In der Schweiz ist die neue US-Elektromarke Lucid nicht ganz unbekannt (siehe Box). Die Amis starteten Ende 2021 in der Heimat mit ihrem ersten Modell, dem 4,97 Meter langen Elektro-Viertürer Lucid Air. Ein direkter Rivale zum Tesla Model S. Ein Jahr später folgte der Markteintritt in Europa. Nach München (D) eröffnete Lucid wenig später neben Hilversum (NL) auch in Genf und Zürich (im Jelmoli an der Bahnhofstrasse) ein Verkaufsstudio. Und bald soll in der Zentralschweiz ein weiterer Stützpunkt folgen. Auch das Servicenetz wird laufend erweitert – bis Ende Jahr soll es europaweit rund 50 Lucid-Servicepunkte (neu auch in Zürich) geben.
Dennoch sind die Absatzzahlen in der Schweiz weiterhin sehr überschaubar. Im letzten Jahr wurden bei uns gerade mal 20 Lucid Air zum Preis ab 125’000 Franken neu zugelassen. Inzwischen hat Lucid seine anfänglich selbstbewussten Preise jedoch stark gesenkt. So gibts das neue Einstiegsmodell Air Pure RWD in Amerika neu schon ab 69’900 Dollar. Und auch bei uns in Europa wurden die Tarife nach unten angepasst. Allerdings kostet der Air Pure RWD in der Schweiz noch immer mindestens 91’000 Franken. Zum Vergleich: Das Tesla Model S gibts ab 84’990 Franken.
Bereits 2007 startete Lucid Motors – damals noch unter dem Namen Atieva – als Zulieferer für Elektroantriebe. Sieben Jahre später ging es los mit der Entwicklung des ersten eigenen Modells namens Air. Seit 2016 trägt die Firma den Namen Lucid Motors und residiert seit 2019 im kalifornischen Newark (USA). Gebaut wird der Air im Werk in Casa Grande (Arizona, USA, Bild), ein weiteres Werk entsteht in Saudi-Arabien. Im Endausbau sollen 300'000 Autos pro Jahr vom Band laufen.
Lucid Motors, wesentlich mitfinanziert vom saudi-arabischen Staatsfonds, hat ein sehr erfahrenes Führungsteam angeheuert: CEO Peter Rawlinson gilt als Vater des Tesla-Erfolgs, weil er als Entwicklungschef einst das Model S anschob. Der Hardware-Technikchef Eric Bach kam ebenfalls von Tesla. Die Finanzchefin Sherry House ist von General Motors zu Lucid gestossen, Designer Derek Jenkins stylte vorher Audis, Mazdas und VWs.
Bereits 2007 startete Lucid Motors – damals noch unter dem Namen Atieva – als Zulieferer für Elektroantriebe. Sieben Jahre später ging es los mit der Entwicklung des ersten eigenen Modells namens Air. Seit 2016 trägt die Firma den Namen Lucid Motors und residiert seit 2019 im kalifornischen Newark (USA). Gebaut wird der Air im Werk in Casa Grande (Arizona, USA, Bild), ein weiteres Werk entsteht in Saudi-Arabien. Im Endausbau sollen 300'000 Autos pro Jahr vom Band laufen.
Lucid Motors, wesentlich mitfinanziert vom saudi-arabischen Staatsfonds, hat ein sehr erfahrenes Führungsteam angeheuert: CEO Peter Rawlinson gilt als Vater des Tesla-Erfolgs, weil er als Entwicklungschef einst das Model S anschob. Der Hardware-Technikchef Eric Bach kam ebenfalls von Tesla. Die Finanzchefin Sherry House ist von General Motors zu Lucid gestossen, Designer Derek Jenkins stylte vorher Audis, Mazdas und VWs.
Den Vergleich mit Tesla hört man bei Lucid freilich nicht gerne. Im Gegensatz zu Tesla sei Lucid ein Premiumbrand, «und technisch ist unser Air Pure mit dem veralteten Model S nicht zu vergleichen», klärt uns Lucid-Techniker Jürgen Fuchs fast etwas entrüstet auf. So waren wir auf die ersten Fahreindrücke im neuen Lucid-Basismodell gespannt.
Natürlich, an die brutale Beschleunigung der stärkeren und allradgetriebenen Air-Varianten GT (831 PS) oder Sapphire (1254 PS!) reicht jene des Hecktrieblers Pure nicht ran. Aber auch die 442 PS (325 kW) und 550 Nm sorgen in der knapp fünf Meter langen Limousine für ordentlich Dampf. Auf der Autobahn von München Richtung Salzburg müssen wir uns mit dem maximal 200 km/h rennenden Lucid nicht verstecken. Und auch die Beschleunigung von 4,7 Sekunden auf Tempo 100 ist für einen zwei Tonnen schweren Fünfplätzer mit 88-kWh-Akku und insgesamt über 2000 Liter Kofferraum (vorne und hinten) beeindruckend.
747 Kilometer Reichweite
Doch für die meisten wohl das Hammerargument dürfte die – realistische – Reichweite von über 700 Kilometern sein. 747 Kilometer sind es offiziell gemäss WLTP-Testverfahren. «Wir haben halt ein Antriebskonzept, das sich durch einen extrem sparsamen Stromverbrauch auszeichnet, und den Lucid Air Pure zur effizientesten Elektrolimousine der Welt macht», erklärt Jürgen Fuchs stolz. Und offenbart auch gleich das Geheimnis: «Wir glauben an weniger Umdrehungen und an eine längere Übersetzung.»
Lucid gibt für den Air Pure RWD einen Durchschnittsverbrauch von 13,0 kWh/100 km an. Das schaffen wir auf unserer Testfahrt mit viel Autobahnanteil und auch mal Tempi von über 150 km/h nicht. Aber auch unsere 18,2 kWh/100 km sind beachtlich und machen den Lucid tatsächlich zur Langstreckenlimousine. Und muss man dann doch mal an den Schnelllader, werden dank 650-Volt-Technik bei maximal 210 kW in nur 20 Minuten Strom für weitere 400 Kilometer «nachgetankt». Beim Fahren unterscheidet sich der Pure nicht gross von seinen stärkeren Luxus-Brüdern. Auch ohne Luftfederung wirkt das Lucid-Fahrwerk mit den adaptiven Dämpfern komfortabel abgestimmt, trotz der optionalen 20-Zoll-Räder (Serie sind 19-Zöller).
Das Cockpit des Lucid Air Pure konzentriert sich aufs Wesentliche, ist aber nicht ganz so reduziert wie etwa bei Tesla. Vielmehr gibts einen auch optisch hübschen Mix aus analogen und digitalen Eingabemöglichkeiten, Letzteres auch über einen mittig angeordneten Touchscreen, der sich zudem auf Wunsch wegklappen lässt. «Weniger ist manchmal eben mehr», erklärt Fuchs lächelnd. Und verrät uns zum Abschied noch: «Schon nächstes Jahr folgt der Elektro-SUV Gravity, eine Weiterentwicklung des Air. Und 2027 kommt dann ein günstigerer Mid-Size-SUV.» Spätestens dann dürften auch die Lucid-Absatzzahlen bei uns in der Schweiz in die gewünschten Höhen klettern.