Als Autotester sollte man die Fahrzeuge stets so objektiv und neutral wie möglich beurteilen. Doch als Italiener, dessen Vater schon diverse Alfas besass, fällt einem das nicht immer ganz leicht. Beim aufgefrischten Stelvio Quadrifoglio – die Topversion des Mittelklasse-SUVs – probier ichs natürlich trotzdem. Für den Test gings mit dem Fahrzeug ins Südtirol in die Skiferien. Der Stelvio scheint dafür ideal: Allrad, massig Platz für Skier und Gepäck und mehr als genügend Leistung.
Alfa konnte seit der Markteinführung 2017 bis Ende 2023 rund 7200 Stelvios in der Schweiz verkaufen. Zuletzt gingen die Verkaufszahlen aber wieder runter, was für die Italiener Grund genug war, den Stelvio erneut zu liften. Neben dem Stelvio hat Alfa auch noch den Kompakt-SUV Tonale im Angebot – in diesem Jahr folgt ausserdem der vollelektrische Milano.
Vor der Fahrt
Blick auf die Stelvio-Neuerungen: Mit dem Facelift bekommt der SUV neue Scheinwerfer, ein digitales Kombiinstrument sowie ein leicht überarbeitetes Fahrwerk – das wars. Die Skier kann man bequem durch die mittlere Durchreiche schieben, für Skischuhe und einige Gepäckstücke hats ebenfalls ausreichend Platz. Wir sitzen jedoch nur zu zweit im Auto – mit Freunden oder Nachwuchs wäre eine Dachbox für die Skiausrüstung sinnvoll. Der Kofferraum fasst 525 Liter, mit heruntergeklappten Rücksitzen erweitert er sich auf 1600 l. Für den Fahrer stehen vier Fahrmodi zur Verfügung: Allweather, Neutral, Dynamic und Race.
Antrieb 2,9-Liter-V6-Biturbobenziner, 520 PS (382 kW), 600 Nm, 8-Gang-Automatik, Allradantrieb
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 3,8 s, Spitze 285 km/h
Masse L/B/H 4,70/1,96/1,69 m, Leergewicht 1850 kg, Kofferraum 525–1600 l
Umwelt Verbrauch Werk/Test 11,8/14,9 l/100 km, 267/355 g/km CO₂, Energieeffizienz G
Preis ab 111'900 Franken, Testwagen mit Optionen 113'900 Franken
Antrieb 2,9-Liter-V6-Biturbobenziner, 520 PS (382 kW), 600 Nm, 8-Gang-Automatik, Allradantrieb
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 3,8 s, Spitze 285 km/h
Masse L/B/H 4,70/1,96/1,69 m, Leergewicht 1850 kg, Kofferraum 525–1600 l
Umwelt Verbrauch Werk/Test 11,8/14,9 l/100 km, 267/355 g/km CO₂, Energieeffizienz G
Preis ab 111'900 Franken, Testwagen mit Optionen 113'900 Franken
Auf der Strasse
Die Fahrt über die Autobahn geht gemütlich vonstatten, dafür sorgen der adaptive Tempomat und der Spurhalteassistent. Das Fahrwerk ist selbst im Normalmodus auf der härteren Seite, jedoch nicht zu hart. Doch sobald die Strassen abseits der Autobahn steiler und die Kurven enger werden, ist für den Top-Stelvio, der immerhin 1,9 Tonnen auf die Waage bringt, die Zeit gekommen. Wir wechseln mithilfe des Drehschalters in der Mittelkonsole in den Dynamikmodus: Sofort ändert der Klang, und der V6-Motor wird aus dem Winterschlaf gerissen. Auch die Dämpfer spannen die Muskeln an und werden noch härter als zuvor. Die Gangwechsel der Acht-Gang-Automatik gehen jetzt noch zackiger vonstatten, die Lenkung erfolgt präzise und mit guter Rückmeldung. Traktionverlust? Kennt der Stelvio auch am Ausgang der Haarnadelkurven nicht. Dafür müssten wir schon den Race-Modus wechseln, bei dem alle elektronischen Helfer deaktiviert werden. Auf öffentlichen Strassen aber keine gute Idee.
Das war gut
Brauchts Sportsitze in einem SUV? Nein, aber der gute Halt gefällt uns trotzdem. Und selbst auf Langstrecken meldet unser Rücken keine Beschwerden. Innen gibts schönes Leder und Karbon in dreidimensionaler Sichtoptik, das Alfa Romeo schick verarbeitet hat. Der V6-Motor liefert 520 PS (10 PS mehr als der Vorgänger) und 600 Nm Drehmoment an den hecklastigen Allradantrieb. Dies sorgt für einen Vortrieb aus dem Stand von 3,8 Sekunden auf Tempo 100, elektrisch abgeriegelt wird bei 283 km/h. Den theoretischen Gedanken, den Racemodus einzuschalten, haben wir auf einer verschneiten Privatstrasse in die Praxis umgesetzt. Das Heck tänzelt schön umher, doch stets per Gaspedal und Lenkrad bestens kontrollierbar. Das macht Freude!
Das war schlecht
Was schon beim ersten Stelvio störte, waren die lauten Windgeräusche – besonders auf der Autobahn. Bei der Modellpflege hat man das leider nicht verbessert. Das neue digitale 12,3-Zoll-Display hinter dem Lenker sieht schick aus, doch mangelt es an Konfigurationsmöglichkeiten. Da hat man bei der Premium-Konkurrenz deutlich mehr Auswahl. Das Multimediasystem lässt sich über den Touchscreen oder per Drehschaltknopf, wie man es von BMW kennt, steuern. Jedoch finden wir es zu komplex aufgebaut. Beim vergleichsweise kleinen Infotainment-Bildschirm merkt man dem Italiener das Alter an, ebenso am fehlenden Head-up-Display. Wir sind viel auf der Autobahn gefahren, pilotierten den Italiener aber auch über einige Pässe. Der Bordcomputer zeigte bei der Testwagenrückgabe einen Verbrauch von 14,9 l/100 km an. Alfa Romeo gibt 11,8 Liter vor, aber selbst bei leichtem Gasfuss auf der Schweizer Autobahn kamen wir nicht unter 12,5 Liter. Zwar ist das Kleeblatt grün – der ökologische Fussabdruck jedoch nicht.
Das bleibt
Der Stelvio ist für seine Grösse verblüffend leicht, zugleich nicht zu hart gefedert und der V6 kann – bis auf den inakzeptablen Verbrauch – ebenfalls überzeugen. Doch nur wegen neuen Scheinwerfern und einem etwas digitaleren Cockpit werden Neukunden Alfa nicht die Türen einrennen – wer auf technischen Schnickschnack und Spielereien steht, ist bei den Italienern definitiv falsch. Doch wer einen unkomplizierten, dynamischen und äusserst unterhaltsamen SUV mit hoher Performance sucht, ist beim Stelvio mit Kleeblatt richtig. Ein potenzieller Käufer sollte aber auch ein gefülltes Portemonnaie besitzen, denn allzu oft mussten wir zum Tankstopp halten. Bei 111'900 Franken startet der Stelvio Quadrifoglio, die Basisversion mit 2-Liter-Benziner gibts bereits ab 72'400, den 2,2-Liter-Diesel ab rund 69'400 Franken.