Als 2007 das erste iPhone vorgestellt wurde, blieb ich Nokia noch treu und kaufte mir das Nokia E90, den Nachfolger des heiss geliebten Communicator. Ein Jahr später liess ich mich auf einer Pressereise in Marokko etwas zu schwungvoll auf den Sitz im Land Rover fallen – und vergass das Nokia in meiner Hosentasche. Display kaputt, es musste etwas Neues her.
Das iPhone 3G war eben erschienen und überzeugte mit der für mich neuartigen Touchscreen-Bedienung. Natürlich trauerte ich zuerst dem Hardware-Keyboard nach, trotzdem bin ich Apple treu geblieben. Bis heute ist die jeweils aktuelle Generation des iPhone mein Hauptgerät, aktuell das iPhone X. Natürlich nutze ich praktisch immer ein Android-Phone nebenbei, aber nie so intensiv und über Jahre wie die Apple-Smartphones.
Doch nun steige ich um. Nicht, weil mir das iPhone X nicht gefällt. Sondern weil ich neugierig auf Technik und Innovationen bin. Und da tut sich ja in der Android-Welt momentan mindestens genauso viel wie bei Apple. Ja, der Zeitpunkt könnte nicht besser sein. Nie zuvor gabs so viele gute Smartphones auf dem Markt. Und ganz oben an der Spitze ist das Gedränge riesig: Apple, Samsung, Huawei, LG, HTC, Google oder Sony. Alle haben Topgeräte im Angebot.
Das iPhone X wird mindestens für die nächsten Monate zum Zweitgerät. Zuerst werde ich das Huawei Mate 10 Pro nutzen, dann wohl das Samsung Galaxy Note 8. Und vielleicht gibts ja dann schon wieder brandneue spannende Topgeräte. Und so funktionierte der Umstieg.
Setup Huawei Mate 10 Pro
Der Wechsel wird einem leicht gemacht, weil Huawei mit einer Benutzeroberfläche arbeitet, die jene dem iPhone stärker ähnelt als pures Android. Erleichtert wird der Übergang natürlich auch, weil ich schon ein Google-Konto habe. Kalender, eine der Mailadressen und viele Dokumente sind so nach dem Anmelden automatisch auf dem neuen Gerät verfügbar.
Daten vom iPhone aufs Mate übertragen
Was fehlt, sind Kontakte, Fotos und Videos. Dabei hilft die App «PhoneClone», die es für iPhone und Android gibt. Auf beiden Telefonen installieren, dann eine WLAN-Verbindung zwischen den Geräten herstellen. Schon kann man wählen, welche Daten übertragen werden sollen. Kontakte, Fotos, Videos und auch Kalendereinträge lassen sich so mit wenigen Klicks übertragen. 3000 Fotos und 70 Videos dauern dann allerdings über eine Stunde. Da braucht es ein wenig Geduld.
Apps: Verluste und grosse Entrümpelaktion
Bei den Apps ist die Sache nicht ganz so einfach. Vor allem wegen den bezahlten Anwendungen und Games ist der Wechsel schmerzvoll. Einfacher sind Abos, die man entweder übertragen oder künden und auf dem neuen Smartphone wieder abschliessen kann. Logins sind jetzt doppelt praktisch, da man so Daten und gar Abos zwischen Apps synchronisieren kann.
Zum Beispiel in der SBB-App, aber auch beim Premium-Dienst der Wetter-App «WheaterPro». Einloggen und schon funktioniert alles wie vorher. Zahlungsinformationen muss man aber eigentlich immer trotzdem nochmals eingeben.
Ich habe die Gelegenheit auch gleich genutzt, von den über 100 Apps auf dem Smartphone einige gar nicht mehr zu installieren. Einige Entscheidungen brauchen aber etwas mehr Aufwand. Zum Beispiel hat Apple eine Gratis-Podcast-App vorinstalliert, die eine grosse Auswahl bietet. Für Android muss man sich selber ein Programm im Google Store suchen. Ich habe mich vorerst für «Pocket Casts» entschieden, was mich 3 Franken gekostet hat.
Die einstmals teuer gekaufte «TomTom»-App ersetze ich dagegen durch «Google Maps» und «Here WeGo», das Gratis-Angebot mit Karten-Download-Möglichkeit, das Nokia aufgebaut hat. Insgesamt ist der Aufwand nicht zu unterschätzen, gerade wenn man viele Apps mit Logins hat, zum Beispiel jene von Migros, Swiss, AutoScout, Ricardo, Ebay und so weiter.
Nächtelanges Musikhochladen
Eigentlich ist es auch kein Problem, seine Musiksammlung von iTunes auf sein Android-Handy zu bringen. Früher war das mühsamer, als Apple noch einen Kopierschutz verwendete und viele Musikplayer aus der Google-Welt das M4A-Format nicht unterstützten. Und jeder in iTunes gekaufte und von einer CD geladene Song ist als M4A-Datei abgespeichert.
Wer will, kann diese Dateien heute problemlos aus dem iTunes-Ordner auf dem Computer auf das Android-Handy laden. Meist gibts dort einen Ordner «Musik», so auch bei unserem Huawei Mate 10 Pro. Songs reinkopieren, schon kann man sie über den Player hören.
Organisieren muss man seine Sammlung allerdings selber. Fürs Huawei Mate 10 Pro gibts kein so praktisches Programm wie iTunes. Ausser man setzt ganz auf Google Play Music. Der grosse Vorteil: Man kann bis zu 50'000 Songs gratis hochladen und kann diese jederzeit und überall streamen. Der Speicherplatz auf dem Handy wird dafür nicht beansprucht. Der Nachteil: Es braucht eine Internetverbindung. Wer offline hören will, muss die Musik zuerst aufs Gerät herunterladen.
Ja, und das Hochladen braucht je nach Musiksammlung ziemlich viel Zeit. Wir haben den «Musik Manager» genutzt, ein Gratis-Programm von Google. Der durchsucht auf Wunsch gleich die ganze Festplatte und lädt dann alle gefunden Songs hoch. Für die 26'000 Titel dauerte das mehrere Nächte. Zwar greift Google wenn immer möglich auf die eigene Musikdatenbank zu, lädt also die Songs nicht wirklich hoch, sondern schaltet sie in der Bibliothek einfach frei. Aber was nicht genau übereinstimmt, wird dann doch hochgeladen.
Das BLICK-Fazit: Der Umstieg vom iPhone auf Android braucht etwas Zeit. Eine gute Vorbereitung spart Zeit, also Passwörter und Logins bereitlegen sowie die Musiksammlung ordnen. Aber der Wechsel der Betriebssysteme ist problemlos möglich. Meine Apps habe ich alle auch bei Android gefunden, zum Teil aber ein zweites Mal kaufen müssen. Insgesamt aber verlief der Wechsel von iPhone auf Huawei erstaunlich problemlos. In den nächsten Wochen folgt nun der Test, wie sich ein langjähriger iPhone-Nutzer in der Android-Welt zurechtfindet. Was vermisst wird – und was für neue Funktionen entdeckt werden.