Darum gehts
- SBB planen schnellere Züge mit weniger Stopps an kleinen Bahnhöfen
- Kritik: Plan könnte mehr Autoverkehr verursachen
- Stimmen aus der Leserschaft sind gemischt
SBB-Verwaltungsratspräsidentin Monika Ribar möchte schnellere Züge. Dies hat zur Folge, dass an kleinen Bahnhöfen weniger Stopps gemacht werden. Denn laut SBB-Mediensprecherin Sabrina Schellenberg bestimmt der langsamste Zug die Geschwindigkeit des Systems. Das heisst: Regionalzüge mit häufigen Zwischenhalten bremsen das System.
Doch was wollen die Schweizerischen Bundesbahnen damit erreichen? Einen flexibleren, häufigeren und schnelleren Bahnverkehr bis 2050. Dieser Vorsatz widerspricht jedoch den beschlossenen Klimazielen, den ÖV-Anteil zu erhöhen und den Individualverkehr zu minimieren.
Was meint die Community zu diesem Plan?
Die meisten Leserinnen und Leser sind keine Befürworter des Vorsatzes von SBB-Präsidentin Monika Ribar. Leser Andy Honegger gehört dazu. «Weniger Haltestellen gleich weniger Passagiere», stellt er fest. «Busse sind bekanntlich kein Bahnersatz im Regionalverkehr, da sie mit mehr Halten deutlich langsamer sind. Da müsste es dann wenigstens Schnellbusse geben, welche die Regionalzüge ersetzen. Aber die Passagiere fehlen dann – und nehmen womöglich wieder das Auto», fügt er hinzu.
Severin Hube sieht dies ähnlich: «Eine reine Sicht von Stadt- und Agglobewohnern. Mit solchen Massnahmen wird der Autoverkehr nicht abnehmen. Man zwingt die Leute damit buchstäblich in die Autos.» Eine Person, die sich bereits fürs Auto entschieden hat, ist Leser Patrick Zola. «Wollte man nicht den Verkehr drosseln? Es ist unglaublich, wie wir in der Zeit zurückgehen, anstatt genau jetzt alles daran setzen, der Welt zu zeigen, dass wir es gut schaffen. Wir sind bekannt für die Pünktlichkeit der Bahn. Man muss dazu aber mal sagen, dass sie viel zu teuer ist, dann bei Stosszeiten keinen Platz hat und die Sicherheit nicht mehr gewährleistet ist. Also bleibe ich beim Auto», kommentiert er.
Auch für Hans Siegenthaler scheint klar: «Schnellere Anbindungen wären unbedingt zu vollziehen, aber nicht weniger Bahnhöfe. Wenn ich ins Auto steigen muss, um den Bahnhof zu erreichen, kann ich auch mit dem Auto die ganze Strecke zurücklegen.»
«Ich bin froh, hält der nicht mehr in jedem Kaff»
Aber nicht alle hacken so fest auf dem 2050-Plan herum. Peter Stücheli findet zum Beispiel: «Wenn in ländlichen Gegenden drei Stationen innerhalb von 15 Kilometern liegen und Bahnhöfe ausserhalb von Ortszentren liegen, ist eine Buslinie, die im 15-Minuten-Rhythmus durch das Zentrum fährt, einiges effizienter. So können durch den Bus allenfalls noch kleinere Haltepunkte bedient werden. Busse können ja auch elektrisch fahren.»
Dem kann Urs Würgler nur zustimmen. «Wenn ich meine Eltern besuche, kann der letzte Teil der Strecke nur per Bus gefahren werden – es würde sich nie lohnen, eigens eine Bahnstrecke zu erstellen. Ich vermute, dass es hier weniger um die Frage Bus oder Bahn als vielmehr um die Frequenz und um gut funktionierende Anschlüsse geht. In der Schweiz sind wir sehr gut aufgestellt, es wird aber weiterhin gejammert. Manchen Leuten empfehle ich, einmal ländliche Gebiete mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu bereisen», schreibt er.
Und SBB-Fahrer Paul Meier fragt sich, wo das Problem liegt. «Bei der S14 nach Aarau gibt es schon lange Halt auf Verlangen. Ich bin froh, hält der nicht mehr in jedem Kaff», meint er entschlossen. Auch Marcel Zurfluh sieht es optimistisch: «Wenn das mit einem Bus kompensiert wird, ist das in Ordnung. Und dann eben beim nächsten Bahnhof in den Zug umsteigt. So wären vielleicht die Züge weniger überfüllt.»