Kia Stinger im Blick-Test
Raus aus der Komfortzone

Mit dem Stinger schielt Kia auf die Oberklasse. Ist das Viertürer-Coupé bloss ein Emporkömmling – oder tatsächlich auf Augenhöhe mit Audi, BMW und Co.? Der Blick-Test hat die Antwort.
Publiziert: 17.01.2022 um 03:26 Uhr
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Der Kia Stinger tanzt aus der Reihe. Reiht sich nicht ein ins so auf Vernunft gebürstete Kia-Modellprogramm mit praktischen SUVs oder coolen Stromern.
Foto: Martin A. Bartholdi
Martin A. Bartholdi

Der Kia Stinger tanzt aus der Reihe. Reiht sich nicht ein ins so auf Vernunft gebürstete Kia-Modellprogramm mit praktischen SUVs oder coolen Stromern. Sondern steht quasi für die Spelwarenabteilung der Hyundai-Schwester.

Sieben Jahren Garantie gibts natürlich dennoch. Doch im Stinger sollen Fahrdynamik und nobles Ambiente die Hauptrolle spielen. Ganz nach dem Motto «der Weg ist das Ziel» richtet sich der Stinger an jene, die nicht nur von A nach B fahren wollen. Ob er dem nach der Modellpflege gerecht wird, zeigt der Blick-Test.

Das ist neu

Mit dem Stinger stichelt Kia vor allem gegen Sportcoupés wie Audi A5 Sportback oder BMW 4er Gran Coupé. Um bei der Optik auf Augenhöhe zu sein, spicken die Koreaner bei Audi und Porsche und beleuchten das Heck mit einem durchgehenden LED-Band.

Neu sind auch ein moderneres Multimediasystem mit grösserem Touchscreen sowie Android Auto und Apple CarPlay. Die Echtzeit-Verkehrsinformationen fürs Navi soll die Stress-Situation Stau vermeiden. Neue Seitenkameras zeigen uns beim Abbiegen mit Blinker im Armaturenbrett, was sich neben dem Auto befindet. Weiter bremst und lenkt der Totwinklerwarner neu und auch der Querverkehrswarner hinten kann notfalls bremsen. Und Varianten wie Vierzylinder und Diesel gibts nicht mehr.

Das gefällt uns

Der Stinger-Auftritt reicht mit Selbstbewusstsein und Dynamik locker an den der Konkurrenten heran. Unter der langen Haube steckt ein kraftvoller V6-Turbo mit 366 PS (269 kW) und 510 Nm maximalem Drehmoment. Damit ist die Sportlimousine der aktuell stärkste Kia und wird erst Ende Jahr vom EV6 GT abgelöst.

So wagt sich der Stinger aus der Komfortzone und wildert im Revier von Audi, BMW und Mercedes. Dabei bleibts aber bei eher fairen Preisen. Der Stinger kostet maximal 66'499 Franken – und dann ist alles serienmässig an Bord bis auf Metalliclack. Audis S5 Sportback (Diesel) und BMWs 440i Gran Coupé kosten mit vergleichbarer Leistung schon in der Basis mindestens 20'000 Franken mehr.

Kia Stinger 3.3 GTDi 4WD «GT»

Antrieb 3.3-V6-Turbobenziner, 366 PS (269 kW), 510 Nm@4500/min, 8-Stufen-Automat, 4x4
Fahrleistungen 0–100 km/h in 5,4 s, Spitze 270 km/h
Masse L/B/H 4,83/1,87/1,42 m, 1890 kg, Ladevolumen 406-1114 l
Verbrauch Werk/Test 10,8/10,7 l/100 km, 247/246 g/km CO2, Energie G
Preis ab 64'600 Fr., Testwagen mit Optionen (Metalliclackierung 950 Fr.) 65'550 Fr.
Plus entspannter Cruiser, coole Optik, Head-Up-Display
Minus hoher Verbrauch

Antrieb 3.3-V6-Turbobenziner, 366 PS (269 kW), 510 Nm@4500/min, 8-Stufen-Automat, 4x4
Fahrleistungen 0–100 km/h in 5,4 s, Spitze 270 km/h
Masse L/B/H 4,83/1,87/1,42 m, 1890 kg, Ladevolumen 406-1114 l
Verbrauch Werk/Test 10,8/10,7 l/100 km, 247/246 g/km CO2, Energie G
Preis ab 64'600 Fr., Testwagen mit Optionen (Metalliclackierung 950 Fr.) 65'550 Fr.
Plus entspannter Cruiser, coole Optik, Head-Up-Display
Minus hoher Verbrauch

Das gefällt uns weniger

Das gesparte Geld geht dafür für Sprit drauf. Der Stinger ist mit 10,8 Liter Normverbrauch etwas arg durstig. Klar, wir haben es hier mit einer 4,83 Meter langen und 1,83 Tonnen schweren Sport-Limousine mit Turbo-V6- und Allrad zu tun. Das braucht Energie.

Nichtsdestotrotz sind 10,8 Liter für 366 PS zu viel. Da gibt es heute deutlich effizientere Motoren. Immerhin, wir schlagen den Papierwert mit 10,7 Liter Testverbrauch und im Alltag sind locker auch mal unter zehn Liter möglich.

So fährt er

Nur, wollen wir den Stinger auch so sparsam fahren? Ja, wollen wir. Der Kia ist ein optimaler Cruiser für lange Strecken. Er bietet Limousinen-Qualitäten, doch sie werden um genau die richtige Prise Sportsgeist ergänzt. Immerhin gehts mit 510 Nm in 5,4 Sekunden auf Tempo 100 und mit 270 km/h Spitze ist er auf der deutschen Autobahn schneller als viele Nobel-Konkurrenten.

Am wohlsten fühlt sich der Stinger auf kurvigen Landstrassen. Weite Bögen hat er besonders gerne. Enge Passstrasse sind wegen Länge und Gewicht weniger sein Metier – zumindest bei ambitionierter Fahrweise. Aber in der Coupé-Limousine geniessen wir vor allem. Im Wissen, immer eine Leistungsreserve in der Hinterhand zu haben.

Blick-Fazit

Der Stinger ist der ganz andere Kia, ohne den Kern der Marke zu verleugnen. Selbst Alltagsfahrten machen in der schnittigen Limousine Spass. Zusätzliche Boxenstopps wegen des durstigen V6 muss man dann wohl in Kauf nehmen.

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