Letzte Woche machten wir ernst. In unserer Rubrik «Jetzt mal ehrlich …» haben wir euch gefragt, ob ihr eure Familie liebt. Warum? Weil es immer wieder vorkommt, dass sich Menschen jeglichen Alters nicht mit ihrer Familie identifizieren können. Sie haben weder gemeinsame Interessen, noch die gleichen Prioritäten. Auch gibt es Menschen, die sich immer wieder von ihrer Familie missverstanden fühlen, keine Unterstützung bekommen oder sogar eine Abneigung zu ihrer Verwandtschaft spüren.
Es ist ein grosses Thema, dass immer wieder verschwiegen wird. Was uns besonders auffällt: Viele haben ihre Antworten anonym abgegeben. Ein weiteres Zeichen dafür, dass ungerne darüber geredet wird. Zeit, das Eis zu brechen.
Geschichten aus der Community
Den Start macht eine Leserin, die das Verhältnis zu ihrer Familie als «nicht-existent» beschreibt. «Wenn ich nichts von meinen Eltern oder den drei Geschwistern höre, weiss ich, dass es allen soweit gut geht» schreibt sie Blick.
Auch ein weiterer Leser, der gerne anonym bleiben will, hat ein schlechtes Verhältnis zu seinen Verwandten. «Es reicht mir, wenn ich die Familie drei oder vier Mal im Jahr sehe», schreibt er.
Lisa S. will bewusst keinen Kontakt zu ihrer Mutter haben. Mit ihrer restlichen Verwandtschaft hat sie nur selten Kontakt. «Mit meinem Vater habe ich regelmässig Kontakt. Da kommen fast nie Vorwürfe oder Erwartungen. Das macht es zu einem angenehmen Verhältnis.»
«Wir haben keinen Kontakt zu unserem Vater»
Doch manchmal sind es auch andere Sachen, die eine Kluft in einer Familie bilden. Etwa Geld. So auch bei dieser Person. «Wegen einem Erbstreit um sehr wenig Geld haben meine Geschwister den Kontakt abgebrochen. Dabei habe ich von meinem Anteil nur 50 Prozent verlangt.»
Streitigkeiten in der Familie sind nach wie vor eine Sache, die man lieber für sich behalten will. Warum? Naja, oft bekommt man zu hören «ihr seid doch eine Familie, da muss man sich lieb haben» oder «das ist nur ein Missverständnis bei euch».
Dass es aber durchaus soweit kommen kann, dass man die Wege komplett trennt, weiss auch diese Person. «Unsere Familie ist ziemlich zerstritten. Wir Kinder haben keinen Kontakt zu unserem Vater und fast alles Verwandten von seiner Seite.» Vor einigen Tagen besuchte der Leser noch die Beerdigung des Grossvaters. «Seitdem reden meine Brüder und meine Mutter nicht mehr mit mir.»
Gewalt in der eigenen Familie
Besonders traurige Schicksale haben auch diese beiden Personen aus der Community getroffen. Die erste Person schreibt Blick, sie habe zwar ab und zu Kontakt zur Mutter und zum Bruder, doch der Vater könne ihrer Meinung nach einfach sterben. Ergänzend schreibt sie: «Er hat mich geschlagen und vergewaltigt, ich bin in verschiedenen Kinderheimen aufgewachsen.»
Von einem schlechten Verhältnis zum Vater berichtet auch diese Person. «Es gab keine Liebe, keine Zuneigung, keine Umarmungen. Es gab jeden Tag Streit. Ich leide noch heute darunter», schreibt sie Blick. Weiter erzählt diese Person, die gerne anonym bleiben will, der Vater habe immer wieder gesagt, aus ihr werde nichts.
Erst als der Vater früh starb, konnte sie ihre Freiheit geniessen und zog von der Familie weg. Ganz hörte der Ärger allerdings nie auf. «Mein Bruder hat alles von meinem Vater übernommen. Ich kann mich leider nicht mit einem normalen Ton unterhalten, immer wird er laut, brüllt mich an, beschimpft mich. Für ihn bin ich auch dumm», schreibt sie weiter. Jetzt ist sie aber sehr glücklich und zufrieden, hat seit längerer Zeit den Kontakt zu Familie ganz abgebrochen. «Ich fühle mich jetzt pudelwohl.»
Was meinst du? Wird genug über Streitigkeiten in den Familien geredet? Finden Betroffene genügend Anlaufstellen, wo sie sich Hilfe holen können? Bist du selber betroffen und fühlst dich mit deinen Gefühlen alleine? Diskutiere unten in den Kommentaren mit!