Welt-Autofarben: Weiss ist gefragt, Schwarz teils sogar verboten
Die Autowelt ist eintönig

Weltweit beherrschen Nichtfarben die Farbwahl bei Autos: Hinter Weiss kommt Schwarz. Knallige Farben wie Rot sind nur rund ums Mittelmeer gefragt, schwarze Autos verunfallen öfter und sind teils sogar verboten!
Publiziert: 23.09.2019 um 07:02 Uhr
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Aktualisiert: 09.08.2020 um 13:40 Uhr
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Noch in den 1960er- und 1970er-Jahren waren kräftige Farben (hier am Ford Capri) in.
Foto: zvg
Timothy Pfannkuchen

Die beliebtesten Autofarben sind streng genommen keine: Weiss, gemäss einer von Seat veröffentlichten Studie des Lackherstellers Axalta weltweit von 39 Prozent der Autokäufer gewählt, gilt als unbunt. Es entsteht, wenn eine Fläche alle Spektralfarben reflektiert. Und dahinter liegt? Schwarz – das deshalb schwarz ist, weils wiederum überhaupt nichts reflektiert, und global damit auf 16 Prozent Anteil an allen Autolacken kommt.

Warum diese Vorlieben? Simpel ists in Turkmenistan: 2015 hat Präsident Gurbanguly Berdimuhamedow bestimmt, dass nur noch weisse Autos importiert werden dürfen. Schwarze sind verboten! Offiziell liegts am Wüstenklima (dabei könnte Berdimuhamedow im BLICK nachlesen, dass sich schwarze Autos aussen, nicht aber innen stärker aufheizen). Gerüchtehalber liegts daran, dass der Diktator mit Hang zum weissen Marmorprotz früher Zahnarzt war.

Schwarz ist gefährlicher

Vielleicht müsste man Schwarz als Autofarbe tatsächlich verbieten. Denn schwarze Autos sind gemäss einer australischen Studie zwölf Prozent häufiger in Unfälle verwickelt als weisse. Weils die bevorzugte Farbe schneller und schwerer Schlitten ist (europweit etwa sind 34 Prozent aller Luxus-SUVs schwarz)? Nein: Man sieht weisse Autos tagsüber besser. Nachts sind dann alle Autos grau, dann crashen gemäss Untersuchung düstere wie helle Farben gleich oft.

Klima und Aberglaube

Doch wieso ist zum Beispiel Weiss regional so verschieden stark gefragt? In China etwa greifen 60 Prozent, in den USA und Europa gut ein Viertel der Käufer dazu. «Weiss ist eine besonders reine, vielseitige Farbe», erläutert Jordi Font von der Seat-Farb- und Veredelungsabteilung, die beispielsweise den neuen Seat Arona in 68 Farbkombinationen anbietet: «Die Unterschiede lassen sich durch mehrere Faktoren erklären: Klima, Aberglaube, der Wunsch nach eleganten Farben in Ländern, in denen Autos stärker als Statussymbol gelten.» In China etwa gilt Weiss als Farbe der Reinheit und Erfüllung. In Japan trägt man Weiss als Zeichen der Trauer auf Beerdigungen. Kein Wunder also, ist in Japan mit 22 Prozent Anteil Schwarz besonders beliebt.

Indien bleibt bei Silber

Hinter Weiss und Schwarz kommt auf Rang drei Silber mit global elf Prozent Anteil – noch vor 15 Jahren lag Silber auf Rang eins. Besonders beliebt ists in Indien mit fast einem Drittel Anteil, in allen deutschsprachigen Ländern liegts auf dem zweiten Platz, macht in China dagegen nur sechs Prozent aus.

Italiener sehen Rot

Hinter Weiss, Schwarz und Silber (inklusive Grau) werden regionale Unterschiede besonders deutlich: In Deutschland oder den USA schmückt Blau gut zehn Prozent der Autos, in China dagegen praktisch keins. Und Rot kommt uns nicht nur besonders mediterran vor, sondern läuft tatsächlich rund ums Mittelmeer am besten: In der Schweiz erreicht Rot zum Beispiel bei Autos von Seat Rang 6, in Italien Platz 4 und in Spanien gar Platz 3 in der Hitliste.

Je teurer, desto schwärzer

Das liegt auch an Fahrzeugklassen: «Ein sportliches Modell ist nicht in derselben Farbpalette erhältlich wie ein SUV, der in erdigen und naturverwandten Tönen am besten zur Geltung kommt», betont Font. Das sieht man teils schon an Studien wie etwa dem Tavascan, der das künftige Gesicht der Seat-Tochter Cupra zeigt. In Spanien dominieren kleinere und schwächer motorisierte Autos – die dann wenigstens farblich auffällig und schnell sein wollen und darum knallige Farben tragen. Die Schweiz dagegen ist PS-verliebt und SUV-lastig, also farblich eher düster.

Laut einer Studie von Nissan fahren übrigens 86 Prozent der Menschen ein Auto, dessen Farbe eigentlich gar nicht zu ihrer Persönlichkeit passt – sonst müsste etwa Orange häufiger sein. Zwar ist diese lebensfrohe Farbe jüngst als Trend oft in Auto-Anzeigen oder auf Auto-Pressefotos, kaum aber auf der Strasse zu sehen. Aber Farbtrends brauchen Zeit – und die Angst vor der Reaktion der Nachbarn und schwierigerem Wiederverkauf dominieren.

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