Erster Fahrbericht Hyundai Santa Fe
Der koreanische Land Rover

Der neue Hyundai Santa Fe ist kaum wiederzuerkennen. Die fünfte Generation wird grösser, kantiger und komfortabler – und wirkt wie ein koreanischer Land Rover. Wir sind das neue SUV-Flaggschiff von Hyundai gefahren.
Publiziert: 10.09.2024 um 13:30 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2024 um 13:34 Uhr
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Optisch ist die fünfte Generation des Hyundai Santa Fe kaum mehr wiederzuerkennen.
Foto: SAMUELLER PHOTOGRAPHY

Auf einen Blick

  • Neuer Hyundai Santa Fe bietet mehr Platz und Komfort.
  • Komplett neues Design.
  • Nur noch Benzin-Hybridantriebe, aber kein Diesel mehr.
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Raoul SchwinnenRedaktor Auto & Mobilität

Es war ein Kundenbedürfnis. Globale Umfragen ergaben, dass sich Kunden bei einem neuen Santa Fe vor allem mehr Platz wünschen. Nur logisch also, dass die inzwischen fünfte Generation des Hyundai-SUV-Flaggschiffs Santa Fe um 4,5 Zentimeter auf stattliche 4,83 Meter Länge, der Radstand um fünf Zentimeter auf 2,82 Meter und der Kofferraum nach Umklappen aller Rücksitze auf bis zu 2025 Liter anwächst.

Auch sonst ist der neue Santa Fe im Vergleich zum Vorgänger kaum wiederzuerkennen. Chef-Designer SangYup Lee (54), der früher für VW, Porsche, Bentley und GM arbeitete, hat ganze Arbeit geleistet – und das Fahrzeug nicht wie üblich von vorne nach hinten, sondern genau umgekehrt entwickelt. So entstand rund um den riesigen Laderaum mit weit aufschwingender Heckklappe und niedriger Ladekante die wuchtig und kantig wirkende Karosserie, wie wir sie zum Beispiel auch von Land Rover kennen.

Kantig, aber aerodynamisch

Der neue Look des Santa Fe kommt nicht überall gut an. «Selbst intern gabs Kritik», weiss Lukas Hasselberg vom Schweizer Importeur Astara. So soll der Chefingenieur beim ersten Anblick die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und den kantigen SUV verärgert als «Aerodynamik-Desaster» bezeichnet haben. Allerdings kannte er da den cW-Wert des Fahrzeugs noch nicht. Dieser ist nämlich trotz der wuchtigen Erscheinung erstaunlich gut und mit 0,29 gar um 0,04 besser als jener des rundlich-glatten Vorgängers. Wie ist das möglich? «Dank eines glatten Unterbodens, aerodynamischen Kniffen an den Radläufen, einem Dach-Heckspoiler, unter dem sich auch der Heckscheibenwischer versteckt, und einem aktiven Jalousien-Kühlergrill», erklärt ein Hyundai-Techniker vor unserer Testfahrt. Und macht uns mit einem Schmunzeln auch auf die überall am und im Fahrzeug anzutreffende H-Signatur aufmerksam – am besten zu erkennen an den Scheinwerfern und den Heckleuchten.

Wir fahren los und merken schnell: Das Raumgefühl im neuen Santa Fe ist tatsächlich ausgezeichnet. Es gibt nicht nur mehr Bein-, sondern auch mehr Kopffreiheit. Die zweite Sitzreihe lässt sich nach Bedarf längs verschieben, und selbst auf den hintersten zwei Plätzen gibts jetzt, dank um zehn Grad neigbaren Rückenlehnen, ausreichend Platz über dem Scheitel. Einzig das Einsteigen auf die zwei hintersten Sitze schaffen weiterhin wohl nur gelenkige Kids. Wer übrigens möchte, kann sich den Santa Fe auch mit sechs komfortableren Einzelsitzen statt der mittleren Rückbank bestellen.

Das Cockpit gefällt. Es gibt zwei 12,3-Zoll-Monitore im angesagten Curveddesign aus dem Konzernregal – einer für die digitalen Instrumente, der andere als Touchscreen fürs Infotainment. Die Klimaanlage lässt sich über ein weiteres, 6,6 Zoll grosses Display steuern – auch das kennen wir doch schon von einem britischen Rivalen. In der grossen Mittelkonsole können zwei Handys induktiv mit Strom versorgt werden oder alternativ in einem weiteren Fach über einen der USB-C-Anschlüsse. Praktisch: Das grosse Ablagefach zwischen den Vordersitzen lässt sich sowohl von vorne als auch von der mittleren Sitzreihe aus öffnen und benutzen.

Keine Dieselmotorisierung mehr

Das komfortabel abgestimmte Fahrwerk, das Schlaglöcher und fiese Querfugen gut ausbügelt und dabei kaum nachwippt, trägt mit zum entspannten Reisen bei. Das gilt auch für den sich wie im Flugzeug per Knopfdruck in Relax-Stellung bringenden Beifahrersitz oder die sanft schaltende 6-Gang-Automatik. Womit wir bei der Technik angelangt wären. Den neuen Hyundai Santa Fe 4x4 gibts in vier verschiedenen Ausstattungslinien, aber nur noch mit elektrifiziertem Hybrid- oder -Plug-in-Hybridantrieb. Die Basis dafür ist ein 1,6-Liter-Turbobenziner, der als Hybrid zusammen mit dem E-Modul eine Systemleistung von 215 PS leistet. Die Plug-in-Version kommt auf 253 PS Systemleistung und eine rein elektrische Reichweite von 50 Kilometer – was mit Blick auf die Konkurrenz nicht besonders viel ist.

Von diesem Benzin-Hybrid-Antrieb darf man bei einem Fahrzeuggewicht von rund 2,2 Tonnen keine sportlichen Wunder erwarten (0–100 km/h in 9,3 bzw. 9,8 s, Spitze 180 km/h). Viele werden jedoch der bärenstarken Dieselmotorisierung nachtrauern, die es für den neuen Santa Fe nicht mehr gibt. Immerhin entschieden sich beim Vorgänger in der Schweiz mehr als die Hälfte für den Selbstzünder – wohl auch wegen der 2,5 Tonnen Zugkraft. Als Benzin-Hybride hat der Santa Fe «nur» noch 1,1 Tonnen Anhängelast und eignet sich daher kaum mehr als Zugfahrzeug für Pferdeanhänger oder Wohnwagen.

Hyundai rechnet damit, dass sich in der Schweiz künftig zwei Drittel für die Hybrid- und ein Drittel für die Plug-in-Hybridvariante entscheiden werden. Preislich startet das Basismodell, der Fünfplätzer-Hybrid, ab 54'900 Franken, den Plug-in gibts ab 71'900 Franken.

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