Warum hasst du deinen Job?
«Keine 25 Franken pro Stunde, kein Respekt, nur Hetze»

Wer seinen Job nicht mag, leidet früher oder später an gesundheitlichen Problemen. In unserer Rubrik «Jetzt mal ehrlich» wollten wir wissen, warum Blick-Leser ihren Job hassen und doch weiterarbeiten.
Publiziert: 17.08.2021 um 17:09 Uhr
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Egal ob Sicherheitsdienst, ...
Foto: Keystone
Community-Team

Verhasste Jobs lösen Stress aus. Denn je nach Quelle wenden wir bis zu einem Drittel unserer kostbaren Lebenszeit fürs Arbeiten auf. Zu viel Zeit, um sie mit langweiligen Aufgaben, einem zu niedrigen Lohn oder verhassten Teamkollegen zu verbringen. Dennoch können die Blick-Leserinnen und Leser ein Lied davon singen, was es heisst, einen Job auszuüben, der einem keinen Spass bereitet.

Wenn ein niedriger Lohn auf hohe Verantwortung und Stress trifft, lässt die Unzufriedenheit oft nicht lange auf sich warten. So berichtet uns ein Leser: «Ich verdiene brutto pro Stunde ein bis zwei Franken mehr als ein Pizzakurier, trage aber einen Schlüsselbund im Hosensack, der 90 Prozent der Türen im grössten Gefängnis der Schweiz öffnen kann. Ich sorge für Sicherheit, wenn 48'000 Fans im Letzigrund Coldplay geniessen und zujubeln. Ich bin da, wenn 15'000 Fans im Hallenstadion ihrem Idol zujubeln. Ich bin da, wenn ein Reicher den Ausbau seiner Villa bewachen lässt. Netto keine 25 Franken pro Stunde, kein Respekt, kein Prestige, Hetze, Stress und Druck vom Arbeitgeber ohne Ende.»

Wenn Über- und Unterforderung krank machen

Ein Drittel der rund 2800 Arbeitstätigen, die im Rahmen der jüngsten Job-Stress-Erhebung der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz befragt wurden, berichtet über Stress, der auf Dauer zu gesundheitlichen Schäden wie einem Burnout führen kann. Aber nicht nur Über-, sondern auch Unterforderung am Arbeitsplatz ist ein Faktor, der auf Dauer der Arbeitszufriedenheit zuwiderläuft. Leserin Nathalie schreibt, sie hasse ihren Job zwar nicht, sei aber unterfordert und habe zu oft zu wenig zu tun. Sie habe dies auch schon oft mit ihren Vorgesetzten besprochen – ohne Erfolg.

Ein anderer Leser schreibt, er habe einen «typischen Grossbetriebsjob», der hauptsächlich aus dem Beantworten von E-Mails und dem Ausfüllen von Excel-Tabellen bestehe. Problem dabei: «Am Ende des Tages interessiert es sowieso niemanden, da der Einfluss meiner Arbeit aufs Unternehmen irrelevant ist.» Wenn Langeweile am Arbeitsplatz krankhafte Züge annimmt, hat dies einen Namen. Oft spricht man dann vom sogenannten «Boreout-Syndrom», bei dem Arbeitnehmende versuchen, ihre Unterbeschäftigung zu kaschieren. Im Gegensatz zum Burnout handelt es sich dabei aber nicht um eine medizinische Diagnose.

Hohe Anforderungen erschweren Neuorientierung

Ein weiterer Motivationskiller sind fehlende Perspektiven, was die berufliche Weiterentwicklung angeht. So schreibt Leser Santiago: «Ich bin seit einer gefühlten Ewigkeit auf der Suche nach einem Job ausserhalb der Detailhandelbranche.» Die Anforderungen, darunter viele Jahre Berufserfahrung und das Beherrschen von Fremdsprachen, seien schlicht zu hoch, als dass er ohne weiteres die Branche wechseln könne. Hinzu komme, dass sich das Verhalten der Kundinnen und Kunden über die Jahre stetig verschlechtert habe. «Mit der Zeit entwickelt man auch einen gewissen Hass auf Menschen», schreibt er weiter.

Die Untersuchung der Stiftung Gesundheitsförderung stellte zudem fest, dass vor allem jüngere Arbeitnehmende unter der grossen Arbeitslast und den steigenden Anforderungen leiden. Hinzu kommt die immer wichtiger werdende Frage nach dem Zweck der eigenen Arbeit. Ein Leser, der derzeit eine Lehre absolviert, schreibt: «Mir für das Wohl eines anderen täglich den Hintern aufzureissen, kommt für mich nicht infrage. Daher habe ich meine Interessen genutzt, um ein eigenes Unternehmen aufzubauen.» Mittlerweile verdiene er mit seiner Firma mehr als das Doppelte seines Lehrlingslohns. Die Kehrseite der Medaille: «Es ist für mich extrem schwierig, mich für die Arbeit im Lehrbetrieb zu ermutigen, wenn ich weiss, dass ich mit meiner eigenen Firma viel mehr verdienen könnte und auch noch mehr Spass dabei habe.»

«Jetzt mal ehrlich...»: Darum geht es

In unserem Format «Jetzt mal ehrlich...» befragen wir dich zu all den Themen, die sonst eher hinter vorgehaltener Hand besprochen werden. Hier kannst du zu deinem inneren Schweinehund stehen, denn – jetzt mal ehrlich – jeder von uns tut manchmal Dinge, die wir eigentlich eher ungern zugeben.

Die Umfragen sind anonym. Falls du doch mal ganz offen deine Makel beichten möchtest, kannst du das natürlich auch gerne in der Kommentarspalte tun. Du schaust heimlich Trash-TV, ernährst dich hauptsächlich von Fast Food oder wechselst deine Bettwäsche nur alle zwei Monate? Gib es ruhig zu – wir verurteilen dich nicht.

In unserem Format «Jetzt mal ehrlich...» befragen wir dich zu all den Themen, die sonst eher hinter vorgehaltener Hand besprochen werden. Hier kannst du zu deinem inneren Schweinehund stehen, denn – jetzt mal ehrlich – jeder von uns tut manchmal Dinge, die wir eigentlich eher ungern zugeben.

Die Umfragen sind anonym. Falls du doch mal ganz offen deine Makel beichten möchtest, kannst du das natürlich auch gerne in der Kommentarspalte tun. Du schaust heimlich Trash-TV, ernährst dich hauptsächlich von Fast Food oder wechselst deine Bettwäsche nur alle zwei Monate? Gib es ruhig zu – wir verurteilen dich nicht.

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