Die Leser zu Billigfleisch-Einkäufen
«Man sieht beim Verhalten der Konsumenten, wie die Politik versagt»

Immer mehr Schweizer greifen beim Fleischkauf zu günstigen Produkten. Das setzt Label-Fleisch unter Druck, während Discounter mit Tiefpreisen konkurrieren. Wie stehen unsere Leserinnen und Leser dazu?
Publiziert: 19.02.2025 um 17:08 Uhr
|
Aktualisiert: 19.02.2025 um 17:41 Uhr
1/8
Die Kundschaft der Migros achtet beim Fleischkauf vermehrt auf die Preise.
Foto: Sven Thomann

Auf einen Blick

  • Steigende Preise führen zu mehr Billigfleisch-Konsum in Schweizer Supermärkten
  • Detailhandel und Konsumenten diskutieren über Verantwortung für Billigfleisch-Trend
  • 63 Prozent der Blick-Leser kaufen Billigfleisch aufgrund der Teuerung
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Die steigenden Preise der letzten Jahre hinterlassen Spuren: Immer mehr Schweizer greifen im Supermarkt zu günstigem Poulet, Plätzli oder Schweinskotelett. Migros und Coop bestätigen den Trend, während die Nachfrage nach Label-Fleisch weiter sinkt. Der Detailhandel sieht die Ursache bei den Konsumenten, die vermehrt nach billigeren Alternativen suchen. Stefan Flückiger (64), Präsident von Faire Märkte Schweiz, ist da anderer Meinung. Laut ihm ist der Detailhandel Schuld am Griff zum Billigfleisch. Er würde den Konsumenten den Griff zum Billigfleisch viel zu schmackhaft machen.

Auch Blick-Leser greifen zu Billigfleisch

Doch wie sehen das die Konsumenten selbst? Unsere Blick-Umfrage mit 2170 abgegebenen Stimmen zeigt ein deutliches Bild: 63 Prozent der Befragten geben an, dass ihnen die Teuerung keine andere Wahl lässt, als auf den Preis zu achten. Für 31 Prozent steht hingegen das Tierwohl über dem Preis, während 6 Prozent gar kein Fleisch mehr essen.

Auch Leser Thomas Killer greift beim Einkaufen zu günstigem Fleisch – und das aus seiner Sicht mit gutem Grund: «Wenn ich schaue, was ein kleines Rindsplätzli kostet, bei dem man nicht mal den Hunger stillen kann, ist es logisch, dass viele, die aus der Mittel- und Armenschicht stammen, sich nur das billigere und ungesündere Fleisch leisten können. In unserer Familie wurde oft Rinds-, Sied- oder Suppenfleisch gekauft, da es günstig und nahrhaft war. Heute kostet das etwa gleich viel wie normales Rindfleisch.»

Ähnlich geht es Leser Werner Strazzer. «Wer kann sich diese überrissenen Preise noch leisten? Grosshändler und Verteiler verdienen Milliarden. Viele AHV-Bezüger, wie ich, kämpfen mit ihrem kleinen Einkommen und können sich diese Preise nicht leisten», kommentiert er. 

Auch Leser Marco Sonderegger sieht die steigenden Fleischpreise kritisch – und macht die Politik dafür verantwortlich: «Tja, man sieht es beim Verhalten der Konsumenten, wie die Politik versagt. Teure Mieten, hohe Krankenkassenprämien, hohe Stromkosten, Verteuerung der Lebensmittel. Die Schweizerin und der Schweizer haben einfach weniger Geld, kein Wunder schaut er auf die Preise und entscheidet sich für das günstigere.» 

«Billiges Fleisch ist kein Menschenrecht»

Während viele die Verantwortung bei der Politik sehen, sind andere der Meinung, dass jeder Einzelne in der Pflicht steht. So argumentiert Michi Boesch: «Ihr wollt Fleisch essen, dann bezahlt den ehrlichen Preis dafür! Die Werbung für Tierprodukte soll verboten werden, weil sie heuchlerisch und unwahr dargestellt wird! Diese Tiere sind nicht glücklich wie suggeriert!»

Thomas Häusler sieht dies ähnlich. «Traurig, wie viel Verständnis hier in den Kommentaren für schlechte Tierhaltung herrscht, solange man dafür billiges Fleisch erhält. Wer sich den Preis von tiergerecht hergestelltem Fleisch nicht leisten kann, der soll halt weniger Fleisch essen. Ich kann auch keinen Ferrari oder Bugatti fahren und in Fünf-Sterne-Hotels Ferien machen. Billiges Fleisch ist kein Menschenrecht», schreibt er.

Auch Userin Jil Mächler kritisiert das Kaufverhalten vieler Konsumenten und fordert mehr Konsequenz: «Jeder schreit nach Tierwohl und Tierschutz. Im Einkaufswägeli landet dann das Billigfleisch! Dabei wäre es so einfach: ein bisschen weniger, dafür hochwertiges, unter anständigen Bedingungen produziertes Fleisch – und mehr Gemüse essen.»


Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?