«Für ä tüüfä, gsundä Schlaf»
Ausgeschnarcht! So funktioniert ein Zungenschrittmacher

Lorenz Epprecht (36) vom Unispital Zürich pflanzt Zungenschrittmacher unter die Haut von Patienten, die krankhaft schnarchen. Blick erklärt er, was der Eingriff bewirkt und warum man nicht vergessen sollte, das Gerät tagsüber auszuschalten.
Publiziert: 16.10.2024 um 12:10 Uhr
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Aktualisiert: 16.10.2024 um 12:24 Uhr
Schnarchen kann friedlich aussehen, aber gesundheitsschädlich sein. Und wer neben einem Schnarcher liegt, schläft meistens alles andere als entspannt.
Foto: Getty Images
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Jonas DreyfusService-Team

Schnarchen: Das rasselnde, sägende Geräusch, hört niemand gerne. Es entsteht, wenn die Zunge oder das Gaumensegel mit dem Halszäpfchen beim Schlafen in Richtung Rachen fällt und so die Luftzufuhr behindert. Bei einer sogenannten Schlafapnoe wird die Luftzufuhr für kurze Zeit sogar ganz unterbrochen. Wer davon betroffen ist, wacht immer wieder auf. Die Atempause erhöhen längerfristig das Risiko für Bluthochdruck, Hirnschlag und Herzinfarkt.

Die Fernbedienung an der Stelle, wo sich unter der Haut der Schrittmacher befindet.

Schwächere Schlafapnoe könne mit Schienen oder Spangen behandelt werden, sagt Lorenz Epprecht (36), Oberarzt am Universitätsspital Zürich (USZ), stärkere mit CPAP-Masken, die den Luftdruck in den Atemwegen erhöhen. «Das ist effektiv, stört viele Patienten jedoch beträchtlich beim Schlafen.» Man kann auch Zungenschrittmacher unter die Haut von Patienten pflanzen, die krankhaft schnarchen. 

Das wichtigste zum Eingriff im Überblick:

Was bewirkt ein Zungenschrittmacher?

Er gibt der Zunge einen schwachen Stromimpuls, sodass sie sich leicht nach vorne bewegt und im hinteren Bereich des Mundes Platz macht. So kann die schlafende Person frei atmen. Das Modell, das Lorenz Epprecht implantiert, gibt den Impuls jeweils beim Einatmen ab. Bein Ausatmen entspannt sich die Zunge jeweils wieder.

Läuft der Schrittmacher auch tagsüber?

Nein, er kann über eine Fernbedienung dann aktiviert werden, wenn man schlafen möchte. Man spüre, wie sich die Zunge aufgrund der Stromimpulse versteife, sagt Epprecht. «Daran gewöhnen sich die Patienten schnell.» Mit aktiviertem Schrittmacher könne man nur undeutlich sprechen, fügt er an. In den USA hätte die Polizei kürzlich einen Autofahrer verhaftet, der das vergessen habe. «Die Beamten dachten, er sei betrunken.»

Seitenansicht des Zungenschrittmachers der Firma Inspire: Am Generator ist ein Atemsensor befestigt und ein Draht, der zum Kiefer führt.

Wo wird er implantiert?

Der Zungenschrittmacher wird ca. fünf Zentimeter unterhalb der Mitte des Schlüsselbeins unter die Haut gepflanzt. Er besteht aus einer Stimulationselektrode, die von einem kleinen Generator betrieben wird. Von ihm führt ein Kabel bis unter den Kiefer, wo es mit einer Manschette an einen Nerv befestigt wird, der zur Zunge führt. Den Schrittmacher sehe man von aussen nur an Personen, die sehr dünn seien, sagt Epprecht. Diese hätten allerdings selten Schlafapnoe. «Unter anderem, weil sie am Hals und im Gaumen wenig Fetteinlagerungen haben, die auf die Atemwege drücken.»

Wie lange dauert die Operation?

Gemäss Epprecht dauert sie zwischen eineinhalb und 2 Stunden. Operiert wird stationär und unter Vollnarkose. «Nach zwei Nächten im Spital ist man wieder fit.» Die Krankenkasse übernimmt die Kosten der Implantation bei Apnoe-Patienten. Der Eingriff kostet schätzungsweise 30'000 Franken. Ob sich eine Person für einen Schrittmacher eignet, ist von zahlreichen Tests abhängig. Kandidaten verbringen mindestens eine Nacht im Schlaflabor der Zürcher Klinik für Pneumologie.

Wie wirksam ist die Operation?

Die Schlafapnoe könne mit dem Schrittmacher in den meisten Fällen gestoppt werden, sagt Epprecht. Manchmal mache eine zusätzliche Straffung des Gaumensegels Sinn. Nach elf Jahren muss der Schrittmacher ausgetauscht werden, wozu eine lokale Betäubung nötig ist. Es könne sein, dass eine Person mit Zungenschrittmacher immer noch schnarche, sagt Epprecht. «In den allermeisten Fällen aber nur noch ganz schwach.»

Er macht Schnarchen den Garaus

Er atme beim Schlafen relativ normal, sagt Lorenz Epprecht (36), Oberarzt in der Klinik für Ohren-, Nasen-, Hals- und Gesichtschirurg. Als Leiter der Schnarchsprechstunde am Universitätsspital Zürich (USZ) habe er die Schienen, Spangen und Masken, die er seinen Patientinnen und Patienten empfiehlt, jedoch schon alle ausprobiert.

Er atme beim Schlafen relativ normal, sagt Lorenz Epprecht (36), Oberarzt in der Klinik für Ohren-, Nasen-, Hals- und Gesichtschirurg. Als Leiter der Schnarchsprechstunde am Universitätsspital Zürich (USZ) habe er die Schienen, Spangen und Masken, die er seinen Patientinnen und Patienten empfiehlt, jedoch schon alle ausprobiert.

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