern sie auf, gemeinsam eine Lösung zu finden. Diese Grundhaltung unterscheidet sich von früheren Zeiten, in denen oft mit der älteren Generation gebrochen wurde. Obwohl sie sich darüber ärgern, dass sie wenig Unterstützung von der Politik erhalten, empfinden junge Menschen keine vollständige Resignation. Sie möchten ihre Zukunft mitgestalten und sind sich dabei bewusst, wie herausfordernd dies ist.