Etwas grösser als die Stadt Zürich, weniger Einwohner als Lyss BE: Anguilla misst 102 Quadratkilometer und zählt gerade einmal 15'753 Einwohnerinnen und Einwohner. Eigentlich ist der karibische Inselstaat bekannt für seine Riffe und Strände. Doch zurzeit ist er Drehpunkt für künstliche Intelligenz (KI).
Denn Anguilla sitzt auf einem digitalen Schatz: Seit den 1990er-Jahren ist Anguilla für die Domains mit der Endung .ai verantwortlich. Es ist eine von Hunderten Domain-Endungen, die wenig Beachtung fand – bis in jüngster Vergangenheit. Denn AI ist im Englischen die Abkürzung für artificial intelligence, also künstlicher Intelligenz.
30 Millionen für Anguilla
Im gegenwärtigen KI-Boom reissen sich Google, Facebook, Microsoft, aber auch zahlreiche Start-ups derzeit sich um die Web-Adressen mit der Endung .ai. Im vergangenen Jahr haben sich die Registrierungen verdoppelt, erzählt Vince Cate gegenüber Bloomberg.com. Mittlerweile gibt es knapp 300'000 solcher .ai-Domains.
Der Boom ist für Anguilla lukrativ. Während der Inselstaat im Jahr 2021 noch 7,4 Millionen Dollar damit einnahm, könnten es dieses Jahr bis zu 30 Millionen Dollar sein. Das wären fast zehn Prozent des Bruttoinlandproduktes, schreibt arstechnica.com.
ChatGPT befeuert Boom
Das Tamtam um den Domainnamen führt Cate auf den Hype um den KI-Assistenten ChatGPT zurück. «Seit dem 30. November sind die Dinge hier ganz anders», sagt er der Plattform. 2022 hat Open AI an diesem Datum den Chatbot lanciert.
Es ist nicht das erste Mal, dass eine Nachfrage nach speziellen Domain-Endungen existiert. So profitierte unter anderem auch der Inselstaat Tuvalu im Pazifischen Ozean. Es ist die Heimat für die Endung .tv – was vor einigen Jahren vorwiegend bei TV-Sendern beliebt war. Ebenfalls beliebt in der Tech-Branche ist .io, der länderspezifischen Domain des britischen Territoriums im Indischen Ozean und eine Abkürzung für Input/Output.
Die Endungen .io, .ai und .tv machen zusammen aber weniger als ein Prozent aller registrierten Domains aus. Mit Abstand steht .com mit 47 Prozent an der Spitze, gefolgt von .org mit 4,6 Prozent. (bot)