Gülsha über die Liebe
«Pro Woche bin ich mindestens dreimal verliebt»

Ab November steht Moderatorin Gülsha Adilji (39) mit ihrem Soloprogramm «Gülsha lernt Liebe» auf der Bühne. Ein Gespräch über das Daten, Red Flags und ihr Rezept gegen Liebeskummer.
Publiziert: 03.11.2024 um 18:06 Uhr
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Aktualisiert: 04.11.2024 um 09:36 Uhr
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Gülsha Adilji tourt ab November mit ihrem Soloprogramm «Gülsha lernt Liebe» durch die Schweiz.
Foto: Mirjam Kluka

Auf einen Blick

  • In Gülsha Adiljis neuem Soloprogramm dreht sich alles um das Thema Liebe
  • Daten empfindet sie als anstrengend
  • Trotz Enttäuschungen glaubt sie noch immer an die grosse Liebe
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sara BelgeriRedaktorin

Gülsha Adilji, Ihr Soloprogramm trägt den Namen «Gülsha lernt Liebe». Kann man Liebe denn lernen?
Gülsha Adilji:
Auf jeden Fall. Es erfordert, sich ernsthaft Gedanken zu machen: Was ist Liebe? Wen liebe ich? Von wem werde ich geliebt? Warum wiederholen sich bestimmte Muster? Durch diese Reflexion kann man besser verstehen, was die eigene Liebe ausmacht.

Wie haben Sie das getan?
Schlechte Beziehungen und Boyfriends waren für mich immer ein Katalysator, um mich selbst besser kennenzulernen – eine wertvolle Lektion. Verschiedene Therapeutinnen haben mir zusätzlich dabei geholfen, meine Bindungsmuster zu verstehen.

Sind Sie gerade verliebt?
Pro Woche bin ich mindestens dreimal verliebt. Sehr häufig aber nur sehr kurz. In Tagträumen habe ich viele Beziehungen mit Männern, die nicht wissen, dass ich existiere.

Erzählen Sie.
Fast immer, wenn ich ins Gym gehe, habe ich dort einen imaginären Boyfriend. In meinem Kopf male ich mir aus, wie wir zusammen in die Ferien gehen, wie wir im Piemont ein Anwesen besitzen oder dass es unser gemeinsames Hobby ist, zusammen Vögel zu beobachten. Sobald ich das Gym verlasse, ist unsere Beziehung beendet.

Wann hatten Sie das letzte Mal Liebeskummer?
Vor zwei Jahren. Ich war in der Kennenlernphase mit jemandem, der unbedingt Kinder wollte, was für mich nicht passte. Das war traurig. Auch weil ich realisierte, dass es besonders schwierig werden könnte, einen Partner zu finden, der wie ich keine Kinder möchte.

Ihr Rezept gegen Liebeskummer?
Rotwein in rauen Mengen. Und die Dating-App Bumble wieder herunterzuladen. Das hilft zwar nicht, aber ich mache es trotzdem.

Ihr Soloprogramm handelt von Ihrem Dating-Leben. Daten Sie gerne?
Überhaupt nicht. Oftmals bin ich Alleinunterhalterin, mir werden keine Fragen gestellt. Ich finde, man sollte eine Dating-Kaution einführen: Beide zahlen 100 Franken auf ein Konto ein, und für jede gestellte Frage gibts 10 Franken zurück. Dates sind für mich anstrengend, surreal und voller Druck.

Und trotzdem haben Sie sich dazu entschieden, auf der Bühne zu stehen und davon zu erzählen.
Irgendwie muss ich das Ganze ja loswerden und verarbeiten. Mit meinen Therapeutinnen habe ich schon genug andere Dinge zu besprechen. Also nutze ich die Bühne. Im Publikum sitzen dann 500 Therapeutinnen.

Die Entertainerin

Nach einer Ausbildung als Pharmaassistentin wurde Gülsha Adilji (39) durch den 2016 eingestellten Jugendfernsehsender Joiz bekannt. Mittlerweile lebt und arbeitet sie in Berlin und Zürich und steht wahlweise vor oder hinter der Kamera. Zum Beispiel für das SRF-Format «Deep Dating», das sie moderiert. Zudem schreibt und konzipiert sie Sendungen für deutsche TV-Sender, schreibt Kolumnen für Schweizer Tageszeitungen und produziert Podcasts. «Gülsha lernt Liebe» ist ihr zweites Soloprogramm.

Nach einer Ausbildung als Pharmaassistentin wurde Gülsha Adilji (39) durch den 2016 eingestellten Jugendfernsehsender Joiz bekannt. Mittlerweile lebt und arbeitet sie in Berlin und Zürich und steht wahlweise vor oder hinter der Kamera. Zum Beispiel für das SRF-Format «Deep Dating», das sie moderiert. Zudem schreibt und konzipiert sie Sendungen für deutsche TV-Sender, schreibt Kolumnen für Schweizer Tageszeitungen und produziert Podcasts. «Gülsha lernt Liebe» ist ihr zweites Soloprogramm.

Geben Sie uns ein Beispiel, worüber Sie mit Ihren 500 Therapeutinnen sprechen werden.
Zum Beispiel über Bumble. Da hätte ich noch einige Verbesserungsvorschläge. Man könnte etwa im Profil angeben, wie lange man braucht, bis man zurückschreibt. Ob man wirklich Single ist oder eben doch in einer Beziehung. Oder wie viele Leute man parallel datet. Häufig beschreibe ich den Status quo, analysiere ihn und bringe Lösungsvorschläge. Etwa: Was macht man, wenn das Date in zwei Stunden ist und er sich noch nicht mit Details gemeldet hat? Schreibt man ihm und fragt, was Sache ist? Wartet man, ist aber schon geduscht und gestylt und gewaxed? Oder ist die Grenze zu «Fuck off, ich ziehe mein Pischi an und gehe in mein Bett und schaue etwas auf Netflix» überschritten?

Ist es eigentlich schwierig zu daten, wenn man bekannt ist?
So bekannt bin ich jetzt auch wieder nicht. Und: Diesen einen emotional verfügbaren Typen ohne Kinderwunsch zu finden, ist so oder so anstrengend. Egal ob man berühmt ist oder nicht.

Was muss jemand tun, um Sie am ersten Date so richtig zu flashen?
Es braucht wirklich nicht viel: frisch geduscht sein, pünktlich auftauchen, und mehr Fragen stellen als «Was machst du beruflich?» oder «Hast du Geschwister?».

Und das ist rar?
Ja, extrem. Aber ich bin nicht frustriert, auch wenn es jetzt so klingen mag. Ich habe einfach gemerkt, dass Daten nicht der beste Weg ist, um Männer kennenzulernen.

Sondern?
Optimalerweise trifft man jemanden auf der Arbeit. Da verbringt man viel Zeit miteinander und lernt sich ohne den Druck eines Dates kennen. Blöderweise bin ich freischaffend. Ich hätte aber auch noch eine andere Idee: Man macht mit ganz vielen Menschen so eine Art Klassenlager und geht zusammen zelten. Und dort hat man dann eine Woche lang Zeit, um herauszufinden, wer gut zu einem passen würde.

So eine Art «Love Island» also.
Ach ja, das gibts ja schon. Meins würde «Singles in the Woods» heissen. Ich würde die Sendung auf jeden Fall schauen.

Was sind für Sie Red Flags an einem ersten Date?
Ein absolutes No-Go ist der Satz: «Meine Ex-Freundin ist ein bisschen crazy.» Dann frage ich mich immer, was der Typ gemacht hat, dass seine Ex-Freundin «crazy» reagiert hat. Eine weitere Red Flag: Wenn jemand schlecht mit dem Servicepersonal umgeht oder kein Trinkgeld gibt. Oder wenn jemand keine einzige Frage stellt. Und wenn jemand nicht lustig ist oder meinen Humor nicht versteht. Dann werden wir bestimmt keine Hunde zusammen adoptieren.

Sie sprechen offen darüber, dass Sie keine Kinder wollen. Kommt das an ersten Dates zur Sprache?
Ich treffe mich nicht mit Männern, ohne vorher über das Thema Kinderwunsch gesprochen zu haben. Mittlerweile thematisiere ich das sofort, bereits im Bumble-Chat. Auf Bumble sieht man zudem im Profil, ob jemand Kinder will. Wenn das der Fall ist, gibt es keinen Match von mir.

Beim SRF-Format «Deep Dating», das Sie moderieren, ist jeweils eine Therapeutin mit dabei. Hätten Sie das manchmal auch gerne?
Das wäre schon sehr nice beim ersten Date. Oder vielleicht beim zweiten. Dann könnte man direkt klären, wo allfällige Probleme bestehen.

Welche Ihrer Probleme würden dann thematisiert?
Ich bin perfekt und habe keine Issues (lacht). Spass. Bei mir würde herauskommen, dass mein Bindungsmuster aktiviert wird, wenn die andere Person nicht wirklich verfügbar ist. Dann will ich nämlich unbedingt, obwohl ich es eigentlich besser wissen müsste.

Warum schwören Sie dem Daten immer mal wieder ab?
Weil ich die Schnauze gestrichen voll habe von diesen langweiligen Gesprächen mit all diesen Männern.

Wie kann man sich wieder öffnen, wenn man oft enttäuscht wurde?
Vor Jahren hatte ich heftigen Liebeskummer und erzählte meinen Freunden die Geschichte immer und immer wieder. Eines Tages sagte einer meiner Freunde zu mir: «Gülsha, nimm es sportlich. Es ist nicht das erste Mal und wird nicht das letzte Mal sein. Du musst lernen, damit umzugehen.» Das hat wirklich Eindruck bei mir hinterlassen. Liebeskummer ist ein fortlaufender Prozess, und ich glaube, die Enttäuschung ist oft nicht so gross wie das, was wir tatsächlich daraus lernen können. Man muss genau hinsehen und schauen, was wirklich wehtut: Ist es der Typ? Spoiler: Meistens ist es nicht er, sondern ein verletztes inneres Kind, das Pflege und Aufmerksamkeit braucht. Und wenn man das pflegt, dann geht es einem grundsätzlich besser im Leben.

Für das Jahr 2024 hatten Sie manifestiert, dass Ihnen jemand in die Augen schaut und Ihnen seine Liebe gesteht. Ist das eingetroffen?
Ja, viele Male. Viele meiner Freundinnen und Freunde haben mir gesagt, dass sie mich lieben. Das ist genauso erfüllend und intensiv, wie wenn es eine Partnerin oder ein Partner sagt.

Glauben Sie noch immer an die grosse Liebe?
Ja. Wobei, die grosse Liebe habe ich schon. Sie ist zwischen meinen Freundinnen und Freunden aufgeteilt.

Viele Frauen tun sich schwer damit, in der Öffentlichkeit zu stehen. Machen Sie negative Erfahrungen damit?
Im Grunde kann es schon als Angriff wahrgenommen werden, wenn eine Frau einfach nur Raum einnimmt. Die Medien bezeichnen mich manchmal als frech oder stellen mich als Berufsjugendliche hin. Aber das stört mich nicht allzu sehr. Im Gegenteil, es motiviert mich. Ich mache meinen Job, und wenn jemand meine Inhalte nicht mag, kann er weiterscrollen.

Gibt es Privates, das zu privat ist für die Öffentlichkeit?
Es ist wichtig, die Privatsphäre anderer zu respektieren. Wenn ich Geschichten erzähle, anonymisiere ich sie so, dass niemand ausser der betroffenen Person erkennt, um wen es geht. Ansonsten gibt es nichts, worüber man nicht sprechen sollte. Klar, ich thematisiere jetzt nicht, welches meine Lieblingsstellung beim Sex ist. Aber grundsätzlich ginge auch das.

Ihr letztes Soloprogramm ist fünf Jahre her. Warum dauerte es so lange, bis Sie wieder als Kleinkünstlerin auftreten?
Eines Morgens wachte ich auf und wusste, dass ich wieder auf die Bühne muss. Man sollte etwas zu sagen haben, wenn man auftreten will, und zu dem Zeitpunkt hatten sich unglaublich viele Geschichten in mir aufgestaut. Die wollten erzählt werden.

Was ist Ihr berufliches Erfolgsgeheimnis?
Mir hilft sicher meine Einstellung: Wenn ich etwas nicht kann, heisst das nicht, dass ich es nicht lernen kann. Ich tue so, als könnte ich es, und bringe es mir dann heimlich bei, zum Beispiel mit Youtube-Tutorials. Schliesslich beherrscht niemand alles von Anfang an.

Sie wirken sehr unkompliziert und zugänglich. Wie sind Sie so geworden?
Bei uns zu Hause waren Ironie und Humor immer eine Art «Love Language». Ich glaube, dass mich das definitiv beeinflusst hat. Wir haben vieles humorvoll aufgearbeitet und erzählen uns bis heute dieselben lustigen Geschichten. Meine Mutter ist genauso – nicht, dass sie nicht auch ernsthaft oder streng sein kann, aber das «Gigele» gehörte zum Alltag dazu. Und am Ende ist es doch auch einfach schöner, wenn es lustig ist.

«Gülsha lernt Liebe», Tickets unter www.fanlink.tv/guelshalerntliebe

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