Hyundai i10 schon gefahren
Kleines Auto, grosse Sprüche

Dieser Zwerg riskiert eine dicke Lippe: «Go Big» lautet der Hyundai-Slogan zum neuen i10. Aber er übertreibt nicht mal: Der Kleinstwagen bleibt klein, legt aber in jeder Hinsicht zu – und wird als i10 «N Line» sogar zum 100-PS-Kurvenknaller.
Publiziert: 20.01.2020 um 11:21 Uhr
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«Go Big» lautet der ironische, angesichts des Gesamtpakets aber keineswegs falsche Hyundai-Slogan zum neuen i10.
Foto: Timothy Pfannkuchen
Timothy Pfannkuchen

Ausgerechnet «Go Big» lautet der Hyundai-Slogan zum neuen i10. Leidet der 3,67 Meter kurze Stadtzwerg unter Grössenwahn? Jein: Er spielt sympathisch mit der Selbstironie. Zum Beispiel, indem am Fahrevent in Lissabon (Portugal) ein Riesenfernglas vor zwei kleinen i10 und Slogan liegt (siehe Bildgalerie).

Doch der fette Spruch ist nicht übertrieben: Der kleinste Hyundai wird nicht grösser, reift aber von karger Minimal- zu erwachsener Rundum-Mobilität.

Internationaler Bestseller

Der neue i10 ist auch ein Statement, dass Kleinstwagen eine Zukunft haben: Es muss nicht SUV sein, was in der City glänzt. International ist der i10 für Hyundai sehr wichtig, bei uns jedoch kein Bestseller – was sich freilich auch dank des 100-PS-Zwergs «N Line» ändern könnte.

Plastik ja, ärmlich nein

Entwickelt und gebaut in Europa – das spürt man: Chic sieht der i10 aus, gerade mit optional schwarzem oder rotem Dach. Der wahre Fortschritt steckt innen. Hier macht der i10 das Beste aus unvermeidlichem Hartplastik.

Alles ordentlich verarbeitet, in der Basis schwarz und eher trist, aber in den höheren Varianten sehr wohnlich. Tipp: Helle Innenfarben sehen nobler aus. Uns gefallen viele Ablagen (samt Kabellos-Handylader) und ein für einen Stadtflitzer mit acht Zoll grosses Infotainment mit allem, was der digitalisierte Mensch so braucht: Apple Car Play, Android Auto, Vernetzung, Live-Navi.

Wenig Kritik, viel Lob

Kritik? Typisch Hyundai, setzt der i10 in keinem Bereich Highlights, kann dafür aber alles gleich gut – der perfekte Alltagsflitzer. Die Sitzflächen kurz – aber bequem. Das Lenkrad nur in der Höhe, nicht Tiefe verstellbar – fasst sich aber mit dickem Kranz fein an. Die Griffschalen der Türen billig – aber konturierte Oberflächen statt Folie als Dekor. Letzteres ist in dieser Preisklasse so selten wie Verstellboden im Kofferraum (252–1050 l) für fast ebene Ladefläche oder genug Platz im Fond. Erst zu dritt wirds hinten doch eng in dem Fünfplätzer.

Auch in Sachen Sicherheit ist viel da. Spurhalte-, Notbrems-, Fussgänger- und Fernlicht-Assistent etwa. Im i10 fühlt man sich nie, als habe man beim Kauf zu arg gespart – auch dank Keyless, Rückfahrkamera oder Lenkradheizung.

Drei Antriebe zur Wahl

Der 100-PS-Turbo kommt im Sommer. Ab März gibts zwei Sauger. Der fröhlich schnatternde Einliter-Dreizylinder (67 PS/49 kW, 96 Nm) zieht ab 2000/min gut und reicht in der City. Wer öfter bergauf muss, ist im 1,2-Liter-Vierzylinder (84 PS/62 kW, 118 Nm) mit etwas Drehzahl (ab 3000/min zieht er) entspannt und leise auf Tour: keine Rakete, aber dank unter 1,1 Tonnen richtig flott. Auf Probefahrt liegen beide keinen Viertelliter über Norm (5,6 bzw. 5,8 l/100 km). Auch die knackige Fünfgang-Schaltung gefällt. Mit Automat (1000 Fr.) geht nie die Post ab, aber für einen automatisierten Schalter ist er sehr sanft.

Kraftzwerg: Hyundai i10 «N Line»

Noch im Sommer rollt der Hyundai i10 auch als «N Line» an. Als T-GDi hat der Einliter-Dreizylinder dank Turbo 100 PS (74 kW) und 172 Nm ab 1500/min, so dass es mit nur 1,1 Tonnen Gewicht in 10,5 Sekunden auf 100 km/h und weiter bis Tempo 185 geht. Der «N Line» trägt neben Sportdekor (u.a. neue Front, 16-Zoll-Alus) innen rote Dekor-Elemente und Sportsitze. Tönt nach viel guter Laune. Preis des Fronttrieblers mit Fünfgang-Schaltgetriebe: 19'990 Franken.

zVg

Noch im Sommer rollt der Hyundai i10 auch als «N Line» an. Als T-GDi hat der Einliter-Dreizylinder dank Turbo 100 PS (74 kW) und 172 Nm ab 1500/min, so dass es mit nur 1,1 Tonnen Gewicht in 10,5 Sekunden auf 100 km/h und weiter bis Tempo 185 geht. Der «N Line» trägt neben Sportdekor (u.a. neue Front, 16-Zoll-Alus) innen rote Dekor-Elemente und Sportsitze. Tönt nach viel guter Laune. Preis des Fronttrieblers mit Fünfgang-Schaltgetriebe: 19'990 Franken.

Selbst das Fahrwerk sucht die güldene Mitte: Für seine Liga komfortabel, flitzt der i10 exakt und spassig um Ecken, erobert Parklücken im Nu und kann auch mal etwas flotter kurven, ohne zu früh über die Vorderpneus zu rubbeln.

Kein Elektro, dafür günstig

Kommt ein Stromer à la VW E-Up und Co., zumal Hyundai mit Ioniq und Kona Electric schon hat, was viele erst entwickeln? «Wir sehen in dem Segment angesichts der Bezahlbarkeit keinen Bedarf», sagt Europa-Marketingchef Andreas-Christoph Hofmann. Ein Hyundai will halt günstig sein: Der 1.0 «Pica» (67 PS) kostet 12’990 Franken samt fünf Jahren Garantie, der 1.2 «Launch» (84 PS) ab 18’190 Franken, dann bereits inklusive reichlicher Ausstattung.

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