Elektronische Beats schallen über den See und die Stadt ist gefüllt mit bunten Farben und tanzenden Menschen. Das Volksfest rund um den Musikstil aus Detroit liess schon in den 1990er-Jahren die Schweizer Jugend tanzen. Mathematik-Student Marek André Krynski (54) initiierte die damalige «Demonstration für Liebe, Friede, Freiheit, Grosszügigkeit und Toleranz». Inzwischen hat sich die Street Parade als wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt Zürich etabliert.
1992
Dass mehr als 1000 Menschen zur ersten Demo auftauchten, hätte die Polizei damals nicht erwartet. «Ich bin mir nicht sicher, ob sie richtig verstanden hat, was Technomusik überhaupt ist», sagt Marek Krynski. Das SRF hat die Tanzeinlagen der Menschen als «Zuckungen» beschrieben – eine Gegendemo hat es auch gegeben. Die 6000-Watt-Boxen waren aber lauter als die Pfiffe.
1993
Krynskis Forderung «Mehr Spass, mehr Lebensfreude» lockte bereits bei der zweiten Ausgabe 10’000 Raver an und machte die Street Parade zum Grossanlass.
1994
Zu gross, zu laut: In diesem Jahr wollte der Zürcher Polizeivorstand die Street Parade verbieten. Gründer Krynski holt sich einen Anwalt, legt Rekurs ein und sammelt Unterschriften – die dritte Parade kann mit 30’000 Raver stattfinden.
1995
150’000 Tanzfreudige aus dem In- und Ausland versammeln sich in Zürich.
1996
Mit einem Besucherrekord von 350’000 wurde die Organisation immer aufwändiger. Für Krynski hiess es: Vollzeit-Parade oder Studium. Er entschied sich für das Letztere – und so wurde der Verein Street Parade gegründet, die die Veranstaltung bis heute organisiert.
1997
«Der schräge, schrille und grelle fünfstündige Umzug hat alle Erwartungen übertroffen und Rekorde gebrochen», schreibt die NZZ. Mit 475’000 Teilnehmern ist die Street Parade nach der Berliner Love Parade die zweitgrösste Techno-Party der Welt.
1998
Mit dem Motto «Its all in your hands» tanzten 450’000 Menschen den 30 Lovemobiles hinterher.
1999
Zum ersten Mal geht der Radio Street Parade auf Sendung.
2000
Der Rave wird erstmals vom Schweizer Fernsehen SF1, 3sat und Tele24 live übertragen.
2001
Die Street Parade knackt die 1-Millionen-Marke und tritt aus dem Schatten der Love Parade.
2002
Es regnet in Strömen, nur rund 650’000 Raverinnen und Raver nehmen teil.
2003
Richtungswechsel: Neu zieht die Street Parade aus Lärmschutzgründen nicht mehr vom Mythenquai zum Seefeldquartier, sondern umgekehrt.
2004
27 Grad und auch sonst aufgeheizt: Die Stimmung ist gereizter als in den Jahren zuvor, die Polizei rückt mehrfach wegen Schlägereien aus. Mögliche Ursache: Zum ersten Mal wurde an den Ständen Alkohol verkauft. Krynski bedauert dies: «Wo viel Bier getrunken wird, herrscht immer eine andere Stimmung.»
2005
Eine Lasershow sorgte für unruhige Gemüter und das Radio Street Parade durfte nach jahrelanger Verbannung wieder vom Seebecken aus senden.
2006
Die Street Parade gilt zunehmend als Volksfest. Sehr viele Besucher auf der Strasse folgten dem diesjährigen Motto unverkleidet. Gegenüber dem Vorjahr registrierten Polizei und Sanität einen höheren Alkohol- und Drogenkonsum.
2007
Negativ in die Schlagzeilen kam die Street Parade wegen eines Tötungsdelikts mit einem Messer. Ein 17-Jähriger erstach einen 18-Jährigen und verletzte einen weiteren Mann schwer.
2008
Mit dem Motto «Friendship» rief die Street Parade zu friedlichem und verantwortungsbewusstem Umgang mit Mitmenschen und der Umwelt auf.
2009
Dauerregen, Kälte und Schweinegrippe zum Trotz feierten rund 600'000 Besucher. Vermehrt mussten Personen aber aufgrund von Unterkühlung behandelt werden. Auch wurde das Abhalten einer Massenveranstaltung während der Schweinegrippe-Pandemie von Medien kritisiert.
2010
An der Loveparade in Duisburg kamen 21 Menschen ums Leben. In Gedenken an die Opfer hielten an der Street Parade sieben Bühnen, 30 Love Mobiles und die über 650’000 Besucher gleichzeitig eine Schweigeminute ab.
2011
20 Jahre Street Parade! Die Technoparty für Jugendliche hat sich zum Familienfest entwickelt. Namhafte Künstler wie «Boys Noize» und Avicii traten auf.
2012
Mit dem Motto «Follow your heart» wurde bei sonnigem Wetter zu Sounds von unter anderem Swedish-House-Mafia-Mitglied Steve Angeloo, Fritz Kalkbrenner und Ferry Corsten getanzt. Erstmals fuhr ein chinesisches Love-Mobile um das Zürcher Seebecken.
2013
Bei Sonne und perfekten 25 Grad besuchten 950’000 Menschen die Street Parade. Eine Baustelle am Bellevue verlagerte die Mainstage am Hafendamm Enge.
2014
Aufgrund der Leichtathletik-EM fand die Technoparty anstatt in der zweiten Augustwoche eine Woche früher als gewohnt statt. Namen wie Robin Schulz, Animal Trainer und Luciano traten auf.
2015
Eine Million Menschen feierten zusammen an der Street Parade. Auch diesmal gab es aber wieder eine Datumsänderung, nämlich fand die Party aufgrund einer Baustelle erst Ende statt Mitte August statt.
2016
Die 25. Street Parade wurde von 900’000 Menschen besucht. Alles begann am Hechtplatz, der in dieser Ausgabe mit Sonnenblumen, Schallplatten und alten Love Mobiles zum Schauplatz für Nostalgie wurde.
2017
Der Umwelt-Franken wurde eingeführt. Jedes verkaufte Getränk trug einen Franken zur Umwelt bei und der Abfall wurde getrennt und recycelt. Weltweit wurde die Street Parade während elf Stunden übertragen.
2018
Zum ersten Mal markiert ein Feuerwerk kurz vor zwölf Uhr das Ende der Street Parade.
2019
Wie schon immer galt auch 2019: Ob im ausgefallenen Kostüm oder in Alltagskleidern – alle Feiernden sind willkommen.
2020 und 2021
Wegen der Corona-Pandemie fiel die Street Parade aus.
2022
Nach Corona zurück ins Getümmel: 900’000 feierten bei herrlichstem Sommerwetter. Zehn Fälle von Needle-Spiking wurden registriert. Eine davon war erfunden und die Person wurde verurteilt, bei den anderen neun verliefen die Ermittlungen im Sand.