Expertin über Brustkrebs-Patientinnen
«Der Haarverlust belastet viele Frauen»

Maria Weibel, Breast and Cancer Care Nurse am Kantonsspital Aarau, begleitet Brustkrebspatientinnen durch ihre Erkrankung. Sie spricht über den emotionalen Umgang mit Haarverlust und betont die Wichtigkeit individueller Bewältigungsstrategien.
Publiziert: 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 06.02.2025 um 21:59 Uhr
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Seit über zehn Jahren unterstützt Maria Weibel Frauen mit Brustkrebs – mit Herz, Fachwissen und viel Empathie.
Foto: zVg

Auf einen Blick

  • Seit über zehn Jahren arbeitet Maria Weibel als Breast and Cancer Care Nurse
  • Maria Weibel berät Brustkrebspatientinnen unter anderem zum Umgang mit Haarverlust durch Chemotherapie
  • Frauen entwickeln individuelle Strategien wie Perücken oder Tücher
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Ramona Rosati
Ramona RosatiRedaktorin Gesellschaft

Seit über zehn Jahren arbeitet Maria Weibel (51) als Breast and Cancer Care Nurse am Kantonsspital Aarau. Sie begleitet Frauen mit Brustkrebs durch ihre Erkrankung. Sie steht bei emotionalen und praktischen Fragen zur Seite. 

Frau Weibel, ist der Haarverlust oft Thema in Ihren Beratungen?
Maria Weibel: Ja, der Haarverlust durch die Chemotherapie beschäftigt viele Frauen sehr. Wir helfen, Strategien zu entwickeln, um diesen Prozess gut zu bewältigen. 

Wie erleben Patientinnen den Moment, wenn sie ihre Haare verlieren?
Es ist oft ein einschneidender Moment. Viele Frauen haben Ängste und Sorgen in Bezug auf diese Veränderung. 

Wer entscheidet sich für Perücken und Tücher?
Das ist sehr individuell. Einige Frauen möchten möglichst unauffällig bleiben und greifen zur Perücke, um sich in der Gesellschaft sicher zu fühlen. Andere entscheiden sich bewusst für Tücher oder Mützen. Viele Frauen merken, dass sie sich mit kleinen Dingen etwas Gutes tun können. Sei es durch Hautpflege, Make-up oder Kleidung, in der sie sich wohlfühlen. 

Gibt es Patientinnen, die durch den Haarausfall eine neue Seite an sich entdecken?
Ja, definitiv. Manche Frauen sehen es als Chance, neue Looks auszuprobieren. 

Wie reagiert die Gesellschaft auf Frauen ohne Haare?
Haare bieten natürlichen Schutz, daher wird eine Glatze oft mit Krankheit assoziiert. Das kann das Bewusstsein der Betroffenen für ihre eigene Verletzlichkeit schärfen. Es ist wichtig, mit Äusserungen sensibel umzugehen, da krebskranke Menschen ein wertvoller Teil unserer Gesellschaft sind. Entscheidend ist, dass sich die Frauen selbst wohlfühlen und sich nicht von äusseren Reaktionen verunsichern lassen.

Haben Sie eine besondere Geschichte, die Sie teilen möchten?
Kürzlich betreute ich eine junge Frau mit langen, blonden Haaren. Sie hatte grosse Angst vor dem Haarverlust. Wir führten intensive Gespräche, um ihre Sorgen ernst zu nehmen und ihr Sicherheit zu geben. Sie entschied sich, ihre Haare zu kürzen und daraus eine Perücke anfertigen zu lassen. Als der Moment des vollständigen Haarverlusts kam, war es für sie belastend. Doch sie sagte dann: «Meine Haare kommen wieder.»

Was möchten Sie betroffenen Frauen mit auf den Weg geben?
Nehmen Sie sich Zeit, sich mit den Veränderungen auseinanderzusetzen. Es gibt viele Möglichkeiten, sich weiterhin wohlzufühlen. Und vor allem: Sie sind nicht allein – wir sind da, um Sie zu unterstützen.

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