Fast 50’000 Velos und E-Bikes wurden im letzten Jahr in der Schweiz gemäss Polizeistatistik gestohlen. Und die Dunkelziffer dürfte noch wesentlich höher sein. Deshalb lohnt es sich, das Velo schon bei kürzeren Pausen abzuschliessen. Denn die Versicherungen zahlen bei einem Diebstahl nur, wenn das Zweirad auch mit einem angemessenen Schloss gesichert wurde.
Doch Veloschlösser gibts viele – und nicht alle sind auch wirklich sicher. Der TCS versuchte 15 verschiedene Sicherungsvorrichtungen – vom Rahmen- über Kabel- bis zum Textilschloss – mit und ohne Gewalt zu knacken. Die Preisspanne der getesteten Schlösser reicht von 7.95 bis 289 Franken.
Zahlenschlösser sind einfach zu knacken
Im Test wurde versucht, die Schlösser zunächst ohne Gewalt zu öffnen. Mit Erfolg: Die beiden getesteten Zahlenschlösser konnten von den erfahrenen Lockpickern ohne Einsatz von Werkzeugen geöffnet werden. Bei den zwölf restlichen Schlüsselschlössern war dies nur bei dreien auch möglich. Der TCS relativiert allerdings: «Aufwendig konstruierte und teure Zahlenschlösser können selbst geübten Knackern Mühe machen», so die Experten.
Entscheidend bei der Wahl des richtigen Veloschlosses sei deshalb der Verwendungszweck. Wird das Velo nur für eine kurze Zeit tagsüber vor dem Einkaufszentrum abgestellt, kann ein Rahmen- oder Kabelschloss ausreichen. Wird ein teures Velo oder E-Bike aber auch über Nacht zum Beispiel am Bahnhof stehengelassen, ist ein gutes Schloss Pflicht. Sprich: Kabelschlösser, die mit einem einfachen Seitenschneider aufgebrochen werden können, sind dann nicht zu empfehlen.
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Sicher muss nicht teuer sein
Der TCS-Test zeigt aber auch, dass ein sicheres Schloss nicht unbedingt teuer sein muss. Mit 70 Franken ist das im TCS-Test als sicherstes Schloss beurteilte Kryptonite Evolution Series 4 1090 bei weitem nicht das teuerste. Das mit knapp 13 Franken sehr preiswerte Bügelschloss M-Wave B245 lässt sich nicht mal mit einem Bolzenschneider aufbrechen, so dass ein Dieb schon mit einem Winkelschleifer ans Werk gehen müsste. Deshalb schneidet dieses Schloss bei der Sicherheitsbewertung auch gut ab.
Das Textilschloss Orbit von Tex-Lock wird von den Testern ebenfalls als sehr sicher eingestuft und ist zudem verhältnismässig leicht (1100 Gramm). Um es mit einem Bolzen- oder Seitenschneider und einem Japanmesser aufzubrechen, war mehr als eine halbe Stunde nötig. Zudem wird der Velorahmen durch die textile Oberfläche nicht zerkratzt. Ebenfalls guten Noten, weil schwer aufzubrechen, holte sich das Handschellenschloss Street Cuff von Master Lock. Es eignet sich zudem auch prima für E-Trottis, weil man damit die Lenkerstange des Trottinetts an einer Velostange festbinden kann.
Rahmen und Hinterrad sichern
Da ein Schloss das Velo jedoch nur dann komplett sichert, wenn der Rahmen und das Hinterrad des Bikes an einer Velostange (oder anderer fixer Infrastruktur) festgemacht werden können, waren für die Beurteilung der TCS-Tester auch Form und Grösse eines Veloschlosses entscheidend. Das eingangs erwähnte Kryptonite-Kettenschloss Evo Series 4 1090 wird deshalb in der Endbewertung als am sichersten eingestuft – vor dem Hiplok D1000, das nur mit ausserordentlichem Aufwand (40 Minuten mit dem Winkelschleifer) zu knacken war. Allerdings ist das Hiplok so klein, dass damit nur der Velorahmen an einer Velostange gesichert werden kann, nicht aber das Hinterrad.
Schlussfazit: Teuer ist nicht gleich besser – und Schlüsselschlösser sichern zuverlässiger als Zahlenschlösser. Doch für alle gilt: Sie schützen das Velo nur, wenn sie auch wirklich benutzt werden – selbst beim nur kurzen Boxenstopp im Einkaufszentrum.