Ein dunkler Raum. Ein Tisch. Kabel führen von den Fingern zum Computer. Auf dem Display zeichnet ein Polygraph sämtliche Bewegungen auf. Das Herz pocht. Verängstigte Blicke auf der einen, misstrauische auf der anderen Seite: Wehe dem, der flunkert!
Glücklicherweise blieben die meisten bisher von einem Verhör mit Lügendetektor-Test verschont. Doch Fakt ist: Ob die Flunkerei auffliegt oder nicht, etwas anderes als die Wahrheit zu sagen ist ein No-Go. Und doch schafft es kaum jemand ohne Lüge durch den Tag.
Jeder Mensch ist ein Lügner
Nicht selten beginnt das bereits bei der Frage nach dem eigenen Gemütszustand. «Es interessiert ja niemanden, wie es mir wirklich geht. Man fragt nur aus Höflichkeit», schreibt Blick-Leserin Sue Rutishauser. «Meist frage ich dann, ‹Willst du ernsthaft wissen, wie es mir geht?› Die Meisten reagieren dann verstört oder sind gar verärgert!», berichtet Rutishauser weiter. Sie finde es schade, dass unsere Gesellschaft so oberflächlich sei.
Ob aus Angst, Höflichkeit oder Bescheidenheit: britische Forscher sind sich sicher, dass jeder Mensch mindestens einmal täglich die Unwahrheit sagt. Hauptgrund fürs Lügen ist notabene die Angst: Wir belügen uns selbst und andere, um uns sicherer zu fühlen oder uns zu beruhigen. Zu den Top-Alltagslügen gehören laut dem Science Museum of London «Mir geht es gut», «Schön, dich zu sehen!» und «Wir sind nur Freunde».
Ehrlichkeit birgt Risiken
Brisant: Dasselbe Institut fand in einer repräsentativen Umfrage mit 3'000 Teilnehmenden heraus, dass Männer öfters lügen als Frauen. Dreimal pro Tag oder rund 1'100 Mal im Jahr lügt der Durchschnittsmann demnach, Frauen im Mittel lediglich 728 mal. Die Top-Lügen der Frauen: «Alles in Ordnung bei mir!» und bei den männlichen Kollegen: «So viel habe ich nicht getrunken!»
Mehr aus der Serie «Jetzt mal ehrlich»
Leser Eric Niggli findet es schwierig, genau zu beziffern, wie oft er selbst lügt. Er denke jedoch, dass fast jeder Mensch ab und an lüge, «um sich selbst und andere zu schützen». Die Gratwanderung zwischen Ehrlichkeit, mit dem Risiko, einen wunden Punkt treffen, und Lügen aus Höflichkeit, kennt Leserin Esther Guggenbühl nur zu gut. «Ich lüge nicht», schreibt sie. «Doch gerade weil ich so ehrlich und direkt bin, mögen mich manche Leute nicht.»
Lügen lohne sich prinzipiell nie, meint Leserin Diana Holliger. Denn wer nicht die Wahrheit sage, werde selbst angelogen, schreibt sie. Deshalb sage sie selbst im Notfall stets die Wahrheit. Wo sich Lug und Trug hingegen – zumindest finanziell – durchaus zu lohnen scheinen, ist im Verkauf.
Lügen als Kernkompetenz des Berufs?
Ob «Die Bluse steht Ihnen ausgezeichnet!» oder «Der Akku dieses Handys hält tagelang!»: Die meisten dürften bereits die eine oder andere Unwahrheit einer Verkäuferin oder eines Verkäufers gehört haben. Gleich zwei Leser melden sich mit dem Statement: «Ich arbeite im Verkauf, also lüge ich regelmässig!»
Leser Christian Freitag hält kurz und bündig fest: «Ich bin Politiker, noch Fragen?» und verweist damit auch auf den Stellenwert von Lügen, Fake News und einfachen Feindbildern im Wahlkampf – Stichwort Trump. Generell sollte die Frage jedoch vielmehr lauten: «Wie oft bist du im Alltag ehrlich?», schlägt Leser Martin Oser vor.
Sämtliche Antworten gibts zum Durchklicken in der obigen Bildergalerie.