Beckenried, ein idyllisches Dorf im Kanton Nidwalden, ist nicht nur für seine traumhafte Lage am Vierwaldstättersee bekannt, sondern auch für seine einmalige Samichlaustradition.
Seit 1935 wird hier jede Ecke des Dorfes von einem Samichlaus besucht – von den höchsten Bergen bis zu den entlegenen Aussenquartieren.
Ein Brauch, der das Dorf vereint
28 Samichläuse ziehen durch das Dorf. «Die strahlenden Gesichter der Kinder zu sehen, wenn sie mir etwas vorspielen oder ein Gedicht aufsagen, erwärmen mein Samichlaus-Herz», sagt Reto (50), einer der langjährigen Samichläuse.
«Es ist jedes Jahr wieder besonders, zu sehen, wie die Kinder sich vorbereiten, mit ihren Gedichten und Lichtern. Sie sind so stolz darauf, dem Samichlaus etwas zu bieten», ergänzt Claudia Jacober, Mitorganisatorin des Samichlaus-Marktes und Mutter von drei Kindern. «Man ist jedes Mal ein bisschen nervös, wie die Kinder reagieren.»
Schwarze Farbe und strahlende Augen
Die Schmutzlis gehören genauso zum Team wie die Lampionträger und Begleiter. Giuliano (21), seit vier Jahren Schmutzli, nimmt die Prozedur mit Humor: «Die schwarze Schminke ist schon unangenehm und manchmal dauert das Abschminken ewig. Aber es gehört dazu.» Während einige im Dorf scherzen, es handle sich um Autolack, ist es in Wirklichkeit Fasnachtsschminke.
Für die Schmutzlis Charlie (21) und Manuel (41) ist es vor allem der Respekt der Kinder, der die Tradition so besonders macht. «Nicht so viele Kinder haben wir zum Weinen gebracht, die meisten sind sehr lieb, aber sie haben einfach unglaublich viel Respekt vor dem Schmutzli», erklärt Manuel. «Es ist schön, dass diese Tradition in Beckenried verwurzelt ist.»
Die Kinder bereiten sich sorgfältig vor: Gedichte und Lieder werden geübt, die Aufregung steigt. Bei jedem Hausbesuch lauschen die Kinder gespannt, was der Samichlaus zu sagen hat. Lobende Worte, aber auch eine ermahnende Bemerkung gibt es hier und da. Doch die Kinder nehmen dies mit Fassung und ein Lächeln breitet sich auf ihren Gesichtern aus, wenn sie ihr Samichlaussäckli in Empfang nehmen.
Tradition mit Herz
OK-Präsident Roger Christen ist seit über 30 Jahren aktiv bei der Organisation der Hausbesuche. «Die Kinder und auch die Eltern freuen sich immer auf den Besuch des Samichlaus. Die Bewohner planen regelrecht ihren Tag dafür ein.» Besonders in Erinnerung bleibt ihm ein verschneiter Samichlaus-Tag im letzten Jahr: «Der Samichlaus war mit Skiern unterwegs, das war wirklich etwas Spezielles.»
Hinter den Kulissen arbeiten 150 Freiwillige an der perfekten Umsetzung. Eine halbe Tonne Mandarinen, 400 Kilogramm Nüsse und 1300 Samichlaussäckli werden verteilt. Schneiderin Judith ist ebenfalls seit 30 Jahren mit dabei. Sie sorgt dafür, dass die roten Gewänder, Bärte und Perücken makellos sind. «Es macht einfach Freude, die Tradition weiterzugeben», sagt sie. «Der Samichlaus muss nicht nur gut aussehen, er braucht auch Freude an der Sache.»
Der Samichlaus-Tag ist ein Fest, das nicht nur Kinderaugen leuchten lässt, sondern das ganze Dorf vereint. «Für mich ist es der wichtigste Tag im Jahr», fasst Christen zusammen. «Es ist wunderschön zu sehen, wie die Tradition in Beckenried weiterlebt.»