Fahrbericht Brabus 900 Rocket R
Düsterer Fremdgeher

Die Zeiten, als Brabus allein Mercedes-Modellen imposante Flügel verlieh, sind längst vorbei. Mittlerweile hat sich die Marke auch anderen Herstellern geöffnet. Wie spektakulär das sein kann, zeigt der Brabus 900 Rocket R auf Basis des stärksten Porsche 911.
Publiziert: 15.11.2023 um 13:30 Uhr
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Aktualisiert: 15.11.2023 um 13:32 Uhr
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Brabus macht mit dem 900 Rocket R (Bild) einen Porsche Turbo S eine ganze Ecke schärfer.
Foto: Brabus
Stefan Grundhoff

Als ob ein Porsche 911 Turbo S mit seiner grandiosen Fahrdynamik und bis zu 650 PS (478 kW) nicht schon spektakulär genug wäre. Es geht noch eine ganze Ecke schärfer und das hat fraglos seinen Preis. Wer umgerechnet knapp 550'000 Franken übrig hat, kann bei Brabus einen 911 mit einer erfolgreichen Leistungskur im nordrhein-westfälischen Bottrop (D) als Hypersportler mit Alltagsqualitäten kaufen. Nach der imposanten Überarbeitung werden dem aufgeladenen Sechszylinder-Boxermotor im Heck spektakuläre 900 PS (662 kW) und wild ballernde 1000 Nm maximales Drehmoment entlockt.

Kein Porsche-Logo

Die Optik zeigt zwar noch einen Porsche 911, doch irgendwie anders – düsterer, wilder, verdorbener. Zu oft sind bei den potenten Brabus-Geschossen in diesem Zusammenhang schon Vergleiche zu Darth Vader und Batman bemüht worden, die wir uns an dieser Stelle – so passend sie sein mögen – sparen möchten. In jedem Fall gibt es für den gigantischen Aufpreis (der normale Porsche 911 Turbo S startet bei 282'800 Franken) nicht nur einen rustikal belederten Innenraum und die Leistungsspritze, sondern auch eine weitgehend neu kreierte Karosserie und das Porschesignet auf Haube und Lenkrad wird durch ein Brabus-Logo ersetzt.

Schürzen, Kotflügel, Seitenteile und Bürzelheck – all das hat bei den bekannten Elfer-Proportionen mit dem ursprünglichen Porsche 911 Turbo S nicht mehr viel gemein. Gigantische Karbonelemente sorgen allenthalben dafür, dass sich der Brabus 900 Rocket R als ein unerwartet eigenständiges Breitbaumonster präsentiert, das sich geradezu schamlos vom alles andere als dezenten Serienmodell abhebt.

Herr der Lage

Nicht weniger aufwendig zieht der Radsatz der 340 km/h schnellen Bodenrakete schon im Stand viele Blicke auf sich. Der Bottroper läuft vorne auf 255/45 ZR 21 und hinten auf 335/45 ZR 22 grossen Rädern im Aerodesign für eine perfekte Anströmung und eine nicht minder aufwendige Optik. Trotz des gewaltigen 21-/22-Zoll-Radsatzes hat der Brabus 900 Rocket R seine Nehmerqualitäten nicht vollends verloren. Er ist abhängig vom gewählten Fahrprogramm straff bis hart und bringt mit seinem variablen Allradantrieb seine Leistung in jedem Tempobereich mehr als imposant auf die Strasse.

Wer den Turbo-Allradler auf der Autobahn beschleunigt, dem entgleisen angesichts der bis zu umgesetzten 1000 Nm Drehmoment, wenig überraschend, geradezu die Gesichtszüge. Und allein die gut konturierten Sportsitze mit Klimatisierung sorgen dafür, Herr der Lage zu bleiben. Der Rocket 900 kann immer, will immer und schiebt immer – wild und dabei doch so präzise zu kontrollieren, wie man es vom Porsche 911 Turbo kennt.

Supersportler für den Alltag

Das Bild in diesem abgefahrenen Karbonkleid passt selten so perfekt wie beim Brabus 900 R Rocket, von dem nach aktuellen Plänen gerade mal 25 Fahrzeuge hergestellt werden sollen. Spätere Nachfolgeeditionen mit ähnlicher Leistungsausbeute sind dennoch keinesfalls ausgeschlossen. Und den Sonderwünschen in Sachen Innenraum sind wie bei allen Individualisierungen von Brabus kaum Grenzen gesetzt. Die robuste Wabensteppung im gesamten Innenraum der Edition Masterpiece ist anders, als man es von den meisten Sportwagen kennt, und erinnert gerade bei den Verkleidungen und Sitzen eher an einen exklusiven Geländewagen. Dabei ist die Griffigkeit von Lenkrad und Sitzwangen beeindruckend und gewinnt bei längerer Nutzung und der entsprechenden Patina wohl eher noch an Lebensqualität.

Was der umgerechnet rund 550’000 Franken teure Brabus 900 Rocket R neben seinen grandiosen Fahrleistungen, dem ungewöhnlichen Innenraum und der aufreizenden Karosserie bietet, ist das hohe Mass an Alltagsnutzen, das man von einem Porsche 911 – egal ob Turbo S oder nicht – eben kennt und auf jedem Kilometer geniesst. Mit diesem Power-Brabus im Show-Outfit gehts problemlos ins Büro oder auf eine längere Tour. Inklusive Gepäck. Welcher andere Hypersportler kann das schon?

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