Vor ziemlich genau drei Jahren hat Alfa Romeo die Studie eines kompakten SUVs am Genfer Autosalon gezeigt. Die Fans frohlockten: Wenn der knackig gezeichnete Tonale so auf den Markt kommt, hat er das Zeug, die seit Jahren darbende italienische Traditionsmarke aus der Krise zu führen. Doch dann passierte lange Zeit: gar nichts. Immer wieder musste der Start des schicken Crossovers nach hinten verschoben werden.
Nun hat Alfa den Tonale tatsächlich der Weltöffentlichkeit vorgestellt – und das beste: Weit weg von der einstigen Studie ist die Serienversion nicht! Moderne LED-Signaturen an Front und Heck, Traditionsanleihen wie die bis zu 20 Zoll grossen Felgen im «Telefonscheiben-»Design, Alfas typischer Scudetto-Kühlergrill – wir finden's klasse! Böse Zungen sprechen von der hübscheren Version des Jeep Compass, dem technischen US-Zwilling des Tonale. Zum grösseren Marken-Bruder Stelvio (4,68 m Länge) hält der Kompakt-SUV einen Respektabstand: 4,53 Meter ist der Tonale lang, kommt auf eine Breite von 1,84 Meter und 1,60 Meter Höhe.
Mildhybride und Diesel
Fast schon überschwänglich feiert Alfa den Tonale bei der Vorstellung als erstes elektrisches Modell der Marke. Dabei sei zu erwähnen, dass es den Crossover vorerst definitiv nicht als rein elektrische Variante gibt, sondern lediglich elektrifiziert: Den Einstieg bilden zwei Mildhybrid-Versionen mit 130 oder 160 PS, die einen 1,5-Liter-Benziner mit einem in der 7-Gang-Automatik integrierten E-Motor kombinieren. Damit sollen kurze Strecken rein elektrisch zurückgelegt werden können und der Verbrauch entsprechend gesenkt werden. Daneben wird Alfa auch einen nicht-elektrifizierten Diesel mit 130 PS anbieten. Alle drei Versionen verfügen über Frontantrieb.
Bis zu 80 Kilometer elektrisch
Das Topmodell bildet ein Plug-in-Hybrid, der einen 180 PS starken 1,3-Liter-Turbobenziner an der Vorder- mit einem E-Motor an der Hinterachse (90 kW) kombiniert. Damit kommt der Allradler auf stattliche 275 PS und beschleunigt in 6,2 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Mit der 15,5 kWh grossen Batterie soll der Tonale 60 Kilometer rein elektrisch zurücklegen, im urbanen Umfeld gar bis zu 80 Kilometer. Eine «perfekte Gewichtsverteilung», die äusserst direkte Lenkung, Adaptiv-Dämpfer und ein elektronisches Sperrdifferenzial an der Vorderachse sollen den Tonale fahrdynamisch zum Besten seiner Klasse machen – verspricht zumindest Alfa.
Erstes Auto mit Digital-Zertifikat
Innen ist der SUV auf junges Publikum ausgerichtet: Hinter dem Sportlenkrad finden sich erstmals in einem Alfa Digital-Instrumente mit 12,3 Zoll-Anzeige, an der Mittelkonsole thront ein 10,25-Zoll-Touchscreen zur Bedienung des Infotainmentsystems. Dieses ist selbstredend vollvernetzt, wird Over-the-Air upgedatet und kann auch mit Amazons Sprachassistentin Alexa bedient werden. Punkto Fahrassistenten bietet der Tonale Klassenübliches, etwa Totwinkel- und Querverkehrwarner, halbautomatisches Parken und 360-Grad-Kamera. Dank Notbrems- und Spurhalteassistent sowie adaptivem Tempomat und Verkehrszeichenerkennung fährt der Kompakt-SUV zudem teilautonom auf Level 2.
Als erstes Auto auf dem Markt ist der Tonale mit der sogenannten NFT-Technologie versehen: Mit diesem fälschungssicheren, auf dem Konzept der Blockchain basierenden Digital-Zertifikat können (mit Einverständnis des Besitzers) zum Beispiel durchgeführte Wartungsintervalle erfasst werden – ein zusätzliches Sicherheitsmerkmal, das auch den Preis des Fahrzeugs auf dem Occassionsmarkt steigern kann.
Mindestens 40'000 Franken
Der Tonale startet im Juni vorerst mit den Mildhybrid-Antrieben, kurz darauf soll der Diesel folgen. Das Plug-in-Topmodell wird ab dem vierten Quartal erhältlich sein. Preise gibt Alfa noch keine bekannt. Ausgehend vom baugleichen Jeep Compass tippen wir auf Preise ab rund 40'000 Franken für die Mildhybriden. Das Plug-in-Topmodell dürfte bei mindestens 50'000 Franken beginnen. Es wird sich zeigen, ob der Tonale als drittes Modell nach der Sportlimousine Giulia und dem Mittelklasse-SUV Stelvio das Zeug hat, die seit Jahren stagnierenden Verkaufszahlen von Alfa wieder nach oben zu treiben.