Untertauchen
FILM Marianne (Romy Schneider) und Jean-Paul (Alain Delon) verbringen ihre Sommerferien nahe Saint-Tropez (F) in einer Villa mit Pool – da taucht Harry (Maurice Ronet) mit seiner 18-jährigen Tochter Pénélope (Jane Birkin) auf. Marianne und Harry waren vor Jahren ein Paar, Pénélope und Jean-Paul werden eines für einen Tag. Der Hahnenkampf zwischen den alkoholisierten Männern ist vorprogrammiert – und endet tödlich im Wasser. Ein seichter Psychothriller mit heissen Poolszenen.
«Swimmingpool» (1969) von Jacques Deray
Brustschwimmen
MALEREI 1964 besucht der britische Künstler David Hockney (87) Los Angeles und lässt sich dort nieder. In dieser Zeit beginnt er im realistischen Stil seine Poolbilder zu malen. Das berühmteste dieser Reihe ist das 1972 entstandene 2 × 3 Meter grosse Acrylbild, auf dem Hockney nach der Trennung von Peter Schlesinger (76) seinen Künstlerfreund am Pool stehend porträtiert. Bei einer Auktion in New York geht das Gemälde 2018 für über 90 Millionen US-Dollar an einen privaten Sammler – der damals höchste Preis für ein Werk eines lebenden Künstlers.
«Portrait of an Artist (Pool with Two Figures)» (1972) von David Hockney
Freestyle
ROMAN Nach dem niedergeschlagenen Ungarn-Aufstand 1956 flüchtet die Mutter in den Westen – der Vater bleibt mit Tochter und Sohn zurück. Während die Kinder sich in ihre eigene Welt zurückziehen, verfällt ihr Erzeuger der Schwermut. Nur wenn sie am See sind und schwimmen, findet er kurzzeitig die Leichtigkeit des Glücks. Die in Deutschland geborene Zsuzsa Bánk (58), Tochter von Ungarn-Flüchtlingen, erzählt in ihrem Erstling eindringlich ein Kindheitsdrama, das ihr mehrere Preise einbrachte.
«Der Schwimmer» (2002) von Zsuzsa Bánk
Nachtschwimmen
POP «Nightswimming, remembering that night / September coming soon / I’m pining for the moon» – zu Deutsch: «Nachtschwimmen, ich erinnere mich an diese Nacht / Bald kommt der September / Ich sehne mich nach dem Mond». Nur von einem Piano begleitet, singt R.E.M.-Frontmann Michael Stipes (64) vom nackten Sprung ins schwarze Wasser. Der Hit vom Erfolgsalbum «Automatic for the People» ist gemäss der Musikfachzeitschrift «Rolling Stone» der zweitbeste Song der US-Band R.E.M. hinter dem Überflieger «Losing My Religion» vom 1991er-Album «Out of Time».
«Nightswimming» (1992) von R.E.M.
Schwimmsport
GEDICHT Robert Gernhardt (1937–2006) beschreibt im «Geständnis» (1981) seinen Lieblingssport:
Ihr fragt nach meinem Lieblingssport?
Nun gut, es ist der Mord.
Ja, ich sag's laut, ich morde gern,
besonders, wenn es heiss ist,
und wenn das Wasser in dem See
so klar und kalt wie Eis ist.
Dann ziehe ich die Kleider aus
und springe in die Wellen,
um dort mit Karpfen, Barsch und Aal
durchs kühle Nass zu schnellen.
Ja Bürger, lache nur getrost
und bleib in deinem Bette –
ich morde derweil frisch und froh
mit Fischen um die Wette.
Wie? Was?
Ich hör' ein Widerwort?
Der Sport heisst Schwimmen?
Und nicht Mord?
Wie war das noch mal?
Schwimmen?
Moment – ihr seht mich sehr verwirrt …
Mein Gott – vielleicht hab' ich geirrt …
Doch – Schwimmen könnte stimmen.
Schwimmkurs
THEATER In den Zoo gehen, auf dem Markt bummeln, am Bahnhof Zügen zuschauen: Alles, was das kleine Mädchen mit dem alten Grossvater unternimmt, könnte das letzte Mal sein. Bis sie schwimmen wollen – das kann er nicht. Die Enkelin bringt es ihm bei, und so steigt er das erste Mal in den See, taucht zum ersten Mal den Kopf unter Wasser, macht die ersten Schwimmzüge. 2011 als Kinderbuch veröffentlicht, machte die Schweizer Schriftstellerin Viola Rohner (62) aus dem reizenden Stoff 2019 ein bejubeltes Theaterstück.
«Wie Grossvater schwimmen lernte» (2019) von Viola Rohner
Schwimmstile
SACHBUCH Er veröffentlichte 1998 den Roman «Vom Wasser», 2000 den Essay «Schwimmen» und 2014 «Wassererzählungen»: Kein Zweifel, der deutsche Langstreckenschwimmer und Schriftsteller John von Düffel (57) hat sein Element gefunden. In diesem Buch beschreibt er nicht nur verschiedene Schwimmstile, sondern auch die Ambivalenz des Wassers – Auftrieb und Abgrund, Geborgenheit und Gefahr, Sehnsucht und Schrecken. Denn, so von Düffel: «Die Liebe zum Wasser sollte nicht blind machen.»
«Gebrauchsanweisung fürs Schwimmen» (2016) von John von Düffel
Plätschern
KLASSIK Schubert trifft auf Schubart: Das quirlige Klavierquintett des österreichischen Komponisten Franz Schubert (1797–1828) basiert im Variationssatz auf seiner Liedvertonung von «Die Forelle» des deutschen Dichters Christian Friedrich Daniel Schubart (1739–1791): «Ich stand an dem Gestade / Und sah in süsser Ruh / Des muntern Fischleins Bade / Im klaren Bächlein zu.» Ja, wer kann am elegantesten schwimmen, wenn nicht der Fisch? Und manchmal ist es am schönsten, anderen beim Schwimmen zuzusehen beziehungsweise zuzuhören.
«Forellen-Quintett» (1819) von Franz Schubert
Auftauchen
FILMDOKU Sarah (29) und Yusra Mardini (26) wachsen während des syrischen Bürgerkriegs in der Nähe von Damaskus auf. Ihr Vater, ein Schwimmlehrer, trainiert seine Töchter. Als eine Bombe die Schwimmhalle trifft, flüchten die Schwestern 2015. Auf der Überfahrt zur griechischen Insel Lesbos droht das überfüllte Flüchtlingsboot zu sinken – die beiden Schwimmerinnen können es ans rettende Ufer schieben. Sie flüchten weiter nach Berlin, wo ein Schwimmtrainer auf die Talente aufmerksam wird und Yusra Mardini 2016 an die Olympischen Spiele schickt. 2022 verfilmt Sally El Hosaini (48) diese wahre Geschichte für Netflix.
«Die Schwimmerinnen» (2022) von Sally El Hosaini
Arschbombe
KABARETT Bei diesem Sommerhit bleibt kein Auge trocken – vor Lachen: «I jump in the water very cool / And then I go back to the Liegestuhl», reimt der Schweizer Komiker Peach Weber (71) in seinem Song. Weitere Wortgleichklänge wie «Schatz» und «Luftmatratz» oder «body grill» und «Sonnenbrill» wirken wie eine Arschbombe im Pool und machen die ganze Nation nass. «Sun-Fun» oder «The Luftmatratz Song» ist Peach Webers erfolgreichste Single und war wochenlang in der Schweizer Hitparade.
«Sun-Fun» (1986) von Peach Weber