Volks- oder Privatschule?
«Die Volksschule war die beste Zeit meines Lebens»

Das Vertrauen in die Volksschule schwindet. Gleichzeitig schiessen besonders in den wirtschaftsstarken Regionen Privatschulen aus dem Boden. Wir haben die Community gefragt: Volks- oder Privatschule – wo haben Sie die besten Erfahrungen gemacht?
Publiziert: 18.06.2019 um 15:40 Uhr
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Aktualisiert: 24.06.2019 um 08:49 Uhr
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Immer mehr Eltern schicken ihre Kinder in die Privatschule.
Foto: Keystone
Community-Team

Seit der Jahrtausendwende hat sich der Anteil Privatschüler im Kanton Zürich von 3,7 auf 6,5 Prozent fast verdoppelt, in Basel stieg er von 9,3 auf 12,5, in Genf von 10,9 auf 16,1 und in Zug sogar von 3,9 auf 11,5 Prozent. BLICK hat die Community gefragt: Waren Sie in der Volksschule zufrieden? Und was müsste sich an Volksschulen allenfalls verbessern, um dem Trend der Privatschule entgegen zu wirken? Wir haben Ihre Meinungen zusammengefasst.

Volksschule – mehr als nur lernen

Für so mancher war, oder ist noch immer, die Volksschule der beste Ort, um sich auf eine fordernde Zukunft vorzubereiten. So auch für Leser Amadeus Ritschard (32): «Die Volksschule war die beste Zeit meines Lebens», schreibt er BLICK. Mit seiner Erfahrung steht er nicht alleine da. BLICK-Leser Bruno Dütsch erzählt, dass er mit der Volksschule sehr zufrieden war – sowohl als Schüler als auch während seinen 40 Jahren Berufstätigkeit als Lehrer.  «Wo, wenn nicht in der Volksschule, finden Kinder aus den verschiedensten Milieus, aus den verschiedensten Ländern die Gelegenheit, zusammen einen grossen Teil des Tages zu erleben, zusammen lernen, miteinander zu spielen und Freunde zu werden?»

Volksschule, verschiedene Klassenstufen oder doch Privat?

Die Volksschule löst aber nicht bei jedem grosse Freude aus, wie uns eine 14-jährige Schülerin schreibt. Ihr sei von Schulseite erklärt worden, dass die Volksschule viel Wert auf die Förderung der Schwachen und der Starken lege. Für sie sieht die Realität aber so aus: «Für die Schwachen wird alles gemacht, von extra Aufgaben bis angepasstes Unterrichtsthempo. Die Starken müssen dadurch warten, sind unterfordert und gelangweilt. Ich habe das Gefühl, ich habe bis jetzt zu wenig gelernt.»

Damit trifft sie direkt ins Schwarze. Denn: Gegenüber BLICK sagt Markus Fischer, Generalsekretär des Verbandes Schweizerischer Privatschulen (VSP): «Eltern haben Angst, dass ihre Kinder an der öffentlichen Schule nicht genügend gefördert werden – und schicken sie vermehrt an Privatschulen.» Dem können auch einige Leser zustimmen: «Aus meiner Sicht wird heute in der Volksschule zu wenig Leistung gefordert. Der Fokus liegt auf den falschen Zielen», meint Leser Lars Von der Heide (49). Weitere Leser doppeln nach: «Ich war in der Volksschule unterfordert» und «Heute blockieren 20 Prozent der Kinder das Lerntempo» heisst es aus der Community.

Wer zahlt für den «perfekten Unterricht»?

«Es ist klar, dass nicht bloss ein Schulmodell für alle gleich gut sein kann. Wir sollten uns vom staatlichen Einheitsmodell verabschieden, damit wir für unterschiedliche Kinder individuelle Schulsysteme wählen können. Privatschulen brauchen eine staatliche Bewilligung, nur werden diese nicht vom Staat unterstützt und sind deswegen so teuer. Sonst könnte sich nämlich jeder für die optimale Schulform entscheiden», schreibt Leser Leonhard Euler (42).

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Privatschulen sind besser – das meint auch ein weiterer Leser: «An Privatschulen geht es nicht darum, einfach nach einer Norm zu arbeiten, sondern um die individuelle Behandlung der Schüler.» Ist der individuelle Unterricht für die Schüler wirklich besser? Oder gehen dabei wichtige Eigenschaften, wie zum Beispiel Sozialkompetenz und Teamwork, verloren? Leserin Theres Wyss hat mit der privaten Schule gute Erfahrungen gesammelt. Sie meint sogar: «Ich habe beide Kinder in eine Privatschule geschickt. Das war das Beste, was ich für sie machen konnte.»

Die Welt verändert sich – warum hängen öffentliche Schulen dem nach?

Das Argument: Private Schulen sind in ihrer Unterrichtsform moderner und springen schneller auf neue Entwicklungen auf – stimmt das wirklich? «Vielerorts wurde noch nicht verstanden, dass wir uns im digitalen Zeitalter befinden. Kreativität, Flexibilität sowie Innovation sind die Themen, die wir unseren Kindern beibringen müssen, denn sie werden heute gefragt», meint Leser Thomas Lang. Er kann nicht mit voller Überzeugung hinter dem öffentlichen Schulsystem stehen. «Wir prügeln ihnen die gefragten Eigenschaften in den acht Jahren Schulsilo aus dem Kopf und erwarten nach Eintritt ins Berufsleben dann wiederum diese wichtigen Eigenschaften, um sich im Berufsleben zu etablieren», ergänzt er.

Das alle Kinder jetzt in eine Privatschule wechseln, ist aber auch für ihn nicht die Lösung. Vielmehr sollten sich Schulen heute die Frage stellen, warum sie nicht von den Vorreitern des modernen Schulunterrichts wichtige Inputs abschauen. Diese haben Thomas Lang schliesslich davon überzeugt, dass sie nachhaltig, erfolgreich und vor allem kinderfreundlich sind.

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