Volvos Edel-Elektrotochter Polestar hat das dritte Modell der noch jungen Firmengeschichte enthüllt. Wie bereits im Sommer bekannt wurde, handelt es sich beim Polestar 3 um einen SUV der oberen Mittelklasse. Beim Design des 4,90 Meter langen und 1,61 Meter hohen Fahrzeugs habe man versucht, skandinavischen Purismus mit den wichtigsten Charakteristiken eines SUVs zu verbinden, sagt Polestar-CEO Thomas Ingenlath: «Der Polestar 3 ist ein leistungsstarker Elektro-SUV, der mit einem unverwechselbaren, skandinavischen Design und exzellenter Fahrdynamik alle Sinne anspricht.»
Trotz kraftvoller Statur hätte man Wert auf aerodynamische Eigenschaften gelegt. Umgesetzt in Designelementen wie den vorne in der Motorhaube sowie im Heckspoiler integrierten Aero Wing und Aeroblades am Heck. Hinzu kommen zusätzliche Elemente wie die geteilten Scheinwerfer oder die sogenannte SmartZone. «Diese Fläche unter dem vorderen Aero Wing, in der mehrere nach vorne gerichtete Sensoren, ein beheiztes Radarmodul und eine Kamera untergebracht sind, wird zum Markenzeichen des Polestar-Designs», sagte Ingenlath.
Big Brother innen und aussen
Die Liste der Technik-Highlights ist lang: Serienmässig verfügt der in Schweden entworfene und in China gebaute Polestar 3 über fünf Radarmodule, fünf Aussenkameras und zwölf Ultraschallsensoren, deren Daten in der neuen Software-Plattform von Chip-Spezialist Nvidia verarbeitet werden. Neueste von Polestar-Mutter Volvo entwickelte Innovation sind Radarsensoren im Innenraum, die erkennen, wenn Kinder oder Haustiere unbeabsichtigt im Fahrzeug zurückgelassen werden. Das System, das mit der Klimaanlage verbunden ist, kann im Notfall kühlen oder heizen, um Hitzschlag oder Unterkühlung zu vermeiden.
Der Innenraum wirkt auf den ersten Bildern hingegen alles andere als technoid: schlicht und edel, mit nachhaltigen Materialien in Naturfarben wie bioverträgliche Mikrofasern, tierschutzkonformes Leder und vollständig rückverfolgbare Bezüge aus Wolle. In der Mitte des Cockpits thront ein 14,5 Zoll grosser Touchscreen, bei dem wie schon im Polestar 2 das mit Google entwickelte Betriebssystem Android Automotive OS zum Einsatz kommt. Es kann wie heute üblich «over-the-air» mit Updates versorgt werden, ohne dass dafür ein Servicepunkt angesteuert werden muss.
Kraft aus zwei Elektro-Herzen
Im Grundsatz bleibt aber auch der 3er ein Auto zum Fahren: Das Lancierungsmodell hat je ein E-Motor pro Achse, die zusammen maximal 490 PS (360 kW) und 840 Nm Drehmoment leisten. Mit dem optional erhältlichen Performance-Paket steigt die Leistung gar auf 517 PS (380 kW) und 910 Nm. Den Sprint von 0 auf 100 km/h soll der Polestar 3 in 5,0 Sekunden (4,7 s als Performance) absolvieren und eine Spitze von 210 km/h erreichen. Neben einstellbarem One-Pedal-Driving ist der SUV mit einer elektrischen Torque-Vectoring-Doppelkupplung an der Hinterachse ausgestattet, die den hinteren Motor für mehr Effizienz entkoppeln kann, womit der Polestar 3 kurzzeitig vom Allradler zum Fronttriebler wird.
Ausserdem kommt eine neue, adaptive Luftfederung zum Einsatz – für den Wechsel zwischen komfortableren und dynamischen Federungseigenschaften. Das Fahrzeug kann seine aktive Dämpfergeschwindigkeit alle zwei Millisekunden elektronisch anpassen. «Unser Ziel war es, die Leistung und Präzision zu bieten, die alle Polestar-Fahrzeuge auszeichnen, ohne dabei den Komfort des Fahrens im Alltag zu beeinträchtigen», sagt Joakim Rydholm, Chief Chassis Engineer von Polestar.
Hohe Reichweite, hohe Preise
Für genügend Saft sorgt eine 111 Kilowattstunden grosse Batterie im Unterboden, dank der der Polestar 3 bis zu 610 Kilometer weit stromern soll. Die maximale DC-Ladeleistung beträgt 250 kW. Serienmässig ist eine Wärmepumpe an Bord, welche die Umgebungswärme für die Klima- und Batteriekonditionierung nutzen kann. Ausserdem ist der Polestar 3 für bidirektionales Laden gerüstet.
Auch wenn die Produktion im chinesischen Werk Chengdu von Kooperationspartner Geely erst Mitte 2023 anlaufen soll, stehen die Preise für das Lancierungsmodell schon fest: Der umfangreich ausgestattete Polestar 3 Long Range Dual Motor steht mit 99'900 Franken im Preisblatt. Onlinebestellungen sind ab sofort möglich. Die ersten Fahrzeuge für den europäischen Markt werden für Herbst 2023 erwartet. Eine zusätzliche Fertigung im US-Werk in Ridgeville wird voraussichtlich Mitte 2024 folgen. Der Polestar 3 wäre dann das erste Modell der Marke, das auf zwei Kontinenten produziert wird.