Zora Schiess: Love your Boobies
Mit Brüste-Stickern gegen Brustkrebs

Zora Schiess erkrankte an Brustkrebs. Nun möchte die Grafikerin Frauen mit witzigen Aufklebern wachrütteln, dass sie sich um ihre Brüste kümmern.
Publiziert: 26.10.2024 um 00:02 Uhr
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Die Aarauer Grafikerin Zora Schiess hat die «Love and save your boobies»-Aufkleber gestaltet.
Foto: Tibor Nad

Auf einen Blick

  • Sticker erinnern Frauen an die regelmässige Selbstuntersuchung
  • Schweiz: Jährlich erkranken 6500 Frauen und 50 Männer an Brustkrebs
  • Erlös aus Stickern geht an Brustkrebsprojekt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Karen SchärerTeamlead Gesellschaft

Jedes Jahr im Oktober wird das Thema Brustkrebs in die Öffentlichkeit getragen. Ein ganzer Monat – das ist viel im Vergleich zu einem «Tag des ...», mit dem sich andere Interessenorganisationen begnügen. Aber: «Das reicht nicht», sagt Zora Schiess (50). «Man darf nicht nur einen Monat im Jahr an Brustkrebs denken. Frauen sollten ihre Brüste jeden Monat nach Knoten abtasten.»

Sie hat einen Weg gefunden, das Thema Brustkrebsvorsorge mit einem Augenzwinkern das ganze Jahr über präsent zu machen. «Love and save your boobies» – Liebe und rette deine Brüste – nennt die Grafikerin ihr Projekt. Sie hat rund 30 verschiedene runde Aufkleber entworfen. Zu sehen sind Sprüche wie «Touch yourself», «Love heals» oder «Busenfreundin», aber auch die bekannte rosa Schleife oder eine Narbe auf einer Brust. 

Sie kleben am Spiegel und an der Keuzung

Ein «Touch your Boobies»-Sticker auf dem Badezimmerspiegel kann daran erinnern, die Brust abzutasten. Im Sinne einer Guerilla-Aktion finden die Sticker auch ihren Weg vom privaten in den öffentlichen Raum: Sie kleben an Laternenpfählen, in Unterführungen oder an Brückengeländern. Nicht nur in Aarau, wo Schiess lebt. Sie erhält aus allen möglichen Orten Fotos zugeschickt, auf denen ihre Aufkleber zu sehen sind.

Die Sticker finden den Weg in den öffentlichen Raum – und bleiben auch nach dem Brustkrebsmonat Oktober sichtbar.
Foto: loveandsaveyourboobies.ch

Zora Schiess verschenkte die Sticker zunächst im Freundes- und Familienkreis. Heute liegen sie zum Teil auch in Restaurants oder Arztpraxen aus. Und man kann sie über Instagram oder bei Fidea Design bestellen. Den Erlös spendet Zora Schiess an Brustkrebsprojekte.

Diagnose: Brustkrebs

Vor vier Jahren erhielt die Aarauerin selbst die Diagnose Brustkrebs. Der Tumor war gross, die Lymphdrüsen befallen. Der Befund: ein Schock. Die monatelangen Behandlungen mit mehreren Operationen, Chemotherapie und Bestrahlung waren für sie eine harte Leidenszeit. «Auf einer Liste aller Nebenwirkungen und Komplikationen, die es geben kann, könnte ich die meisten ankreuzen», sagt sie.

Die Sticker weisen darauf hin: Es ist wichtig, dass Frauen ihre Brüste regelmässig abtasten.
Foto: Tibor Nad

In der Schweiz erkranken jährlich 6500 Frauen und rund 50 Männer an Brustkrebs. Das sogenannte Mammakarzinom ist die häufigste Krebsart bei Frauen; es gibt Hinweise, dass Brustkrebs bei Frauen unter 45 zunimmt. «Es erkranken zu viele», sagt Zora Schiess. Wird der Krebs früh erkannt, erleichtert das die Behandlung und verbessert die Heilungschancen. Die Selbstuntersuchung der Brust spielt dabei eine wichtige Rolle. 

Zora Schiess spendet den Erlös an Brustkrebsprojekte.
Foto: Tibor Nad

«Einer Person, die die Diagnose erhält, kann man nichts abnehmen. Aber man kann ihr sagen, dass man da ist, dass man sie sieht», sagt Schiess. Ihre Familie, ihre Freundinnen und Freunde, ihr Partner – «mein Leuchtturm», wie sie sagt – hätten sie gerettet. «Ohne sie hätte ich es nicht geschafft.» Besonders hebt Zora Schiess auch die spezialisierten «Breast Care Nurses» im KSA hervor, die bis heute immer für sie und ihre Fragen da sind. Mit ihren Stickerbögen gibt sie etwas zurück. Das helfe auch ihr selbst, sagt sie.

Die Zora von früher ist sie nicht mehr. Früher hatte sie unerschöpfliche Energie, «rockte» als selbstständige Grafikerin die Aufträge, war überall dabei. Heute muss sie sich ihre Kräfte gut einteilen. Die Medikamente ihrer Antihormontherapie, die sie die nächsten Jahre machen muss, haben starke Nebenwirkungen. Aber insgesamt fühlt sie sich wieder stärker, geniesst Momente der Leichtigkeit. Und ihren Humor hat sie in all der Zeit nicht verloren. Allen Betroffenen wünscht sie: «Breast wishes!»

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