In der Schweiz sind rund 42 Prozent der erwachsenen Bevölkerung übergewichtig, davon sind 11 Prozent adipös. Im Kampf gegen ungesunde Kilos sind seit einem Jahr neuartige Abnehmpräparate im Einsatz. Seit dieser Woche ist das verschreibungspflichtige Medikament von Novo Nordisk auch in der Schweiz erhältlich.
Allerdings nur für Menschen mit deutlichem Übergewicht – und gegen Rezept. «Das Medikament mit Semaglutid ist zur Behandlung von Adipositas im Rahmen einer kontrollierten und kontingentierten Einführung aufgrund eingeschränkter Produktionskapazität erhältlich», schreibt die dänische Pharmaherstellerin Novo Nordisk. «Uns ist es ein grosses Anliegen, dass das Medikament korrekt und verantwortungsvoll verwendet wird und jenen Menschen verschrieben wird, bei denen die Anwendung aus gesundheitlichen Gründen angezeigt ist», sagt Irène Stephan, Kommunikationsverantwortliche bei Novo Nordisk.
Nur unter ärztlicher Kontrolle
Zugelassen ist das neue Abnehmpräparat nur auf ärztliches Rezept bei Adipositas, also einem Ausgangs-Body-Mass-Index (BMI) von über 30 kg/m². Bei einer gewichtsbedingten Begleiterkrankung kann das Präparat auch ab einem BMI ab 27 kg/m² verschrieben werden. Es ist eine Ergänzung zu einer kalorienreduzierten Ernährung von verstärkter körperlicher Aktivität. Für einen langfristigen Erfolg ist es unerlässlich, sich dabei von spezialisierten Ärzten begleiten zu lassen. Die Aufnahme des Medikaments auf die Spezialitätenliste für die Kassenpflicht ist noch in Absprache mit dem Bundesamt für Gesundheit.
«Damit steht in der Schweiz erstmals ein Abnehmpräparat mit Semaglutid zur Verfügung», sagt Alexander Vögtli, Apotheker und Gründer von Pharmawiki. Zuvor gab es bereits ein Präparat mit dem gleichen Wirkstoff, das für die Therapie bei Diabetes 2 entwickelt wurde. Der Wirkstoff Semaglutid ist ein dem körpereigenen GLP-1 ähnliches Darmhormon: Er senkt den Blutzuckerspiegel, die Magenentleerung verzögert sich und damit sinkt der Appetit.
Grosse Nachfrage
Die grosse Nachfrage nach den Abnehmpräparaten führt zu Lieferschwierigkeiten, das ist laut Vögtli problematisch: «Für die betroffenen Patientinnen und Patienten sowie für die Fachleute. Wir hoffen, dass sich die Situation möglichst bald normalisieren wird.» Bei Novo Nordisk arbeitet man mit Hochdruck daran, um den Bedarf so schnell wie möglich stabil bedienen zu können: «Wir erweitern unsere weltweiten Produktionskapazitäten und lassen vorhandene Anlagen bereits rund um die Uhr laufen. Allein in diesem Jahr werden wir rund 3,23 Milliarden Franken investieren.»