Der VW Golf war 41 Jahre lang Frau und Herr Schweizers Liebling. Von 1975 bis 2016 behauptete er sich ununterbrochen an der Spitze der Verkaufshitparade. Dann wurde er vom Skoda Octavia abgelöst. Und in der Folge ging der Abstieg schnell. Aktuell rangiert der VW Golf nur noch auf Platz 14 und somit nicht mal mehr unter den Top Ten der best verkauften Neuwagen in unserem Land.
Wie konnte es so weit kommen? Während all den Jahren machte sich eine gewisse Golfmüdigkeit breit. Obwohl wir inzwischen bei der achten Generation sind, hat sich der Golf seit seiner Lancierung 1974 nur sehr moderat weiterentwickelt. Über viele Jahrzehnte praktisch dasselbe Styling: Das kann sich vielleicht eine Ikone wie der Porsche 911 leisten, beim Golf wurde das Festhalten an der traditionellen Form überstrapaziert. Dazu kam der anhaltende SUV-Boom, der dem Golf viel neue Konkurrenz (auch aus dem eigenen Haus) bescherte, sowie technische Probleme vor und nach der Lancierung der jüngsten Generation.
Extrem geräumig
Diese Probleme sollen mittlerweile ausgemerzt sein. Deshalb nehmen wir den Kombi als Variant «Life» mit Einliter-Benzin-Mildhybridantrieb (eTSI) unter die Lupe. Was schnell auffällt: Der neuste Golf wirkt mit seiner flach nach hinten abfallenden Dachlinie etwas dynamischer und hat gegenüber seinem Vorgänger mächtig zugelegt. 4,63 Meter Länge sind ein Plus von 35 Zentimetern zum Schrägheck und sieben Zentimeter zum Vorgänger. Dank mehr Radstand gibt es hinten fast so viel Platz wie im Passat. Auch der Kofferraum ist gewachsen. Verblüfft konstatieren wir, dass wir unser 29er-Mountainbike mit breitem Lenker im Golf bei umgeklappten Rücksitzen unterbringen, während wir vor zwei Jahren für den Transport desselben Bikes beim Dauertest des grösseren VW Passat noch das Vorderrad demontieren mussten.
Extrem langsam
Im Cockpit macht dem Golf so schnell keiner etwas vor. Es dauert zwar arg lange, bis nach dem Starten des Fahrzeugs jeweils das Multimedia-System hochfährt – und man endlich das gewünschte Navi-Ziel eingeben kann. Wenn dann auch noch der Tipp im Display erscheint, es sei ökologischer, das Fahrzeug nicht zu lange im Stillstand laufen zu lassen, wirkt das fast zynisch. Sonst aber gefällt das Cockpit mit seinem modernen Touch, den prima ablesbaren digitalen Instrumenten. Und auch die sehr vielen Sicherheits- und Komfortassistenten überzeugen.
Antrieb 1.0-Liter-Dreizylinder-eTSi-Benziner, 110 PS, 200 Nm, 7-Gang-DSG-Automat, Frontantrieb
Fahrleistungen 0–100 km/h in 10,6 s, Spitze 202 km/h
Masse L/B/H 4,63/1,79/1,50 m, 1540 kg, Kofferraum 611–1642 l
Verbrauch Werk/Test 5,5/5,1 l/100 km = 126/117 g/km CO2
Preis ab 33’250 Franken, Testwagen inkl. Optionen 37’307 Franken
Antrieb 1.0-Liter-Dreizylinder-eTSi-Benziner, 110 PS, 200 Nm, 7-Gang-DSG-Automat, Frontantrieb
Fahrleistungen 0–100 km/h in 10,6 s, Spitze 202 km/h
Masse L/B/H 4,63/1,79/1,50 m, 1540 kg, Kofferraum 611–1642 l
Verbrauch Werk/Test 5,5/5,1 l/100 km = 126/117 g/km CO2
Preis ab 33’250 Franken, Testwagen inkl. Optionen 37’307 Franken
Extrem sparsam
Überzeugen kann zudem auch die kleine Antriebseinheit unseres Testwagens. Angesichts von nur drei Zylindern und 110 PS Leistung waren wir zu Beginn etwas skeptisch, ob diese Motorisierung mit dem doch 1,5 Tonnen schweren Kombi nicht überfordert sein würde. Tatsächlich aber zeigt sich der Mildhybrid-Dreizylinder erstaunlich munter – und wir hatten nie das Gefühl, untermotorisiert zu sein. Verblüfft sind wir, wie sparsam sich der Golf Variant 1.0 eTSI fahren lässt. Ohne besonderes Augenmerk auf sparsame Fahrt bleiben wir mit 5,1 Litern im Schnitt nach 800 Testkilometern 0,4 Liter unter der offiziellen Werksangabe.
Unser Fazit
Der VW Golf mag in der Verkaufshitparade aus den Top Ten gefallen und optisch nicht der allerletzte Schrei sein. Technisch kann der von uns getestete Variant mit seinem äusserst sparsamen Hybridantrieb aber restlos überzeugen. Dazu bietet er viel Platz, ein modernes Cockpit und diverse Sicherheitsassistenten. Allerdings hat das alles mit 37’307 Franken inklusive Optionen dann auch seinen Preis.