An Marco Odermatt kommt im Ski-Zirkus aktuell keiner vorbei. Dreimal in Folge krönte sich der Nidwaldner zum Gesamtweltcupsieger, gewann schon Olympia-Gold und WM-Titel und wurde dreimal hintereinander zum Schweizer Sportler des Jahres gewählt. Seinen Platz in den Geschichtsbüchern hat der 26-Jährige bereits auf sicher. Doch um den Skisport geht es heute für einmal nicht: Wir treffen Marco Odermatt nahe seines Heimatortes Buochs in Engelberg OW, wo er im Rahmen seiner neuen Botschafterfunktion für den Genfer E-Bike-Hersteller Miloo ein extra auf ihn zugeschnittenes Adventure Beast entgegennimmt – mit unter 20 Kilo das aktuell leichteste 45-km/h-E-Bike auf dem Markt. Im Interview sprechen wir mit dem Schweizer Ski-König aber nicht nur über sein neues Bike, sondern auch über seine persönliche Skepsis gegenüber Elektroautos und warum er nicht mehr so oft in den Ausgang geht.
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SonntagsBlick: Marco Odermatt, auch wenn Sie im Moment nicht so häufig auf Skiern stehen, dreht sich in Ihrem Leben fast alles um den Sport. Sie lieben Wakeboarden, spielen Fussball, fahren viel Velo. Gibt es eine Sportart, mit der Sie absolut nichts anfangen können?
Marco Odermatt: Rhythmische Gymnastik wäre jetzt nicht so meins (lacht). Aber im Ernst: Ich bin definitiv sehr sportbegeistert, mag actionreiche Spiele genauso wie Ausdauer-Sportarten. Früher war ich oft auf dem Trampolin und auch im Kunstturnen aktiv. Mir macht fast jeder Sport Spass.
Im Mai haben Sie erstmals seit langem eine ganze Woche Ferien genossen. Können Sie überhaupt einen Tag gar nichts machen und nur relaxen?
Einen Tag gar nichts zu machen, geht schon. Aber eine ganze Woche? Nein, unmöglich. Ich suche mir auch in den Ferien jeweils Orte aus, an denen ich neue Sachen ausprobieren kann, so habe ich auch das Kitesurfen für mich entdeckt. Wenn ich hier zu Hause in den Bergen bin, gehe ich Biken oder Wandern – es muss schon immer etwas laufen.
Seit letztem Herbst sind Sie Markenbotschafter des Genfer E-Bike-Unternehmens Miloo. Das Gravelbike Adventure Beast soll speziell für Ihre Bedürfnisse entworfen worden sein. Konnten Sie sich in die Entwicklung einbringen?
Nein, zur Entwicklung an sich habe ich nicht viel beigetragen. Letztlich sind Anna und Daniel (Miloo-Gründer Anna Bory und Daniel van den Berg, Anm. d. Red.) Profis im Bikebau und wissen viel besser als ich, worauf es bei so einem Gravelbike ankommt. Wenn ich ab jetzt öfters mit dem Adventure Beast unterwegs bin, werde ich ihnen aber sicher mein Feedback geben, kleinere Anpassungen am Setup vornehmen und aus den diversen Gadgets die passenden für mich auswählen. Mir war aber von Anfang an klar, dass das Bike optimal für meine Zwecke zugeschnitten ist.
Ein Kollege hat mich gefragt: Warum braucht Marco Odermatt überhaupt ein E-Bike? Er käme doch auch per Muskelkraft den Berg hinauf?
Ja, das ist richtig (lacht). Aber es gibt mir neue Möglichkeiten. Wenn ich auf dem Rennrad Ausdauer und Kraft trainiere – das mache ich etwa zwei bis drei Mal die Woche –, bin ich rund drei Stunden unterwegs. Neu komme ich in der gleichen Zeit und bei gleicher Intensität fast doppelt so weit! Für die Fahrt zum Krafttraining habe ich bisher meist das Auto genommen – auch dorthin kann ich neu mit dem Bike fahren. Aber ich werde es auch in meiner Freizeit nutzen: für lange Velotouren im Flachen, in den Bergen, auf Kies oder auf der Strasse. Das Bike ist sehr facettenreich.
Rekord-Bike für einen Rekord-Fahrer: In der leichtesten Version bringt das bis zu 45 km/h unterstützte Miloo Adventure Beast nur rund 17 Kilo auf die Waage und wird damit zum Fliegengewicht unter den S-Pedelecs. Wir konnten das Rekord-Bike schon selber unter die Räder nehmen (hier der ausführliche Testbericht). Erster Eindruck: Power ist selbst bei höherem Tempo immer reichlich vorhanden – dafür sorgt der bis zu 1000 Watt und 100 Nm starke und extrem laufruhige Mittelmotor. Das kleine Turboloch bei Gangwechseln über die 12-Gang-Schaltung (optional Karbon-Zahnriemen) kann laut Miloo über Einstellungen an der Software behoben werden, würde die Kette aber mehr beanspruchen.
Der serienmässige 708-Wh-Akku soll bis zu 125 Kilometer Reichweite ermöglichen – realistisch, finden wir nach dem Test. Optional gibts auch eine 812-Wh-Batterie (bis 180 km) plus einen 678-Wh-Zusatzakku auf dem Gepäckträger – dann sollen bis zu 280 km drinliegen! Zum rekordverdächtigen Preis ab 7499 Franken (45-km/h-Version ab 7999 Franken) kommt das Adventure Beast serienmässig mit Vollkarbon-Rahmen. Gegen Aufpreis lässt sich das Super-Bike mit Extras wie Karbon-Gepäckträger, Federgabel, LED-Licht und Blinkern, Taschen oder Flaschenhaltern ausrüsten.
Rekord-Bike für einen Rekord-Fahrer: In der leichtesten Version bringt das bis zu 45 km/h unterstützte Miloo Adventure Beast nur rund 17 Kilo auf die Waage und wird damit zum Fliegengewicht unter den S-Pedelecs. Wir konnten das Rekord-Bike schon selber unter die Räder nehmen (hier der ausführliche Testbericht). Erster Eindruck: Power ist selbst bei höherem Tempo immer reichlich vorhanden – dafür sorgt der bis zu 1000 Watt und 100 Nm starke und extrem laufruhige Mittelmotor. Das kleine Turboloch bei Gangwechseln über die 12-Gang-Schaltung (optional Karbon-Zahnriemen) kann laut Miloo über Einstellungen an der Software behoben werden, würde die Kette aber mehr beanspruchen.
Der serienmässige 708-Wh-Akku soll bis zu 125 Kilometer Reichweite ermöglichen – realistisch, finden wir nach dem Test. Optional gibts auch eine 812-Wh-Batterie (bis 180 km) plus einen 678-Wh-Zusatzakku auf dem Gepäckträger – dann sollen bis zu 280 km drinliegen! Zum rekordverdächtigen Preis ab 7499 Franken (45-km/h-Version ab 7999 Franken) kommt das Adventure Beast serienmässig mit Vollkarbon-Rahmen. Gegen Aufpreis lässt sich das Super-Bike mit Extras wie Karbon-Gepäckträger, Federgabel, LED-Licht und Blinkern, Taschen oder Flaschenhaltern ausrüsten.
Von zwei auf vier Räder: Fahren Sie gerne Auto?
Nein, es ist eher ein Müssen als ein Wollen. Ich schreie nicht Juhu!, wenn ich fünf Stunden zum nächsten Austragungsort fahren muss. Ich bin auch kein Autofreak, der sich in der Branche gut auskennt.
Sind Sie schon ein rein elektrisches Auto gefahren?
Nein, ein rein elektrisches tatsächlich noch nie. Über den Swiss-Ski-Sponsor Audi bin ich eine Zeit lang einen Plug-in-Hybriden gefahren. Für mich war der weniger optimal, weil wir oft sehr lange Distanzen zurücklegen und die E-Unterstützung nur jeweils für 40 oder 50 Kilometer reichte – den Rest der Zeit trägt man dann die schwere Batterie mit. Aber für meine Freundin, die oft kürzere Distanzen fährt, war das Auto ideal.
Und wie stehen Sie allgemein zur E-Mobilität?
Für Leute, die ein Einfamilienhaus besitzen und selber grünen Strom über eine Erdsonde oder Solarzellen produzieren, sind E-Autos sicher eine gute Sache. Weniger sinnvoll finde ich es für diejenigen, die in Mehrfamilienhäusern leben und die gar nicht wissen, woher der Strom überhaupt kommt. Für mich, der im Winter sehr unregelmässig unterwegs ist und das Auto auch mal eine Woche draussen im Schnee stehen lässt, ist ein strombetriebenes Fahrzeug nicht optimal.
Besonders die Bergregionen leiden unter dem Klimawandel. Immer öfter müssen auch Skirennen abgesagt werden, weil zu wenig Schnee liegt. Machen Sie sich Sorgen um Ihre Heimat – und um Ihren Sport?
Um meine Heimat weniger – die ist mit oder ohne Schnee schön. Aber bei unserem Sport habe ich schon Fragezeichen, wie der in 50 Jahren aussehen wird. Ich trainiere seit 15 Jahren regelmässig auf Gletschern. Und welche Entwicklung dort in dieser Zeit stattgefunden hat, ist definitiv nicht zu übersehen.
Haben Sie manchmal ein schlechtes Gewissen, weil Sie als Skirennfahrer zwangsläufig viel herumreisen?
Nein, ein schlechtes Gewissen nicht – das ist schliesslich mein Job. Und wenn man sieht, wie viel geflogen wird, machen Skirennfahrer, die zweimal im Jahr einen längeren Flug nach Amerika machen, nur einen sehr kleinen Teil aus.
Andere Jugendliche gehen in den Ausgang, Sie standen schon früh fast jedes Wochenende auf Skiern. Hatten Sie je das Gefühl, etwas zu verpassen?
Mit 16, 17, 18 gab es schon Momente, in denen es für mich nur Schule, Training und die Rennen am Wochenende gab und ich vom normalen Leben sehr wenig mitbekam. Wenn dann meine Kollegen in den Ausgang gegangen sind, habe ich schon hin und wieder gedacht: Da würde ich jetzt gerne mitgehen. Als ich dann aber die ersten Rennen gewann, während die Kollegen zur Arbeit gehen mussten, hatte ich selten das Gefühl, etwas zu verpassen. Und die Zeit als Profisportler ist auch absehbar. Ich gebe jetzt Vollgas und habe später bestimmt noch genügend Chancen, Dinge zu tun, die aktuell zeitlich nicht drinliegen.
Sie gehen also nie mit Ihren Kollegen in den Ausgang?
Doch, das kommt schon ab und zu vor. Gerade kürzlich hatten wir eine coole Party im privaten Rahmen mit rund 50 oder 60 Leuten, wo wir lange gefeiert haben. Aber in den Ausgang nach Luzern gehe ich nur noch sehr selten, weil das auch nicht mehr so einfach ist wie früher, als mich niemand gekannt hat.
Sie strahlen stets Gelassenheit aus. Gibt es etwas, das Sie so richtig auf die Palme bringt?
Klar gibts Situationen, in denen mein Geduldsfaden stark strapaziert wird und mein Energie-Level tief ist. Wenn von allen Seiten an mir gezerrt wird, ich Verpflichtungen und Termine habe und stark im Training eingebunden bin, hätte ich gerne manchmal mehr Zeit für private Dinge. Ich denke dann hin und wieder: Jetzt ist auch mal gut. Aber es ist nicht so, dass ich in solchen Situationen explodiere.