Ich arbeitete lange als Tontechniker, bis sich mein Leben drastisch veränderte. 2001 hatte ich meine erste Psychose. Seither traten sie in einer gewissen Regelmässigkeit auf. Bereits sechs Psychosen habe ich erlebt, die letzte liegt nun vier Jahre zurück. Diese Erfahrungen haben in mir den Wunsch geweckt, meine Krisenerfahrung sinnvoll einzusetzen. Also habe ich mich zum Peer umschulen lassen.
Als Peer, auch Genesungsbegleiter genannt, hilft man Personen mit psychischen Beeinträchtigungen. Diese Ausbildung kann man nur machen, wenn man selber von einer Krisensituation betroffen ist. Die meisten Peers arbeiten in psychiatrischen Institutionen. Ich selber bin im Radio als Redaktionsbegleiter tätig. Wir haben ein Radioprojekt, in dem ich mit anderen Redaktionsmitgliedern arbeite, die ebenfalls psychische Beeinträchtigungen haben. Diese Menschen begleite ich teilweise über Jahre, und es erfüllt mich, die Entwicklung der Redaktionsmitglieder zu beobachten. Zudem bin ich auch noch in der Telefonberatung und als Gastdozent an Hochschulen tätig.
In unserer Serie «Wir sind Blick» stellen wir dir jeden Samstag eine spannende Persönlichkeit aus der Blick-Community vor. Wir sind überzeugt, dass jede Leserin und jeder Leser eine interessante Geschichte zu erzählen hat.
Hast auch du eine spezielle Geschichte, ein besonderes Talent, eine einzigartige Sammlung oder sonst etwas Spannendes, das du mit der Community teilen willst? Dann melde dich via Mail an community@blick.ch!
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Viele meiner Klienten sind selber Psychotiker. Ich begleite aber auch Angehörige von Betroffenen, die nach Unterstützung suchen. In der Regel führe ich einstündige Gespräche. Dabei tauschen wir uns über die persönliche Geschichte des Klienten aus und gehen teilweise in eine beratende Rolle über. Man kann es sich wie eine Therapiesitzung vorstellen – jedoch in einer nahbareren Atmosphäre.
Die eigene Kapazität stellt eine grosse Herausforderung dar, da die Begleitungen sehr intensiv sind. Es berührt mich immer, die Geschichten meiner Klienten zu hören. Mit der Zeit hilft mir eine gewisse professionelle Routine, schwere Schicksale besser zu verarbeiten. Sie beschäftigen mich nach wie vor, aber ich kann sie heute besser bewältigen.
Mein Job ist eng mit meiner eigenen Genesung verbunden. Nach sechs Psychosen habe ich akzeptiert, dass ich Medikamente nehmen muss, um stabil zu bleiben. Dennoch kann ich ein zufriedenes Leben führen – und genau das bedeutet für mich Genesung, meine persönliche Recovery. In dem Sinne immer dranbleiben und nie aufzugeben – auch Rückschläge zu akzeptieren, das gehört einfach dazu.