Wer früher ein Fan der Marke Alfa Romeo war, dürfte sie heute kaum wiedererkennen. Allein die Giulia ist noch ein typischer Alfa: Schlank und rank, giftig motorisiert und voll auf Sport gebürstet. Dagegen repräsentieren Stelvio und Tonale das neue Alfa – SUVs wie sie werden die Zukunft der Marke sein, aber natürlich elektrifiziert. Im Jahr 2024 kommt die Elektro-Version eines schon bestehenden Modells, 2025 der erste reine Stromer und ab 2027 rollen dann alle Alfas mit Batterien im Unterboden und voll elektrisch daher (Auch interessant: Gelingt Alfa der Weg aus der Krise?).
Neu ist aber auch: Alfa ist wirtschaftlich auf Kurs, sagt CEO Jean-Philippe Imparato. Er hat die Produktion auf Effizienz getrimmt und gleichzeitig in die Qualitätskontrolle investiert: Wenn vom gerade frisch lancierten Tonale über 80 Prozent mit der Top-Ausstattung ausgeliefert werden, bekommen die Kunden tatsächlich Autos, die so proper wie nie in der Alfa-Historie verarbeitet sind. Ein Fünftel der Tonale werden bereits online verkauft; das senkt Vertriebskosten. Und im kommenden Jahr startet in vielen europäischen Märkten ein Agentur-Vertriebsmodell: Die Kundinnen machen den Vertrag mit dem Hersteller, der Garagist vermittelt nur noch und kümmert sich um den Service. Dann wirds auch vorbei sein mit Händlerrabatten.
280 PS und viel Feinschliff
Für den ganz grossen Durchbruch fehlts dem Tonale aber bislang noch an einer Topvariante. Die kommt nun anfangs 2023 mit einer Plug-in-Hybridversion namens Tonale PHEV Q4 mit 280 PS Systemleistung. Und aufwendiger Antriebstechnik: Auf die Vorderachse wirken ein 180-PS-Benziner mit nur 1,3 Litern Hubraum und ein kleiner E-Motor mit 45 PS (33 kW) als Starter-Generator. An der Hinterachse schiebt ein 122 PS (90 kW) starker E-Motor mit an und sorgt so für elektrischen Allradantrieb und rein elektrisches Fahren bis 69 Kilometer. In der Stadt – wo sich per Rekuperation viel Energie zurückgewinnen lässt – sollens gar 82 Kilometer sein.
Antrieb 1,3-l-R4-Turbobenziner, 180 PS (132 kW), 270 Nm@1850/min, Elektromotor 122 PS (90 kW), Systemleistung 280 PS (206 kW), 6-Gang-Doppelkupplung, Allrad, Batterie 15,5 kWh, Reichweite 69 km
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 6,2 s, Spitze 206 km/h
Masse L/B/H 4,53/1,84/1,60 m, Leergewicht 1835 kg, Laderaum 385–1430 l
Umwelt WLTP-Verbrauch Werk 1,1 l /100 km, 26 g/km CO₂-Ausstoss lokal, Energieeffizienz noch nicht bekannt
Preis noch nicht bekannt
Antrieb 1,3-l-R4-Turbobenziner, 180 PS (132 kW), 270 Nm@1850/min, Elektromotor 122 PS (90 kW), Systemleistung 280 PS (206 kW), 6-Gang-Doppelkupplung, Allrad, Batterie 15,5 kWh, Reichweite 69 km
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 6,2 s, Spitze 206 km/h
Masse L/B/H 4,53/1,84/1,60 m, Leergewicht 1835 kg, Laderaum 385–1430 l
Umwelt WLTP-Verbrauch Werk 1,1 l /100 km, 26 g/km CO₂-Ausstoss lokal, Energieeffizienz noch nicht bekannt
Preis noch nicht bekannt
Eine verschliessbare Jalousie hinterm Frontgrill sorgt für verbesserte Aerodynamik, die Batterie wurde so positioniert, dass die Gewichtsverteilung mit 53:47 fast ausgeglichen ist und per Torque-Vectoring – das jeweils kurveninnere Rad wird eingebremst – solls besonders flott um die Ecken gehen. Der Akku mit 15,5 Kilowattstunden (kWh) Kapazität wird mit drei Kilowatt Ladeleistung über 6,5 Stunden oder mit 7,4 kW innert zwei Stunden wieder gefüllt. Eine echte Schnellladung gibts wie bei allen Plug-in-Hybriden nicht.
Das Auto speichert den Fahrstil
Jedenfalls macht der neue Topantrieb einen echten Unterschied. Vor allem der 130-PS-Benziner in der Basisversion agiert eher zögerlich, aber die 280 PS im PHEV Q4 traben kräftig an. Beim Allwetter-Fahrprogramm legen sich gefühlt einige schlafen, auf Sport legen sich alle voll ins Zeug, leeren dann aber auch schnell die Batterie. Auffällig: Das Wechselspiel zwischen Verbrenner und E-Motor auf der Hinterachse erfolgt mit viel mehr Feinschliff und geschmeidiger als bei anderen Plug-in-Hybriden aus dem Stellantis-Konzern. Und der Ton? Definitiv nicht mehr so scharf wie bei den Alfa-Vierzylindern der 1970er-Jahre – gehts flott bergauf, tönt der Top-Tonale eher angestrengt.
Trotzdem: Die zwei E-Motoren machen den Tonale zwar nicht zum heissen Sportler, aber sorgen für standesgemässe Fahrleistungen und sparen Sprit – wenn man fleissig nachlädt. Das kontrolliert der Tonale übrigens selbst: Per Blockchain-Technologie dokumentiert das Auto digital, wie es gefahren wird und wie oft es an die Ladesteckdose darf. Auch das ist Teil von Imparatos Qualitätsoffensive – wer künftig einen Alfa als Occasion erwirbt, soll nachprüfen können, wie das Auto vom Vorbesitzer behandelt wurde. Bleibt nur abzuwarten, wie der teuerste Tonale eingepreist wird – das ist noch nicht bekannt. Ausgehend von der aktuellen Preisgestaltung dürfte der Plug-in-Sportler bei rund 60'000 Franken beginnen.