Die Leser zur Kleidung im Bundeshaus
«Kompetente Personen müssen sich nicht mit Krawatte tarnen»

SVP-Parteipräsident Marcel Dettling erntete ordentlich Kritik von Roger Köppel, weil er ohne Krawatte auftrat. Dabei ist es im Parlament längst üblich, dass nicht mehr alle eine Krawatte tragen. Wie steht die Community zu dieser Entwicklung?
Publiziert: 19.03.2025 um 11:47 Uhr
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Aktualisiert: 19.03.2025 um 13:02 Uhr
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Nicht nur in der Debatte, auch beim Kleidungsstil gehen die Meinungen auseinander: Links FDP-Fraktionschef Damien Cottier mit Krawatte und rechts David Roth (SP) ohne.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Krawattendebatte im Schweizer Parlament: Mehrheit hält sie für überflüssig
  • Parteien unterschiedlich: FDP krawattenaffin, Grüne und SP lockerer Dresscode
  • 64 von 116 der männlichen Nationalräte tragen Krawatten
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sarah RiberzaniCommunity Editor

Kürzlich war SVP-Parteipräsident Marcel Dettling (44) wieder im Parlamentsgebäude unterwegs – ohne Krawatte. Das sorgte vergangene Woche für Empörung bei Roger Köppel (59). «SVP verlottert. Parteipräsident ohne Krawatte an der Bundesratswahl», schrieb der ehemalige SVP-Nationalrat auf X und teilte dazu ein Bild von Dettling in einem SRF-Interview. Doch Dettling ist kein Einzelfall – in vielen Parteien wird die Krawatte immer häufiger weggelassen.

Die FDP bleibt die krawattenaffinste Partei: Während der Frühjahrssession trugen zwölf von vierzehn anwesenden FDP-Männern eine Krawatte. Bei der SVP waren es etwas weniger, aber die Mehrheit hielt dennoch am klassischen Look fest. Ganz anders bei den Grünen – dort war Felix Wettstein (67) der Einzige mit Krawatte. Auch in der SP ist der Dresscode locker, nur zwei von vierzehn Männern trugen eine. Insgesamt zählte man an diesem Tag im Nationalrat 64 Krawatten bei 116 anwesenden Männern.

Tradition oder überholtes Ritual?

Eine Blick-Umfrage mit über 2000 abgegebenen Stimmen zeigt: Die Mehrheit der Community hält eine Krawatte im Parlament für überflüssig. 64 Prozent der Teilnehmenden sind der Meinung, dass ein moderner Dresscode ausreicht. 36 Prozent hingegen finden, dass die Krawatte für Seriosität und Respekt steht.

In der Kommentarspalte sorgt das Thema für hitzige Diskussionen. Leserin Susi Kaiser findet die Kleiderordnung im Schweizer Parlament viel zu lasch. «Es sind Volksvertreter, sie erhalten alle eine riesige Aufwandspauschale. Schaut euch mal andere Demokratien wie Frankreich, Italien oder die USA an! Männer in dunklen Anzügen, Frauen entsprechend im Deux-Piece oder Hosenanzug. Alles dezent und gesittet, wie es sich für eine parlamentarische Demokratie gehört! Das sollte in Zukunft durchgesetzt werden – bitte eine Kleiderordnung verfassen!», fordert sie. 

Guido M. Weber sieht dies ähnlich: «Es ist durchwegs erschreckend, wie Parlamentarier auftreten – grauenhaft und absolut inakzeptabel. Zurück zur Kleiderordnung! Wer sich nicht richtig und akzeptabel kleiden kann, hat auch ein Durcheinander im Kopf!» Auch für Peter Müller ist klar: «Lieber eine Krawatte tragen, als keine. Was vermittelt die Krawatte? Seriosität, Selbstbewusstsein und Stil. Es gibt Tausende Gründe, um eine zu tragen!»

«Arbeit hat Vorrang»

Neben den vielen Kritikerinnen und Kritikern gibt es auch viele Stimmen in der Leserschaft, die das Ganze auf die leichte Schulter nehmen. Bernhard Ernst ist sich sicher: «Wer kompetent ist, hat es auch im Bundeshaus nicht nötig, sich mit Krawatte tarnen zu müssen.»

Leserin Iwy Wyss findet gar, dass Krawatten im Bundeshaus nichts zu suchen haben. «Es sollte ordentlich und gepflegt sein im Bundeshaus. Arbeit hat Vorrang – eine Krawatte hindert eher, sie engt zu sehr ein und könnte gar hinderlich sein. Schafft die Krawatte im Parlament ab. Gepflegte Effizienz ist gefragt!»

Daniel Hitz teilt eine ähnliche Sichtweise: «Mir persönlich gehen Kompetenz und gute Politik vor Krawatte und Quote. Macht endlich gute Politik zum Wohl des Bürgers! Der Anzug ist vollkommen egal.»


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