Erste Fahrt im neuen Aston Martin DB12 Volante
Elektrisch? Nein danke!

Aston Martin startet mit dem neuen CEO Adrian Hallmark und dem frischen Aushängeschild DB12 Volante in den Sommer. Wir sind den atemberaubenden, offenen Briten bereits gefahren.
Publiziert: 17.04.2024 um 16:25 Uhr
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Wie das bereits erhältliche Aston-Martin-Coupé DB12 ist auch der neue offene DB12 Volante optisch eine Augenweide.
Foto: MARCUS WERNER
Stefan Grundhoff

Nicht nur der von Bentley neu zu Aston Martin stossende CEO Adrian Hallmark (61) freut sich auf den Aston Martin DB12 Volante, sondern auch all jene, die seit der Enthüllung im letzten Sommer auf die offene DB12-Variante warten. Und das Warten aufs neue Aushängeschild der Marke lohnt sich. Optisch steht der offene Volante dem geschlossenen DB12 Coupé in nichts nach – selbst wenn das Stoffverdeck geschlossen ist. Die wohlgeformten Proportionen des 4,72 Meter langen Luxuscabrios sind ein Augenschmaus und Genuss.

Das Gleiche gilt für den Antrieb. Natürlich darf man darüber den Kopf schütteln, dass Aston Martin sich auch bei seinem offenen DB12 keine Gedanken über eine zeitgemässe und angesagte Elektrifizierung macht. Elektrisch? Nein danke! Egal, wenn der Normverbrauch dabei bei über zwölf Litern auf 100 Kilometern liegt (Werksangabe: 12,2 l/100 km).

680 PS aus Vierliter-V8-Biturbo

Denn der DB12 wird zwar nicht mehr von einem Zwölfzylinder-Benziner (wie dies die Modellbezeichnung weiterhin suggerieren könnte), sondern vom bekannten Vierliter-V8-Biturbo-Benziner in Verbindung mit einer ZF-Achtgang-Automatik angetrieben. Dank grösseren Turboladern leistet dieser jetzt beeindruckende 680 PS (500 kW) und ein maximales Drehmoment von 800 Newtonmeter schon ab 2750 Umdrehungen pro Minute.

Und Letzteres sorgt bei uns für grosse Entzückung, als es auf der Testfahrt von der langen Autobahngeraden in die langgezogenen Kurven des Schwarzwaldes geht. Da glänzt der DB12 mit einem souveränen Fahrgefühl, obwohl die Strassen längst nicht immer perfekt asphaltiert sind. An Brems- und Scheitelpunkte müssen wir uns zwar wegen der endlos lang wirkenden Haube erst gewöhnen. Perfekt sind dagegen das elektronische Hinterachsdifferenzial und die fast ausgewogene Gewichtsverteilung des knapp zwei Tonnen schweren Cabrios. Auf der welligen Fahrbahn vermissen wir allerdings einen variablen Allradantrieb, wie es ihn beispielsweise beim Porsche 911 Turbo S Cabrio oder mittlerweile auch für den Mercedes AMG SL 63 gibt.

In 3,6 Sekunden auf Tempo 100

Überhaupt entpuppt sich der offene Aston bei unserer Fahrt als ziemlich puristisch. Sein Windschott aus wenig standesgemässem Hartplastik lässt gerade bei höheren Tempi dennoch eine spürbare Brise ins Cockpit strömen. Bei der Konkurrenz erhältliche Komfortdetails wie heizbare Armlehnen oder Nackenföhn bieten die Briten nicht. Da müssen Sitzheizung, hochgeklapptes Windschott und hochgefahrene Seitenscheiben bei den frischen Frühlings-Temperaturen reichen.

Wenn wir wirklich wollten, könnte der Aston Martin DB12 Volante in 3,6 Sekunden auf Tempo 100 und weiter bis wahnwitzige 325 km/h Spitze beschleunigen. Im Alltag natürlich unerheblich, für Fachsimpeleien im Bekanntenkreis aber nett. Und wohl nicht nötig zu erwähnen, dass der V8-Biturbo bei unserer Fahrt mit offenem Verdeck (dieses schliesst und öffnet in 14 Sekunden – auch bei Fahrt bis 50 km/h) wie Musik in unseren Ohren klingt. Dieser Sound degradiert selbst das 1170-Watt-Soundsystem von Bowers & Wilkins mit seinen 15 Lautsprechern zur Bedeutungslosigkeit.

Zeitgemäss, aber nicht innovativ

Im Cockpit bleibt der neue DB12 ein typischer Aston Martin. Zeitgemäss zwar, aber alles andere als innovativ. So könnten die digitalen Instrumente hinter dem griffigen Lenkrad gerne etwas grösser sein – ein Head-up-Display fehlt gar ganz. Und der Winkel des zentralen 10,25-Zoll-Touchscreens ist bei offenem Verdeck und Sonnenschein alles andere als ideal. Platz gibts für zwei Erwachsene, die ihr Gepäck nicht nur im 262 Liter kleinen Laderaum, sondern auch auf der winzigen Rücksitzbank unterbringen möchten.

Unser Kurzurteil nach der ersten Ausfahrt im neuen Aston Martin DB12 Volante: mässiger Alltagsnutzen bei grandiosem Fahrspass für mindestens stattliche 250’000 Franken. Dennoch sind wir überzeugt, dass das atemberaubend schöne Cabrio seine Liebhaber finden wird.

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