Temu, Shein und AliExpress fluten den Schweizer Markt mit Billigware – und sorgen damit für Diskussionen. Während diese Plattformen im letzten Jahr fast eine Milliarde Franken Umsatz in der Schweiz generierten, werfen Wirtschaftsverbände ihnen unfaire Praktiken vor: von Steuerbefreiungen bei günstigen Produkten bis hin zu mangelnder Produktsicherheit und hohen Umweltbelastungen durch den Versand. Gemeinsam mit Konsumentenschützern fordern sie nun den Bundesrat auf, einzugreifen. Ziel sei es, gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle zu schaffen.
«Der Konsument ist dem Detailhandel egal»
Viele Leserinnen und Leser sehen in den Forderungen der Wirtschaftsverbände keinen Schutz der Konsumenten, sondern eine Abwehr der Konkurrenz. Dominik Bühler kritisiert: «Der Detailhandel hat nur Angst vor Umsatzeinbussen. Der Konsument ist dem Detailhandel egal, er will in der Hochpreisinsel Schweiz nur kräftig abkassieren. Ausserdem kann der Konsument sich ganz gut selber schützen.»
Ähnlich argumentiert Adrian Meier: «Diese Wirtschaftsverbände wollen nur nicht, dass der Endkonsument die Waren günstig direkt einkauft. Sie wollen weiterhin die Verkäufer mit einer fetten Marge sein. Es sollte doch Ansporn sein, selbst mit Temu zu konkurrieren. Die meisten von uns sind bereit, etwas mehr zu bezahlen, aber nicht das x-Fache!»
Auch Bernhard Künzi ist dieser Meinung: «Die einzige Antwort gegen Temu ist, korrekte Preise zu verlangen. Dann bestellt niemand mehr in China. Wenn aber für identische Ware bis zu 1000 Prozent draufgehauen wird, nützt wohl alles Abmahnen nichts.» Christa Jäger ergänzt: «Die Händler kaufen ja auch in China. Warum sollen wir das Zehnfache bezahlen für die gleiche Ware? Wenn wir direkt in China bestellen, sparen wir Geld.»
Johann Gysin äussert sich enttäuscht über die Konsumentenschützer: «Die schlagen sich leider auch immer mehr auf die Seite der Wirtschaftsverbände, um deren Gewinne zu optimieren, anstelle dafür zu sorgen, dass wir günstig einkaufen können.»
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Sorge um Wirtschaft und Umwelt
Andere Community-Mitglieder lenken den Blick auf die langfristigen Folgen für Wirtschaft und Umwelt. Lars Meier warnt: «Jeder, der in der Schweiz auf Temu oder ähnliche Plattformen bestellt, ist sich der Konsequenzen für unsere Wirtschaft nicht bewusst. Wenn wir nur noch zu einem Bruchteil einkaufen, dann werden auch unsere Saläre längerfristig sich dem Niveau anpassen.»
Danny Luedin kritisiert die globalen Handelspraktiken: «Das ist die Kehrseite der Globalisierungsmedaille und der Freihandelsabkommen. Pakete werden zu Schundpreisen um die Welt geschickt, während ich für ein Päckchen von A nach B in der Schweiz das Vierfache bezahle. Sei es mit Energie, Solar oder E-Autos – China nutzt unlautere Subventionen, macht Europa kaputt und wir schauen zu. Europa denkt leider immer noch zu sehr in Shareholder-Value-Dimensionen.»
Auch Rüdiger Meyer zeigt sich kritisch: «Solange noch genügend Mehrwertsteuer von den hiesigen Betrieben abgeliefert wird, scheint sich in Bern niemand für das Problem zu interessieren. Der hiesige Konsum ist für unsere Wirtschaft von höchster Wichtigkeit, doch viele bemerken nicht, dass sie am Ast sägen, auf dem sie sitzen.»