Bestseller-Autorin Milena Moser gibt Schreibtipps
Gegen die Affen im Kopf anschreiben

In ihrem neuen Buch «Schreiben – eine Ermutigung» teilt die Schweizer Autorin Milena Moser ihre Erfahrungen auf dem Weg zur Bestseller-Autorin und gibt konkrete Schreibtipps. Blick stellt zehn Tipps aus dem Buch vor.
Publiziert: 28.02.2025 um 15:31 Uhr
1/6
Sie ist eine der erfolgreichsten Autorinnen der Schweiz: Milena Moser (61) hat bis heute 25 Bücher publiziert. Mehrere davon wurden verfilmt.
Foto: Thomas Meier

Auf einen Blick

  • Milena Moser teilt Schreiberfahrungen in neuem Sachbuch mit Übungen
  • Schreiben erfordert tägliche Praxis, Vertrauen in die Intuition und Distanz
  • Moser hat 25 Bücher veröffentlicht, darunter mehrere verfilmte Bestseller
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
ravena-frommelt-ringier.jpg
Ravena FrommeltRedaktorin Gesellschaft

Schreiben ist Talent? Unsinn! Schreiben ist in erster Linie Leidenschaft. Bestseller-Autorin Milena Moser (61) gibt schon länger Schreibkurse. Und teilt ihre Erfahrung und Erkenntnisse nun in einem Sachbuch voller Schreibübungen und persönlicher Anekdoten. «Schreiben – eine Ermutigung» erscheint am 14. März 2025 und ist ein Mutmach-Beispiel für Schreibwillige.

Milena Moser nimmt ihre Leserschaft mit auf eine autobiografische Reise und erzählt auf rund 250 Seiten von zahlreichen Hürden auf ihrem Weg hin zur Bestseller-Autorin. Sechs Jahre lang erhielt sie von etlichen Buchverlagen nur Absagen, von erfolgreichen Schriftstellern hagelte es Kritik. Später zerrissen renommierte Zeitungen ihre Bücher, und zu allem Übel stand Moser am Anfang ihrer Autoren-Karriere als alleinerziehende Mutter da.

Doch irgendwann schaffte sie auch den Sprung über die letzte Hürde. Heute, über 30 Jahre nach Veröffentlichung ihres Erstromans, ist Moser eine der erfolgreichsten Schweizer Autorinnen. Sie hat bisher 25 Bücher publiziert, darunter mehrere Bestseller, die verfilmt wurden. In ihrem neuen Buch gibt Moser Einblick in ganz konkrete Schreibstrategien. Blick stellt zehn Tipps vor.

1

Nur, was im Kopf ist, kommt aufs Papier

Alles andere nicht. Was Moser nicht wie einen Film vor ihrem inneren Auge ablaufen sieht, beschreibt sie auch nicht. Das führe dazu, dass manche Räume in der Geschichte verschwommen bleiben oder der Verstand zu nörgeln beginne. Doch das mache nichts, denn es handelt sich zunächst nur um den ersten Entwurf von vielen.

2

Jeden Tag schreiben

Und zwar möglichst zur gleichen Zeit. Das sei das Einzige, was die «Affen» in Schach halte. Als «Affen» bezeichnet Moser die inneren, selbstkritischen Stimmen, die den Schreibfluss oft blockieren. Durch das tägliche Schreiben lerne man, diese inneren Stimmen nicht mehr so ernst zu nehmen. 20 Minuten pro Tag reichen für den Anfang.

3

Schreiben oder nichts machen

Während der Schreibzeit soll man nichts anderes machen als schreiben oder gar nichts. Nicht in Zeitschriften blättern, nicht in den Kühlschrank schauen und vor allem: nicht googeln. 

4

Zeichen im Manuskript machen

Anstatt bei unsicheren Stellen zu googeln, können sich Schreibende ein Zeichen im Manuskript machen und ein Wort einfügen, das sonst nie verwendet werde. Etwa «Preiselbeere». Während der Überarbeitungsphase gebe Moser dieses Wort später in die Suchfunktion ein und recherchiere dann Punkt für Punkt die offenen Fragen. 

5

Seiner Intuition vertrauen

Inhaltlich soll man nicht festlegen, worauf der Text hinauslaufen sollte. Falls einem nichts einfalle, könne man schreiben «Mir fällt nichts ein, mir fällt nichts ein, mir fällt nichts ein», denn das halte kaum jemand sechs Minuten durch. «Der menschliche Geist ist nicht darauf ausgerichtet, sich zu langweilen. Früher oder später kommt etwas», schreibt Moser in ihrem Buch.

6

Erst schreiben, dann denken

Vorerst nur schreiben, nichts korrigieren. Man gewinne nichts, wenn man zu früh mit dem Redigieren beginne, findet Moser. «Im Gegenteil: Das ständige ‹einen Schritt vor und zwei zurück› bremst und verunsichert dich.»

7

Mitten im Satz aufhören

Mit dem Schreiben soll man mitten im Satz aufhören. Was das bringt, erklärt Moser so: «Wenn du mitten im Satz aufhörst, wuchert die Geschichte in deinem Unterbewussten weiter, sie begleitet dich während der 23 Stunden und vierzig Minuten, während deren du nicht schreibst. Und wenn du dich wieder hinsetzt, drängen die Bilder geradezu aufs Papier.»

8

Distanz gewinnen

Das Geschriebene soll am Ende einige Tage weggelegt werden. Danach öffnet Moser jeweils ein neues Dokument und diktiert sich Satz für Satz das ganze Manuskript selbst. Beim halblauten Lesen würden einem falsche Zeitformen, Brüche im Rhythmus, Wiederholungen und Schwachstellen eher auffallen als beim blossen Durchlesen.

9

Feedback einholen

Die zweite Fassung des Manuskripts dreimal ausdrucken. Zwei Fassungen sollen kompetente Lesende durchgehen und sachlich beurteilen, eine Fassung liest Moser jeweils selbst. Dabei hat sie konkrete Fragen im Kopf, die sie auch den beiden Lesenden stellt. Etwa, ob die Figuren lebendig seien und ob man die Geschichte verstehe.

10

Manuskript überarbeiten

Schliesslich gilt es, die Kommentare zu vergleichen und ins Manuskript einzuarbeiten. Die Autorin habe jedoch auch schon ganze Kapitel umgeschrieben, nur um am Ende zu merken, dass die ursprüngliche Fassung doch die richtige war. «Richtig» ist eine Fassung dann, wenn sie sich für sie richtig anfühle. Änderungen, die von mehr als einer Person vorgeschlagen wurden, solle man aber berücksichtigen.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?