Auf einen Blick
- Leapmotor T03: günstiges, vollelektrisches Stadtauto für Europa
- 95 PS (70 kW), 158 Nm, 130 km/h Spitze, 265 km Reichweite
- Der T03 wird von Emil Frey für weniger als 20'000 Franken importiert
Langsam reift auch in der Autobranche die Erkenntnis, dass der Erfolg der Elektromobilität nicht von teuren Autos, sondern von den für jedermann erschwinglichen «Volkswagen» abhängt. Während VW schon seit einiger Zeit an einem Elektroauto für 25’000 Euro oder weniger herumdoktert, setzen JAC mit dem e-JS1, Dacia mit dem Spring oder Citroën mit dem ë-C3 dieses Konzept bereits um.
Jetzt wagt der chinesische Autobauer Leapmotor mit dem vollelektrischen T03 für in Deutschland 18’900 Euro (Schweizer Preise stehen noch nicht fest) den Sprung nach Europa. Interessanterweise hat sich der Stellantiskonzern mit 51 Prozent die Mehrheit am Joint Venture Leapmotor International gesichert. Der T03 soll ab November im polnischen Tichy als CKD (Complete Knock-Down), also aus fertig angelieferten Modulen, zusammengesetzt werden. Clever, so gilt er als in Europa produziert und drohende Strafzölle fallen weg.
Überraschende Strategie
Bemerkenswert ist die Tatsache, dass der T03 ein direkter Konkurrent des ë-C3 von Stellantistochter Citroën ist. Ein Umstand, der auf den ersten Blick nicht in die Stellantis-Markenstrategie passt. Doch Konzernchef Carlos Tavares (66) weiss genau, was er tut. Intern soll er schon mehrmals gesagt haben, dass Leapmotor ohnehin geplant hatte, nach Europa zu kommen. Und dann sei es doch besser, sich mit ihnen zusammenzutun, als sie zu bekämpfen. Frei nach dem Motto: If you can’t beat them, join them – wenn du sie nicht schlagen kannst, schliesse dich ihnen an. Gesagt, getan. Der Leapmotor T03 wird in der Schweiz übers Importnetz der Emil Frey Gruppe, die auch die Stellantismarken Citroën, DS, Opel und Peugeot importiert, verkauft. Die ersten Fahrzeuge sind bald da.
Auf den ersten Blick ist der 3,62 Meter lange und 1,65 Meter hohe Chinese keine Schönheit. Er sieht aus wie eine Mischung aus einem zu heiss gewaschenen London-Taxi (Silhouette) und einem neuen Fiat 500, dessen Designer gerade von einer Cannabis-Party zurückgekommen ist (Front). Doch die Optik ist bekanntlich Geschmackssache. Jedenfalls gibts den T03 lediglich in den drei Farben Hellblau, Silber und Weiss. Dafür ist die Serienausstattung erstaunlich umfangreich. So gibts zum Basispreis unter anderem eine Rückfahrkamera inklusive Parksensoren hinten, sechs Airbags, eine manuelle Klimaanlage, elektrisch verstellbare Aussenspiegel und elektrische Fensterheber an allen vier Türen. Dazu nicht weniger als zehn Assistenzsysteme wie adaptiver Tempomat, Totwinkelwarner und Frontkollisionswarner inklusive Notbremsassistent. Den neuen EU-Vorschriften geschuldet ist die Verkehrszeichenerkennung, die allerdings eher nach dem Zufallsprinzip funktioniert (auf der Autobahn blinkte beharrlich 50 km/h im Display) – doch das ist auch bei teureren Autos oft nicht anders.
Munter und 265 Kilometer Reichweite
Im Fond gibts für Erwachsene wenig Platz und die Türausschnitte sind ziemlich klein. Auch auf den Vordersitzen wirds ziemlich eng, wenn zwei ausgewachsene Personen sich den T03 teilen. Schliesslich ist der kompakte Chinese nur 1,58 Meter breit. Dafür gefällt das angesichts des Preises überhaupt nicht billig wirkende Cockpit mit Klavierlack sowie Hartplastik und genarbten Oberflächen – da sind die Chinesen ohnehin gut. Die Bedienung des 10-Zoll-Touchscreens ist eingängig. Allerdings wären ein paar analoge Schalter und Knöpfe, etwa zur Bedienung der Klimaanlage, ganz hilfreich.
Antrieb: E-Motor, 95 PS (70 kW), max. Drehmoment 158 Nm bei 1/min, 1-Gang-Automatik, Vorderradantrieb
Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 12,7 s, Spitze 130 km/h
Masse: Länge/Breite/Höhe 3,62/1,58/1,65 m, Leergewicht 1175 kg, Kofferraum 210 bis 508 l
Werksverbrauch (WLTP): 16,3 kWh/100 km, 0 g CO₂, Energie: A, Reichweite 265 km
Preis: ab 18’900 Euro (die Preise für die Schweiz stehen noch nicht fest)
Antrieb: E-Motor, 95 PS (70 kW), max. Drehmoment 158 Nm bei 1/min, 1-Gang-Automatik, Vorderradantrieb
Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 12,7 s, Spitze 130 km/h
Masse: Länge/Breite/Höhe 3,62/1,58/1,65 m, Leergewicht 1175 kg, Kofferraum 210 bis 508 l
Werksverbrauch (WLTP): 16,3 kWh/100 km, 0 g CO₂, Energie: A, Reichweite 265 km
Preis: ab 18’900 Euro (die Preise für die Schweiz stehen noch nicht fest)
Auch punkto Leistung darf sich der Leapmotor T03 sehen lassen. Mit 95 PS (70 kW), 158 Nm und einer Spitze von 130 km/h ist er beispielsweise deutlich potenter und schneller unterwegs als der ähnlich teure Dacia Spring (65 PS/48 kW, 113 Nm, 125 km/h). Wir waren in der Stadt, wo der Leapmotor 03 zu Hause ist, auf Landstrassen sowie zügig auf Autobahnen unterwegs und kamen auf einen Durchschnittsverbrauch von 13,4 kWh/100 km. Das sind sogar 2,9 kWh/100 km weniger als von Leapmotor angegeben. Das Fahrwerk ist komfortabel abgestimmt. Dadurch neigt sich der T03 bei schnellen Kurvenfahrten etwas. Auch die Lenkung dürfte direkter sein, aber auch daran gewöhnt man sich. Der kurze Radstand von 2,40 Metern führt zu einem Wendekreis von unter zehn Metern, was beim Rangieren ganz praktisch ist.
Bald auch beim Laden flotter
Der T03 hat eine 37,3 kWh grosse Batterie an Bord, was für eine WLTP-Reichweite von 265 Kilometern reicht. Derzeit lädt er bei einem Wechselstromanschluss mit einphasigen 6,6 kW Energie. Ab November soll das AC-Stromtanken dann dreiphasig und schneller funktionieren. An einer DC-Säule sind es 45 kW und 36 Minuten von 30 auf 80 Prozent. Zum Vergleich: Der Dacia Spring lädt mit 3,7 beziehungsweise 30 kW (DC).
Fazit: Der Leapmotor T03 ist ein richtig gutes, vollelektrisches Stadtauto zum von vielen geforderten, günstigen Preis. Und hat so bei uns und in vielen weiteren europäischen Ländern das Potenzial, ein echter Volkswagen zu werden. VW sollte deshalb ganz genau hinschauen, ehe sie ihren schon lange angekündigten, günstigen Volksstromer dann auch mal noch lancieren.