Rund 25 Jahre ist es her, dass sich Volvo vom Hinterradantrieb verabschiedet hat. Der Volvo 940 ist heute ein gesuchter Klassiker. Jetzt kramt der schwedische Hersteller beim XC40 Recharge Pure Electric diese Antriebsform wieder aus dem Technikregal hervor.
Nein, es sei kein Nostalgieanfall, erklärt Lutz Stiegler, bei Volvo für die elektrischen Antriebe verantwortlich. Vielmehr habe der Antriebssprung zurück in die Zukunft ganz rationale Gründe: «Damit steigern wir die Effizienz deutlich.»
Machtwechsel zugunsten der Effizienz
«Der neue XC40 Recharge Twin hat eine um rund 100 Kilometer grössere Reichweite,» erklärt Stiegler. Diese sei ein Resultat des kompletten Technikumbaus: «Bis auf den Klimakompressor und die 12-Volt-Batterie ist alles neu oder massiv verändert», so Stiegler.
Statt zwei gleichstarker Permanentmagnet-Synchronmaschinen mit jeweils 204 PS (150 kW) Leistung setzt der schwedische Autobauer jetzt auf ein gemischtes Doppel. Neu arbeiten ein Asynchron-Elektromotor mit 150 PS (110 kW) an der Vorderachse und ein Permanentmagnet-Elektromotor mit 258 PS (190 kW) an der Hinterachse zusammen. Das führt zu einer unveränderten Systemleistung von 408 PS (300 kW).
Der verbesserte Siliziumkarbid-Inverter bringt dabei etwa fünf Prozent mehr Effizienz. Damit einher geht der Machtwechsel: Die Hinterachse hat jetzt das Sagen. Der Asynchron-Elektromotor kann unbestromt ohne grosse Verluste mitlaufen und wird bei Bedarf blitzschnell zugeschaltet. Dieses Prinzip findet sich schon im Audi Q4 e-tron. Das neue Antriebslayout verbessert zudem die Rekuperation.
Antrieb: 2 E-Motoren, vorne 150 PS (110 kW), hinten 258 PS (190 kW), Systemleistung 408 PS (300 kW), 250 Nm vorne, 420 Nm hinten Nm ab 1/min, 1-Gang-Automat, Allradantrieb, Batterie 82 kWh (79 kWh netto).
Fahrleistungen: 0–100 km/h 4,8 s, Spitze 180 km/h (abgeregelt).
Masse: Länge/Breite/Höhe 4,44/1,87/1,65 m, Gewicht 2170 kg, Laderaum 452–1328 Liter plus 31 Liter Frunk.
Umwelt: Verbrauch Werk/Test 17,6 kWh/20,3 kWh /100 km, 0 g/km CO₂-Ausstoss lokal, Energieeffizienz A
Preise: Single Motor ab 52'800 Franken, Twin Motor ab 62'400 Franken
Antrieb: 2 E-Motoren, vorne 150 PS (110 kW), hinten 258 PS (190 kW), Systemleistung 408 PS (300 kW), 250 Nm vorne, 420 Nm hinten Nm ab 1/min, 1-Gang-Automat, Allradantrieb, Batterie 82 kWh (79 kWh netto).
Fahrleistungen: 0–100 km/h 4,8 s, Spitze 180 km/h (abgeregelt).
Masse: Länge/Breite/Höhe 4,44/1,87/1,65 m, Gewicht 2170 kg, Laderaum 452–1328 Liter plus 31 Liter Frunk.
Umwelt: Verbrauch Werk/Test 17,6 kWh/20,3 kWh /100 km, 0 g/km CO₂-Ausstoss lokal, Energieeffizienz A
Preise: Single Motor ab 52'800 Franken, Twin Motor ab 62'400 Franken
Verbesserte Batterie
Die Energie für die 541 Kilometer Reichweite kommt von der verbesserten 82-kWh-Batterie (79 kWh netto). Damit schnellt die Ladeleistung an DC-Stationen auf 200 kW hoch und die Akkus sind in 28 Minuten von 10 auf 80 Prozent gefüllt. Als Verbrauch gibt Volvo 17,6 kWh/100 Kilometer an – wir kamen bei unserer Testfahrt über Autobahnen, Landstrassen und durch Städte auf 20,3 kWh/100 km. Das AC-Stromtanken erledigt ein dreiphasiger 11 kW Onboard-Lader. Die 69-kWh-Akkus des Vorgängers bietet Volvo weiterhin für die Version mit reinem Heckantrieb an.
Wie gesagt führte uns unsere Testfahrt auch Überland. Wer da mit 408 PS keinen Spass hat, sitzt beim Volvo im falschen Auto. Durch die Hecklastigkeit des Antriebs geht der 4,40 Meter lange E-Crossover deutlich ambitionierter durch Kurven als bisher. Das Heck ist lebendiger, kann aber die leichte Untersteuerneigung nicht gänzlich kaschieren, reduziert sie aber deutlich.
Mehr zum schwedischen Autohersteller
Fahrspass in einem Modus
Die Topversion des Volvo XC40 Recharge Pure Electric Twin Motor absolviert den Sprint von 0 auf 100 km/h in 4,8 Sekunden und darf jetzt auch bis zu 180 km/h schnell fahren. Das sind 20 km/h mehr als bisher. Zur Fahrdynamik passt das Fahrwerk, das nicht zu weich abgestimmt ist und kein nerviges Nachwippen beim Überfahren von Bodenwellen zulässt.
Einen Fahrmodus-Schalter sucht man allerdings vergebens. Fast die gesamte Bedienung läuft über den Touchscreen, dessen oberste Menüebene dem eines Smartphones gleicht. Kein Wunder, schliesslich basiert das Infotainment nach wie vor auf Android. Lediglich die Lenkung lässt sich sportlicher abstimmen. Aber der Unterschied zur Standard-Einstellung ist marginal.
Im Innenraum hat sich der XC40 Recharge kaum verändert: Das Ambiente ist nach vor skandinavisch schlicht. Der zentrale Touchscreen ist neun Zoll gross, was nach aktuellen Massstäben eher klein ist. Auch der dicke Rahmen um den Bildschirm wirkt wenig zeitgemäss und dürfte schmaler sein. Apropos schmal: Für den schmalen Geldbeutel ist der Volvo XC40 Recharge Pure Electric Twin Motor Ultimate nicht. Unser Testwagen kostet 65'100 Franken.