Porsche 718 Cayman GTS 4.0 im Test
Mit 400 PS dem Alltag davon donnern

Auf einwöchiger Ausfahrt durch die Westschweiz entdecken wir am puristischen 718 Cayman GTS ungeahnte Nehmerqualitäten. Und spüren schnell, warum der Porsche längst als insgeheimer 911er-Nachfolger gilt.
Publiziert: 29.05.2021 um 11:20 Uhr
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Aktualisiert: 29.05.2021 um 11:24 Uhr
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Porsches Einstiegsduo, das Sportcoupé 718 Cayman (rechts) und der offene 718 Boxster, werden gerne auch mal als «Baby-Porsches» belächelt.
Foto: zVg
Andreas Engel

Nicht nur von 911er-Fahrern wird der Cayman vielleicht hier und da belächelt. «Schau mal, Baby-Porsche», mögen sie schmunzelnd hinter Sportlenkrädern tuscheln. Das Lachen ist aber auf unserer Seite, als wir den Testwagen 718 Cayman als neuen GTS 4.0 in Empfang nehmen. Der GTS soll nicht ganz so kompromisslos wie das Cayman-Topmodell GT4 und somit alltagstauglich sein.

Dennoch soll er dank Saugmotor – einer der letzten bei Porsche – aber Sportsfreunde alter Schule ansprechen. Mit viel Gepäck und Lust auf Drehzahl machen wir uns auf unsere ganz persönliche Tour de Suisse.

Das gefällt uns

So viel schon vorweg: Mit dem Cayman GTS in feurigem «Karminrot» irgendwo vorzufahren, ohne Blicke auf sich zu ziehen, ist unmöglich. Selbst wenn der Klappenauspuff citygerecht nicht auf Bollerbetrieb geschaltet ist: Mancher erwartet sicher, dass mindestens ein Ferrari oder dererlei um die Ecke bieget.

Noch erstaunter sind die Blicke, wenn wir das Gepäck vor dem Hotel ausladen. Wechselwetter, Wandern, Wellnessen und zwei Städtetrips sind in der Romandie geplant – macht zwei Koffer, zwei Rucksäcke und Wanderschuhe. Hinzu kommen im Laufe der Testwoche feine Tröpfchen von Weingütern dazu. So ein Mittelmotor hat eben seine Vorteile: Mit zwei Laderäumen unter der vorderen wie hinteren Haube findet alles Platz. Stark, was er Cayman wegsteckt!

Das gefällt uns weniger

Dass der in dieser Form seit 2016 gebaute Cayman nicht mehr ganz taufrisch ist, merken wir innen: Schöne Alcantara-Flächen, sportliche Akzente und exzellente Ergonomie sind natürlich Standard. Doch das relativ kleine Infotainment, das beim Koppeln mit dem Smartphone nicht immer reibungslos agiert, und die eher «knopflastige» Konsole wirken heute schon ein wenig angestaubt.

Wenn wir schon meckern: Beim Blick aufs Preisblatt bleibt kein Zweifel, dass eben auch ein Cayman kein Billigheimer ist. Die Grundversion des GTS kostet schon rund 104'000 Franken. Mit Komfort-, Optik- und Sicherheitsfeatures (Assistenz, Sitzheizung, 20-Zöller, Bose-Soundsystem, u.a.) wirds beim Testwagen nochmals über 25'000 Franken teurer. Ein echter Porsche eben.

Porsche 718 Cayman GTS 4.0 PDK

Antrieb 4,0-Liter-Sechszylinder-Boxer-Saugmotor, 400 PS (294 kW), 420 Nm@5000/min, Siebengang-Doppelkupplungs-Automat, Heckantrieb
Fahrleistungen 0–100 km/h in 4 s, Spitze 293 km/h
Masse L/B/H 4,41/1,80/1,28 m, 1405 kg, Laderaum 150 Liter vorne, 270 Liter hinten
Verbrauch Werk/Test 10,8/10,6 l/100 km = 246/240 g/km CO2, Energie G
Preis ab 104'100 Franken, Testwagen mit Optionen 128'580 Franken, Basis-718-Cayman (300 PS) ab 70'100 Franken
Plus sehr direkter Fahrspass, toller Klang, erstaunlich viel Platz
Minus relativ kleines Infotainment-System, hoher Grundpreis

Antrieb 4,0-Liter-Sechszylinder-Boxer-Saugmotor, 400 PS (294 kW), 420 Nm@5000/min, Siebengang-Doppelkupplungs-Automat, Heckantrieb
Fahrleistungen 0–100 km/h in 4 s, Spitze 293 km/h
Masse L/B/H 4,41/1,80/1,28 m, 1405 kg, Laderaum 150 Liter vorne, 270 Liter hinten
Verbrauch Werk/Test 10,8/10,6 l/100 km = 246/240 g/km CO2, Energie G
Preis ab 104'100 Franken, Testwagen mit Optionen 128'580 Franken, Basis-718-Cayman (300 PS) ab 70'100 Franken
Plus sehr direkter Fahrspass, toller Klang, erstaunlich viel Platz
Minus relativ kleines Infotainment-System, hoher Grundpreis

So fährt er sich

Wofür man so viel Geld überweist, merkt man dafür schon auf den ersten Metern. Der Sechszylinder-Boxer zwischen Sport-Schalensitzen und Hinterachse klingt vom ersten Drehen an der Zündung bis zum Drehzahlanschlag bei fast 8000 Touren genau so, wie ein Porsche klingen muss: Heisern, kratzig, kraftvoll – je nach Druck aufs Gaspedal. Wer Sportwagen nur mit der heute üblichen Turboaufladung kennt, mag sich über den Moment wundern, in dem das Triebwerk seine Kraft aufbauen muss, um diese dann bei höheren Drehzahlen in linearen und dafür gewaltigen Vortrieb umzusetzen.

Im Vergleich ist der Cayman GTS deutlich straffer. Man könnte sogar sagen: Er ist aufgekratzter als ein 911er. Den GTS fährt man nicht so nebenbei: Hier ist man mittendrin im Sportwagen-Erlebnis erster Güte, das durch die ultrapräzise Lenkung und den – am besten manuell per Lenkradpaddels – perfekt schaltenden Siebengang-Doppelkuppler unterstrichen wird. Flott über kurvige Landstrassen gönnt sich der GTS allerdings auch seine 12 bis 14 l/100 km – um sich mit konstant 120 km/h auf der Autobahn mit knapp der Hälfte zu begnügen.

Das Blick-Fazit

Wer auf der Suche nach echtem, ungefiltertem Fahrspass ist, der kommt um den 718 Cayman GTS kaum herum – vorausgesetzt, das Bankkonto spielt mit. Er hat, was der moderne 911er ein klein wenig verlernt hat: Pures, fast schon rohes Sportwagen-Feeling. Und eine Wucht von einem Motor, der jede Landpartie zum reinen Vergnügen macht. Klar ist der GTS kein Auto für ausgedehnte Ferien. Aber mit genug Gepäck für eine Woche Kurvengier auf Schweizer Pässen geniessen – dafür ist er eine vorzügliche Wahl.

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