Seit 30 Jahren bin ich als Schmutzli und später auch als Samichlaus unterwegs. Angefangen hat alles, als ich noch in der Jugendriege war. Mein Götti war damals Bischof der Chlausengruppe, und es war bei uns Tradition, dass die Älteren aus der Jugi als Schmutzli mitgingen. Für uns war das Ehrensache, und es war klar, dass wir diesen Brauch weiterleben lassen.
Mit den Jahren hat sich meine Rolle gewandelt. Vom Schmutzli wurde ich Oberchlaus und leite heute meine eigene Chlausengruppe. Als Schmutzli durfte ich vor allem beobachten und zuhören, der Chlaus hingegen führt die Gespräche und erzählt Geschichten. Als Oberchlaus trage ich die Gesamtverantwortung für die Gruppe und alles Drumherum. Dazu gehören nicht nur die Besuche, sondern auch die Organisation, die Gewänder und Bärte, das Chlausenbüro und das Finden von neuen Chläusen und Schmutzlis. Leider gibt es auch bei uns einen Fachkräftemangel. Es bricht mir das Herz, wenn wir Anfragen ablehnen müssen, weil uns die Leute fehlen. Deshalb bilde ich seit einigen Jahren neue Samichläuse und Schmutzlis in Seminaren aus. Aber eines ist klar: Den Samichlaus spielt man nicht – den lebt man.
Vor sechs Jahren habe ich dann meine eigene Gruppe gegründet und eine passende «Chlausenhütte» gesucht. Das alte Schützenhaus in Illighausen TG war perfekt dafür. Mit viel Arbeit und Liebe haben wir es in eine richtige Chlausenhütte verwandelt.
Natürlich gibt es auch Herausforderungen. Jeder Einsatz ist anders – sei es bei Familien, in Schulen, Heimen oder Firmen. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir ein Besuch in einem Heim für Menschen mit geistiger und körperlicher Beeinträchtigung. Die Herzlichkeit und die Freude dieser Menschen waren unglaublich. Oder die Situation, als unser Esel nicht mehr in den Hänger wollte und wir mehrere Kilometer zu Fuss weitermussten. Der Zauber des Chlausens zeigt sich für mich vor allem in den glänzenden Augen der Kinder – und auch der Erwachsenen. Es ist einfach wunderschön, ein Lächeln hervorzuzaubern und eine vorweihnachtliche Stimmung zu verbreiten.
Es ist mir wichtig, den Wert dieser Tradition zu vermitteln. Ich hoffe, dass der Brauch noch lange bestehen bleibt, denn er gehört einfach zu uns und unserer Kultur.