Die Schweiz versinkt unter einer Schneedecke
1:01
Winter-Wunderlandschaft:Grosse Freude über den ersten Schnee der Saison

Eine Frage des Klimas
Warum wir die Schneetage in der Schweiz geniessen sollten

Alarmierende Entwicklung: Schneetage in der Schweiz werden immer seltener. Wir haben 50 Prozent weniger als 1970. Klimawissenschaftlerin Sonia I. Seneviratne erklärt, warum nur eine CO₂-Reduktion diesen Trend stoppen kann.
Publiziert: 22.11.2024 um 19:57 Uhr
|
Aktualisiert: 22.11.2024 um 20:18 Uhr
1/7
ETH-Professorin Sonia I. Seneviratne erklärt den Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und Schneetagen in der Schweiz.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Es gibt immer weniger Schneetage in der Schweiz
  • Der Klimawandel verändert die Winterlandschaft
  • CO₂-Emissionen beeinflussen den Schneefall – jeder Beitrag zur Reduktion zählt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Sonia I. Seneviratne

Ein grosser Teil der Schweiz ist mit einer Schneedecke aufgewacht. Ein Anblick, den wir fast vergessen hätten. Die Zahl der Schneetage nimmt nämlich in der Schweiz ab. Daten von Meteo Schweiz zeigen, dass es im Vergleich zu 1970 nur noch rund halb so viele Schneetage unterhalb von 800 Metern gibt.

In einer Höhe von 2000 Metern sind es 20 Prozent weniger. Der Grund: Durch die menschenverursachte Erwärmung fällt Niederschlag häufiger als Regen statt als Schnee. Deshalb sehen wir immer weniger winterlichen Schnee in Städten. Auch die Nullgradgrenze ist seit 1961 um 300 bis 400 Meter gestiegen. Damit haben viele tief liegende Skigebiete zu kämpfen.

Wegen unserer CO₂-Emissionen, die von der Verbrennung von fossilen Brennstoffen (zum Beispiel Benzin, Heizöl, Gas) verursacht werden, wird sich diese Tendenz fortsetzen. Im besten Fall, wenn wir unsere CO₂-Emissionen sehr schnell reduzieren und bis 2030 halbieren und sogar bis circa 2040 oder 2050 auf netto null bringen können, könnte die globale Erwärmung auf etwa +1,5 °C oder höchstens +1,6 °C begrenzt werden, gegenüber +1,3 °C heute.

Damit hätten wir auch wieder mehr Schneetage in der Schweiz, beziehungsweise die Zahl würde stabil bleiben. Falls wir aber keine Reduktion der globalen CO₂-Emissionen haben, werden Schneetage in allen Lagen immer seltener. In tiefen Lagen (unterhalb von 500 Metern) kommt es sogar zu einer Abnahme von 80 Prozent. 

Dann würden wir kaum noch Tage erleben wie die heutigen. Einige Personen werden vielleicht sagen, dass das weniger Verkehrschaos verursacht; die meisten jedoch eher, dass sie sich trotz der Schwierigkeiten, die Schneefälle in Städten verursachen, über den Anblick von Schnee in Zürich, Bern, Basel oder Solothurn freuen – dass er sie gar etwas nostalgisch macht. Und die meisten Kinder sind sich einig, dass Schnee im Winter mehr Spass macht als Regen.

Einige Leser oder Leserinnen werden vielleicht denken, dass es für die Schweiz schwierig ist, die globalen CO₂-Emissionen zu beeinflussen. Aber jeder Beitrag, gross oder klein, zählt. Jede zusätzliche CO₂-Emission führt zu mehr langzeitiger globaler und regionaler Erwärmung. Das heisst auch, dass jede vermiedene Emission ein Beitrag zur langzeitigen Klimastabilisierung ist. Lass also das Benzinauto am Wochenende zu Hause und geniesse den Schnee mit deinen Kindern, Enkelinnen oder Freunden!

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?